Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

dieser Buben gesprochen, welche sich rühmten, in
Landau, Weißenburg, Hagenau, Strasburg, Pfalz-
burg und Metz die 50 Livres erhalten zu haben.

Man errichtete Bataillons aus lauter Desertören
unter dem Namen Bataillons etrangers. Es wurden
auch Husaren-Regimenter aus Ueberläufern errich-
tet: so groß war die Anzahl derselben in Frankreich!
Als man hernach diese Leute auf die Gränzen brachte,
flatterten sie wieder ab, wie sie gekommen waren.
Freilich gingen sie nicht wieder zu derjenigen Armee,
wobey sie vorher gestanden hatten, aber da man,
troz des allgemeinen Cartels, den die Verbündeten
geschlossen hatten, doch jeden aller Orten annahm,
der nur wollte, und, ohne weiter nachzufragen, das
glaubte, was er von seiner vorherigen Existenz angab:
so war es z. B. einem östreichischen Deserteur et-
was sehr leichtes, bey den Preußen, Holländern,
Hessen u. s. w. gleich wieder anzukommen.

Aber das war noch lange nicht alles! Als Tou-
lon und Lyon sich der Republik widersezten, war-
fen ihrer sehr viele sich mit in diese Städte, und
stritten nun gegen die Nation, welche sie so groß-
müthig aufgenommen hatte. Die Rebellen gaben
diesen Leuten sehr gute Subsistenz und guten Gold,
und so fanden sie bey ihnen ihr Behagen besser, als
im Dienste der Republik.

Viele, gar sehr Viele schlichen auch nach der

dieſer Buben geſprochen, welche ſich ruͤhmten, in
Landau, Weißenburg, Hagenau, Strasburg, Pfalz-
burg und Metz die 50 Livres erhalten zu haben.

Man errichtete Bataillons aus lauter Deſertoͤren
unter dem Namen Bataillons étrangers. Es wurden
auch Huſaren-Regimenter aus Ueberlaͤufern errich-
tet: ſo groß war die Anzahl derſelben in Frankreich!
Als man hernach dieſe Leute auf die Graͤnzen brachte,
flatterten ſie wieder ab, wie ſie gekommen waren.
Freilich gingen ſie nicht wieder zu derjenigen Armee,
wobey ſie vorher geſtanden hatten, aber da man,
troz des allgemeinen Cartels, den die Verbuͤndeten
geſchloſſen hatten, doch jeden aller Orten annahm,
der nur wollte, und, ohne weiter nachzufragen, das
glaubte, was er von ſeiner vorherigen Exiſtenz angab:
ſo war es z. B. einem oͤſtreichiſchen Deſerteur et-
was ſehr leichtes, bey den Preußen, Hollaͤndern,
Heſſen u. ſ. w. gleich wieder anzukommen.

Aber das war noch lange nicht alles! Als Tou-
lon und Lyon ſich der Republik widerſezten, war-
fen ihrer ſehr viele ſich mit in dieſe Staͤdte, und
ſtritten nun gegen die Nation, welche ſie ſo groß-
muͤthig aufgenommen hatte. Die Rebellen gaben
dieſen Leuten ſehr gute Subſiſtenz und guten Gold,
und ſo fanden ſie bey ihnen ihr Behagen beſſer, als
im Dienſte der Republik.

Viele, gar ſehr Viele ſchlichen auch nach der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0413" n="409"/>
die&#x017F;er Buben ge&#x017F;prochen, welche &#x017F;ich ru&#x0364;hmten, in<lb/>
Landau, Weißenburg, Hagenau, Strasburg, Pfalz-<lb/>
burg und Metz die 50 Livres erhalten zu haben.</p><lb/>
        <p>Man errichtete Bataillons aus lauter De&#x017F;erto&#x0364;ren<lb/>
unter dem Namen <hi rendition="#aq">Bataillons étrangers.</hi> Es wurden<lb/>
auch Hu&#x017F;aren-Regimenter aus Ueberla&#x0364;ufern errich-<lb/>
tet: &#x017F;o groß war die Anzahl der&#x017F;elben in Frankreich!<lb/>
Als man hernach die&#x017F;e Leute auf die Gra&#x0364;nzen brachte,<lb/>
flatterten &#x017F;ie wieder ab, wie &#x017F;ie gekommen waren.<lb/>
Freilich gingen &#x017F;ie nicht wieder zu derjenigen Armee,<lb/>
wobey &#x017F;ie vorher ge&#x017F;tanden hatten, aber da man,<lb/>
troz des allgemeinen Cartels, den die Verbu&#x0364;ndeten<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatten, doch jeden aller Orten annahm,<lb/>
der nur wollte, und, ohne weiter nachzufragen, das<lb/>
glaubte, was er von &#x017F;einer vorherigen Exi&#x017F;tenz angab:<lb/>
&#x017F;o war es z. B. einem o&#x0364;&#x017F;treichi&#x017F;chen De&#x017F;erteur et-<lb/>
was &#x017F;ehr leichtes, bey den Preußen, Holla&#x0364;ndern,<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en u. &#x017F;. w. gleich wieder anzukommen.</p><lb/>
        <p>Aber das war noch lange nicht alles! Als <hi rendition="#g">Tou</hi>-<lb/><hi rendition="#g">lon</hi> und <hi rendition="#g">Lyon</hi> &#x017F;ich der Republik wider&#x017F;ezten, war-<lb/>
fen ihrer &#x017F;ehr viele &#x017F;ich mit in die&#x017F;e Sta&#x0364;dte, und<lb/>
&#x017F;tritten nun gegen die Nation, welche &#x017F;ie &#x017F;o groß-<lb/>
mu&#x0364;thig aufgenommen hatte. Die Rebellen gaben<lb/>
die&#x017F;en Leuten &#x017F;ehr gute Sub&#x017F;i&#x017F;tenz und guten Gold,<lb/>
und &#x017F;o fanden &#x017F;ie bey ihnen ihr Behagen be&#x017F;&#x017F;er, als<lb/>
im Dien&#x017F;te der Republik.</p><lb/>
        <p>Viele, gar &#x017F;ehr Viele &#x017F;chlichen auch nach der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0413] dieſer Buben geſprochen, welche ſich ruͤhmten, in Landau, Weißenburg, Hagenau, Strasburg, Pfalz- burg und Metz die 50 Livres erhalten zu haben. Man errichtete Bataillons aus lauter Deſertoͤren unter dem Namen Bataillons étrangers. Es wurden auch Huſaren-Regimenter aus Ueberlaͤufern errich- tet: ſo groß war die Anzahl derſelben in Frankreich! Als man hernach dieſe Leute auf die Graͤnzen brachte, flatterten ſie wieder ab, wie ſie gekommen waren. Freilich gingen ſie nicht wieder zu derjenigen Armee, wobey ſie vorher geſtanden hatten, aber da man, troz des allgemeinen Cartels, den die Verbuͤndeten geſchloſſen hatten, doch jeden aller Orten annahm, der nur wollte, und, ohne weiter nachzufragen, das glaubte, was er von ſeiner vorherigen Exiſtenz angab: ſo war es z. B. einem oͤſtreichiſchen Deſerteur et- was ſehr leichtes, bey den Preußen, Hollaͤndern, Heſſen u. ſ. w. gleich wieder anzukommen. Aber das war noch lange nicht alles! Als Tou- lon und Lyon ſich der Republik widerſezten, war- fen ihrer ſehr viele ſich mit in dieſe Staͤdte, und ſtritten nun gegen die Nation, welche ſie ſo groß- muͤthig aufgenommen hatte. Die Rebellen gaben dieſen Leuten ſehr gute Subſiſtenz und guten Gold, und ſo fanden ſie bey ihnen ihr Behagen beſſer, als im Dienſte der Republik. Viele, gar ſehr Viele ſchlichen auch nach der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/413
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/413>, abgerufen am 18.05.2024.