Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

ist, für das Beßte der Landauer Bürger und Solda-
ten zu sorgen, und im Fall der Noth aus dieser
Noth eine Tugend der Schonung und Erhaltung
zu machen, Du, sag ich, wirst zu diesem guten
Werke mitaufgefodert! -- Ich thue das nun; und
blos darum willst du mich verächtlich finden?
Bey Gott, Repräsentant, Menschenrechte zu ret-
ten, kann dir nicht heiliger -- Verrätherey zu ver-
abscheuen, kann dir nicht pflichtiger seyn, als mir!
Hätte ich nicht Alles nach meiner eignen Ueber-
zeugung gerade so gefunden, wie ich es dir hier
zergliederte: wahrlich, ich stände nicht vor dir!
Geirrt kann ich haben, aber um Verräther an dei-
ner Nation durch dich zu werden -- o Dentzel, wenn
ich dazu fähig wäre, dann lieber todt als lebendig!

Dentzel: Alles gut, Laukhard: aber meine
Pflicht und Ehre gebieten mir, das Aeußerste ab-
zuwarten; und gehts dann nicht anders: wohlan
ich schwur auf Tod! Genug, du würdest mich sehr
verkennen, wenn du mich auf irgend einen Fall ei-
ner Verrätherey fähig halten wolltest: und damit
ist es alle! Von nun an besuchst du mich nicht wei-
ter, gehst und bist -- ich rathe es dir wohlbedäch-
tig -- forthin ganz auf deiner Hut!

Der Ton und die Miene, womit Dentzel das
alles sagte, überraschte meine Erwartung sehr, und
brachte mich nicht wenig außer Fassung. Ich be-

iſt, fuͤr das Beßte der Landauer Buͤrger und Solda-
ten zu ſorgen, und im Fall der Noth aus dieſer
Noth eine Tugend der Schonung und Erhaltung
zu machen, Du, ſag ich, wirſt zu dieſem guten
Werke mitaufgefodert! — Ich thue das nun; und
blos darum willſt du mich veraͤchtlich finden?
Bey Gott, Repraͤſentant, Menſchenrechte zu ret-
ten, kann dir nicht heiliger — Verraͤtherey zu ver-
abſcheuen, kann dir nicht pflichtiger ſeyn, als mir!
Haͤtte ich nicht Alles nach meiner eignen Ueber-
zeugung gerade ſo gefunden, wie ich es dir hier
zergliederte: wahrlich, ich ſtaͤnde nicht vor dir!
Geirrt kann ich haben, aber um Verraͤther an dei-
ner Nation durch dich zu werden — o Dentzel, wenn
ich dazu faͤhig waͤre, dann lieber todt als lebendig!

Dentzel: Alles gut, Laukhard: aber meine
Pflicht und Ehre gebieten mir, das Aeußerſte ab-
zuwarten; und gehts dann nicht anders: wohlan
ich ſchwur auf Tod! Genug, du wuͤrdeſt mich ſehr
verkennen, wenn du mich auf irgend einen Fall ei-
ner Verraͤtherey faͤhig halten wollteſt: und damit
iſt es alle! Von nun an beſuchſt du mich nicht wei-
ter, gehſt und biſt — ich rathe es dir wohlbedaͤch-
tig — forthin ganz auf deiner Hut!

Der Ton und die Miene, womit Dentzel das
alles ſagte, uͤberraſchte meine Erwartung ſehr, und
brachte mich nicht wenig außer Faſſung. Ich be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="35"/>
i&#x017F;t, fu&#x0364;r das Beßte der Landauer Bu&#x0364;rger und Solda-<lb/>
ten zu &#x017F;orgen, und im Fall der Noth aus die&#x017F;er<lb/>
Noth eine Tugend der Schonung und Erhaltung<lb/>
zu machen, Du, &#x017F;ag ich, wir&#x017F;t zu die&#x017F;em guten<lb/>
Werke mitaufgefodert! &#x2014; Ich thue das nun; und<lb/>
blos darum will&#x017F;t du mich <hi rendition="#g">vera&#x0364;chtlich</hi> finden?<lb/>
Bey Gott, Repra&#x0364;&#x017F;entant, Men&#x017F;chenrechte zu ret-<lb/>
ten, kann dir nicht heiliger &#x2014; Verra&#x0364;therey zu ver-<lb/>
ab&#x017F;cheuen, kann dir nicht pflichtiger &#x017F;eyn, als mir!<lb/>
Ha&#x0364;tte ich nicht Alles nach meiner eignen Ueber-<lb/>
zeugung gerade &#x017F;o gefunden, wie ich es dir hier<lb/>
zergliederte: wahrlich, ich &#x017F;ta&#x0364;nde nicht vor dir!<lb/>
Geirrt kann ich haben, aber um Verra&#x0364;ther an dei-<lb/>
ner Nation durch dich zu werden &#x2014; o Dentzel, wenn<lb/>
ich dazu fa&#x0364;hig wa&#x0364;re, dann lieber todt als lebendig!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Dentzel</hi>: Alles gut, Laukhard: aber meine<lb/>
Pflicht und Ehre gebieten mir, das Aeußer&#x017F;te ab-<lb/>
zuwarten; und gehts dann nicht anders: wohlan<lb/>
ich &#x017F;chwur auf Tod! Genug, du wu&#x0364;rde&#x017F;t mich &#x017F;ehr<lb/>
verkennen, wenn du mich auf irgend einen Fall ei-<lb/>
ner Verra&#x0364;therey fa&#x0364;hig halten wollte&#x017F;t: und damit<lb/>
i&#x017F;t es alle! Von nun an be&#x017F;uch&#x017F;t du mich nicht wei-<lb/>
ter, geh&#x017F;t und bi&#x017F;t &#x2014; ich rathe es dir wohlbeda&#x0364;ch-<lb/>
tig &#x2014; forthin ganz auf deiner Hut!</p><lb/>
        <p>Der Ton und die Miene, womit <hi rendition="#g">Dentzel</hi> das<lb/>
alles &#x017F;agte, u&#x0364;berra&#x017F;chte meine Erwartung &#x017F;ehr, und<lb/>
brachte mich nicht wenig außer Fa&#x017F;&#x017F;ung. Ich be-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0039] iſt, fuͤr das Beßte der Landauer Buͤrger und Solda- ten zu ſorgen, und im Fall der Noth aus dieſer Noth eine Tugend der Schonung und Erhaltung zu machen, Du, ſag ich, wirſt zu dieſem guten Werke mitaufgefodert! — Ich thue das nun; und blos darum willſt du mich veraͤchtlich finden? Bey Gott, Repraͤſentant, Menſchenrechte zu ret- ten, kann dir nicht heiliger — Verraͤtherey zu ver- abſcheuen, kann dir nicht pflichtiger ſeyn, als mir! Haͤtte ich nicht Alles nach meiner eignen Ueber- zeugung gerade ſo gefunden, wie ich es dir hier zergliederte: wahrlich, ich ſtaͤnde nicht vor dir! Geirrt kann ich haben, aber um Verraͤther an dei- ner Nation durch dich zu werden — o Dentzel, wenn ich dazu faͤhig waͤre, dann lieber todt als lebendig! Dentzel: Alles gut, Laukhard: aber meine Pflicht und Ehre gebieten mir, das Aeußerſte ab- zuwarten; und gehts dann nicht anders: wohlan ich ſchwur auf Tod! Genug, du wuͤrdeſt mich ſehr verkennen, wenn du mich auf irgend einen Fall ei- ner Verraͤtherey faͤhig halten wollteſt: und damit iſt es alle! Von nun an beſuchſt du mich nicht wei- ter, gehſt und biſt — ich rathe es dir wohlbedaͤch- tig — forthin ganz auf deiner Hut! Der Ton und die Miene, womit Dentzel das alles ſagte, uͤberraſchte meine Erwartung ſehr, und brachte mich nicht wenig außer Faſſung. Ich be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/39
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/39>, abgerufen am 24.11.2024.