Ich habe einige gesammelt; aber hier ist ihr Ort nicht.
Die Stadt Valence oder Valenza, wie die gemeinen Leute sprechen, erinnerte mich lebhaft an den Cäsar Borgia, welcher 1499 Herzog von Valentinois ward. Ich fluchte seinem Andenken, aber der Mätresse K. HeinrichsII, welche auch den Namen einer Herzogin von Valence führte, vorher aber Diane de Portiers hieß, konnte ich meine Bewunderung nicht versagen, da sie in einem ziem- lich hohen Alter den wüsten Heinrich, der doch weit jünger als sie war, immer in ihrem Netze zu halten wußte. -- Ich weiß nicht, ob ich vielleicht irre, wenn ich sage, daß man auch die ödesten Ge- genden unterhaltend finden kann, wenn man sie mit vergangenen merkwürdigen Begebenheiten oder Menschen, durch Hülfe der Geschichte, zu beleben weiß, oder sie so -- zu bereisen, wie Herr von Thümmel. Aber -- Dicite Pierides, non omnia discimus omnes.
Als wir Valence verließen, war unser ganzer Trupp nur noch ohngefähr 20 Mann stark: denn aller Orten waren einige zurückgeblieben, zu Hause gangen, krank geworden u. s. w. Wir begaben uns mit den Pässen, die wir hier erhalten hatten, über Montelimart und Carpentras nach Avignon.
Ich habe einige geſammelt; aber hier iſt ihr Ort nicht.
Die Stadt Valence oder Valenza, wie die gemeinen Leute ſprechen, erinnerte mich lebhaft an den Caͤſar Borgia, welcher 1499 Herzog von Valentinois ward. Ich fluchte ſeinem Andenken, aber der Maͤtreſſe K. HeinrichsII, welche auch den Namen einer Herzogin von Valence fuͤhrte, vorher aber Diane de Portiers hieß, konnte ich meine Bewunderung nicht verſagen, da ſie in einem ziem- lich hohen Alter den wuͤſten Heinrich, der doch weit juͤnger als ſie war, immer in ihrem Netze zu halten wußte. — Ich weiß nicht, ob ich vielleicht irre, wenn ich ſage, daß man auch die oͤdeſten Ge- genden unterhaltend finden kann, wenn man ſie mit vergangenen merkwuͤrdigen Begebenheiten oder Menſchen, durch Huͤlfe der Geſchichte, zu beleben weiß, oder ſie ſo — zu bereiſen, wie Herr von Thuͤmmel. Aber — Dicite Pierides, non omnia discimus omnes.
Als wir Valence verließen, war unſer ganzer Trupp nur noch ohngefaͤhr 20 Mann ſtark: denn aller Orten waren einige zuruͤckgeblieben, zu Hauſe gangen, krank geworden u. ſ. w. Wir begaben uns mit den Paͤſſen, die wir hier erhalten hatten, uͤber Montelimart und Carpentras nach Avignon.
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Ich habe einige geſammelt; aber hier iſt ihr Ort
nicht.
Die Stadt Valence oder Valenza, wie die
gemeinen Leute ſprechen, erinnerte mich lebhaft an
den Caͤſar Borgia, welcher 1499 Herzog von
Valentinois ward. Ich fluchte ſeinem Andenken,
aber der Maͤtreſſe K. Heinrichs II, welche auch
den Namen einer Herzogin von Valence fuͤhrte,
vorher aber Diane de Portiers hieß, konnte ich meine
Bewunderung nicht verſagen, da ſie in einem ziem-
lich hohen Alter den wuͤſten Heinrich, der doch
weit juͤnger als ſie war, immer in ihrem Netze zu
halten wußte. — Ich weiß nicht, ob ich vielleicht
irre, wenn ich ſage, daß man auch die oͤdeſten Ge-
genden unterhaltend finden kann, wenn man ſie mit
vergangenen merkwuͤrdigen Begebenheiten oder
Menſchen, durch Huͤlfe der Geſchichte, zu beleben
weiß, oder ſie ſo — zu bereiſen, wie Herr von
Thuͤmmel. Aber —
Dicite Pierides, non omnia discimus omnes.
Als wir Valence verließen, war unſer ganzer
Trupp nur noch ohngefaͤhr 20 Mann ſtark: denn
aller Orten waren einige zuruͤckgeblieben, zu Hauſe
gangen, krank geworden u. ſ. w. Wir begaben
uns mit den Paͤſſen, die wir hier erhalten hatten,
uͤber Montelimart und Carpentras nach Avignon.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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