ist, für das Beßte der Landauer Bürger und Solda- ten zu sorgen, und im Fall der Noth aus dieser Noth eine Tugend der Schonung und Erhaltung zu machen, Du, sag ich, wirst zu diesem guten Werke mitaufgefodert! -- Ich thue das nun; und blos darum willst du mich verächtlich finden? Bey Gott, Repräsentant, Menschenrechte zu ret- ten, kann dir nicht heiliger -- Verrätherey zu ver- abscheuen, kann dir nicht pflichtiger seyn, als mir! Hätte ich nicht Alles nach meiner eignen Ueber- zeugung gerade so gefunden, wie ich es dir hier zergliederte: wahrlich, ich stände nicht vor dir! Geirrt kann ich haben, aber um Verräther an dei- ner Nation durch dich zu werden -- o Dentzel, wenn ich dazu fähig wäre, dann lieber todt als lebendig!
Dentzel: Alles gut, Laukhard: aber meine Pflicht und Ehre gebieten mir, das Aeußerste ab- zuwarten; und gehts dann nicht anders: wohlan ich schwur auf Tod! Genug, du würdest mich sehr verkennen, wenn du mich auf irgend einen Fall ei- ner Verrätherey fähig halten wolltest: und damit ist es alle! Von nun an besuchst du mich nicht wei- ter, gehst und bist -- ich rathe es dir wohlbedäch- tig -- forthin ganz auf deiner Hut!
Der Ton und die Miene, womit Dentzel das alles sagte, überraschte meine Erwartung sehr, und brachte mich nicht wenig außer Fassung. Ich be-
iſt, fuͤr das Beßte der Landauer Buͤrger und Solda- ten zu ſorgen, und im Fall der Noth aus dieſer Noth eine Tugend der Schonung und Erhaltung zu machen, Du, ſag ich, wirſt zu dieſem guten Werke mitaufgefodert! — Ich thue das nun; und blos darum willſt du mich veraͤchtlich finden? Bey Gott, Repraͤſentant, Menſchenrechte zu ret- ten, kann dir nicht heiliger — Verraͤtherey zu ver- abſcheuen, kann dir nicht pflichtiger ſeyn, als mir! Haͤtte ich nicht Alles nach meiner eignen Ueber- zeugung gerade ſo gefunden, wie ich es dir hier zergliederte: wahrlich, ich ſtaͤnde nicht vor dir! Geirrt kann ich haben, aber um Verraͤther an dei- ner Nation durch dich zu werden — o Dentzel, wenn ich dazu faͤhig waͤre, dann lieber todt als lebendig!
Dentzel: Alles gut, Laukhard: aber meine Pflicht und Ehre gebieten mir, das Aeußerſte ab- zuwarten; und gehts dann nicht anders: wohlan ich ſchwur auf Tod! Genug, du wuͤrdeſt mich ſehr verkennen, wenn du mich auf irgend einen Fall ei- ner Verraͤtherey faͤhig halten wollteſt: und damit iſt es alle! Von nun an beſuchſt du mich nicht wei- ter, gehſt und biſt — ich rathe es dir wohlbedaͤch- tig — forthin ganz auf deiner Hut!
Der Ton und die Miene, womit Dentzel das alles ſagte, uͤberraſchte meine Erwartung ſehr, und brachte mich nicht wenig außer Faſſung. Ich be-
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iſt, fuͤr das Beßte der Landauer Buͤrger und Solda-
ten zu ſorgen, und im Fall der Noth aus dieſer
Noth eine Tugend der Schonung und Erhaltung
zu machen, Du, ſag ich, wirſt zu dieſem guten
Werke mitaufgefodert! — Ich thue das nun; und
blos darum willſt du mich veraͤchtlich finden?
Bey Gott, Repraͤſentant, Menſchenrechte zu ret-
ten, kann dir nicht heiliger — Verraͤtherey zu ver-
abſcheuen, kann dir nicht pflichtiger ſeyn, als mir!
Haͤtte ich nicht Alles nach meiner eignen Ueber-
zeugung gerade ſo gefunden, wie ich es dir hier
zergliederte: wahrlich, ich ſtaͤnde nicht vor dir!
Geirrt kann ich haben, aber um Verraͤther an dei-
ner Nation durch dich zu werden — o Dentzel, wenn
ich dazu faͤhig waͤre, dann lieber todt als lebendig!
Dentzel: Alles gut, Laukhard: aber meine
Pflicht und Ehre gebieten mir, das Aeußerſte ab-
zuwarten; und gehts dann nicht anders: wohlan
ich ſchwur auf Tod! Genug, du wuͤrdeſt mich ſehr
verkennen, wenn du mich auf irgend einen Fall ei-
ner Verraͤtherey faͤhig halten wollteſt: und damit
iſt es alle! Von nun an beſuchſt du mich nicht wei-
ter, gehſt und biſt — ich rathe es dir wohlbedaͤch-
tig — forthin ganz auf deiner Hut!
Der Ton und die Miene, womit Dentzel das
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brachte mich nicht wenig außer Faſſung. Ich be-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/39>, abgerufen am 24.11.2024.
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