Er: Und ich noch weniger. Ich lief aber gleich zum Märe, und fragte ihn, warum du arretirt wärest. Er wies mir den Befehl von Paris, aber da fand ich weiter nichts, als daß man dich eines kontrerevolutionnären Verbrechens im allgemeinen beschuldiget. Der öffentliche Ankläger, heißt es, solle in einigen Tagen seine Instruktion deinetwe- gen erhalten.
Nun ging mir ein fürchterliches Licht auf! Sollte mein Brief an Dentzel dem Wohlfahrts- ausschuß übergeben seyn? Das war mir jezt ge- wiß. Aber wer hat dem Wohlfahrtsausschuß denn gesagt, was ich in Landau habe machen sollen? Mein Verdacht fiel gleich auf Dentzel; und da bemeisterte sich eine sehr unedle Rachsucht meiner Seele: ich wollte ihn verderben, ohne meiner selbst zu schonen. Es schien mir so süß, so angenehm, den, der mich hätte verrathen können, mit mir ins Verderben zu reißen. Ich schäme mich noch jezt dieser sehr unedlen Empfindung, welche ich damals in der ersten Aufwallung hatte; aber da- mals war sie mir vielleicht zu vergeben. Der Er- folg scheint indessen doch zu beweisen, daß Den- tzel, als ehrlicher Mann, mir Wort gehalten, und an meiner Gefangennehmung keinen Antheil gehabt hat: denn er kam bald nach Robespierre's Tode
Er: Und ich noch weniger. Ich lief aber gleich zum Maͤre, und fragte ihn, warum du arretirt waͤreſt. Er wies mir den Befehl von Paris, aber da fand ich weiter nichts, als daß man dich eines kontrerevolutionnaͤren Verbrechens im allgemeinen beſchuldiget. Der oͤffentliche Anklaͤger, heißt es, ſolle in einigen Tagen ſeine Inſtruktion deinetwe- gen erhalten.
Nun ging mir ein fuͤrchterliches Licht auf! Sollte mein Brief an Dentzel dem Wohlfahrts- ausſchuß uͤbergeben ſeyn? Das war mir jezt ge- wiß. Aber wer hat dem Wohlfahrtsausſchuß denn geſagt, was ich in Landau habe machen ſollen? Mein Verdacht fiel gleich auf Dentzel; und da bemeiſterte ſich eine ſehr unedle Rachſucht meiner Seele: ich wollte ihn verderben, ohne meiner ſelbſt zu ſchonen. Es ſchien mir ſo ſuͤß, ſo angenehm, den, der mich haͤtte verrathen koͤnnen, mit mir ins Verderben zu reißen. Ich ſchaͤme mich noch jezt dieſer ſehr unedlen Empfindung, welche ich damals in der erſten Aufwallung hatte; aber da- mals war ſie mir vielleicht zu vergeben. Der Er- folg ſcheint indeſſen doch zu beweiſen, daß Den- tzel, als ehrlicher Mann, mir Wort gehalten, und an meiner Gefangennehmung keinen Antheil gehabt hat: denn er kam bald nach Robespierre's Tode
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Er: Und ich noch weniger. Ich lief aber gleich
zum Maͤre, und fragte ihn, warum du arretirt
waͤreſt. Er wies mir den Befehl von Paris, aber
da fand ich weiter nichts, als daß man dich eines
kontrerevolutionnaͤren Verbrechens im allgemeinen
beſchuldiget. Der oͤffentliche Anklaͤger, heißt es,
ſolle in einigen Tagen ſeine Inſtruktion deinetwe-
gen erhalten.
Nun ging mir ein fuͤrchterliches Licht auf!
Sollte mein Brief an Dentzel dem Wohlfahrts-
ausſchuß uͤbergeben ſeyn? Das war mir jezt ge-
wiß. Aber wer hat dem Wohlfahrtsausſchuß denn
geſagt, was ich in Landau habe machen ſollen?
Mein Verdacht fiel gleich auf Dentzel; und da
bemeiſterte ſich eine ſehr unedle Rachſucht meiner
Seele: ich wollte ihn verderben, ohne meiner ſelbſt
zu ſchonen. Es ſchien mir ſo ſuͤß, ſo angenehm,
den, der mich haͤtte verrathen koͤnnen, mit mir
ins Verderben zu reißen. Ich ſchaͤme mich noch
jezt dieſer ſehr unedlen Empfindung, welche ich
damals in der erſten Aufwallung hatte; aber da-
mals war ſie mir vielleicht zu vergeben. Der Er-
folg ſcheint indeſſen doch zu beweiſen, daß Den-
tzel, als ehrlicher Mann, mir Wort gehalten, und
an meiner Gefangennehmung keinen Antheil gehabt
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/511>, abgerufen am 21.11.2024.
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