Frankreich schon eine große Anzahl Bogen fertig: ich warf aber das meiste davon ins Feuer, weil ich mich vor der Visitation auf der Gränze fürchtete.
Die Jakobiner in Dijon hielten ihre sehr zahl- reichen Sessionen in dem ehemaligen Pallast des Bischofs, wo ich oft recht kräftige Reden und Verhandlungen mit angehört habe. In meiner Ausbeute soll man einige davon antreffen. Aber so anges[e]hen die hiesigen Jakobiner bey dem Kon- vente, zu den Zeiten des Robespierre, seyn mußten, so schlecht empfahlen sie sich hernach durch ihre Adresse über die Preßfreyheit, worin sie, nach dem Urtheil des Konvents, ganz verkehrte und Freyheits- widrige Grundsätze aufstellten. Die Herren näm- lich wollten, daß nur Bücher, nach ihren Grund- sätzen geschrieben, die Erlaubniß erhalten sollten, öffentlich zu erscheinen, solche aber, welche etwan ein anderes System z. B. das moderantistische u. dgl. predigten, durchaus verboten würden. Der Konvent widersprach, wie billig, schickte die Adresse welche die Dijoner hatten drucken und in der ganzen Republik herumschicken lassen, mit Unwillen zurück und erklärte: daß er nicht gesonnen sey, die Denk- und Preßfreiheit durch Gesetze zu vernichten, und der menschlichen Vernunft ihren Weg durch Dekrete vorzuzeichnen.
Vierter Theil. Ii
Frankreich ſchon eine große Anzahl Bogen fertig: ich warf aber das meiſte davon ins Feuer, weil ich mich vor der Viſitation auf der Graͤnze fuͤrchtete.
Die Jakobiner in Dijon hielten ihre ſehr zahl- reichen Seſſionen in dem ehemaligen Pallaſt des Biſchofs, wo ich oft recht kraͤftige Reden und Verhandlungen mit angehoͤrt habe. In meiner Ausbeute ſoll man einige davon antreffen. Aber ſo angeſ[e]hen die hieſigen Jakobiner bey dem Kon- vente, zu den Zeiten des Robespierre, ſeyn mußten, ſo ſchlecht empfahlen ſie ſich hernach durch ihre Adreſſe uͤber die Preßfreyheit, worin ſie, nach dem Urtheil des Konvents, ganz verkehrte und Freyheits- widrige Grundſaͤtze aufſtellten. Die Herren naͤm- lich wollten, daß nur Buͤcher, nach ihren Grund- ſaͤtzen geſchrieben, die Erlaubniß erhalten ſollten, oͤffentlich zu erſcheinen, ſolche aber, welche etwan ein anderes Syſtem z. B. das moderantiſtiſche u. dgl. predigten, durchaus verboten wuͤrden. Der Konvent widerſprach, wie billig, ſchickte die Adreſſe welche die Dijoner hatten drucken und in der ganzen Republik herumſchicken laſſen, mit Unwillen zuruͤck und erklaͤrte: daß er nicht geſonnen ſey, die Denk- und Preßfreiheit durch Geſetze zu vernichten, und der menſchlichen Vernunft ihren Weg durch Dekrete vorzuzeichnen.
Vierter Theil. Ii
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Frankreich ſchon eine große Anzahl Bogen fertig:
ich warf aber das meiſte davon ins Feuer, weil
ich mich vor der Viſitation auf der Graͤnze fuͤrchtete.
Die Jakobiner in Dijon hielten ihre ſehr zahl-
reichen Seſſionen in dem ehemaligen Pallaſt des
Biſchofs, wo ich oft recht kraͤftige Reden und
Verhandlungen mit angehoͤrt habe. In meiner
Ausbeute ſoll man einige davon antreffen. Aber
ſo angeſehen die hieſigen Jakobiner bey dem Kon-
vente, zu den Zeiten des Robespierre, ſeyn mußten,
ſo ſchlecht empfahlen ſie ſich hernach durch ihre
Adreſſe uͤber die Preßfreyheit, worin ſie, nach dem
Urtheil des Konvents, ganz verkehrte und Freyheits-
widrige Grundſaͤtze aufſtellten. Die Herren naͤm-
lich wollten, daß nur Buͤcher, nach ihren Grund-
ſaͤtzen geſchrieben, die Erlaubniß erhalten ſollten,
oͤffentlich zu erſcheinen, ſolche aber, welche etwan
ein anderes Syſtem z. B. das moderantiſtiſche u.
dgl. predigten, durchaus verboten wuͤrden. Der
Konvent widerſprach, wie billig, ſchickte die Adreſſe
welche die Dijoner hatten drucken und in der ganzen
Republik herumſchicken laſſen, mit Unwillen zuruͤck
und erklaͤrte: daß er nicht geſonnen ſey, die Denk-
und Preßfreiheit durch Geſetze zu vernichten, und
der menſchlichen Vernunft ihren Weg durch Dekrete
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Vierter Theil. Ii
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/501>, abgerufen am 21.11.2024.
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