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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Theil sehr groben, Excessen, welche die Sankülotten,
die sich gegen Aristokraten, Priester und Kaufleute
alles erlaubt glaubten, hin und wieder begangen
hatten. Wollte man sie auseinander gehen lassen,
so stand zu befürchten, daß diese Leute, die jezt von
der Arbeit entwöhnt waren, bey der ersten Empö-
rung zu den Rebellen übergehen, und da eben so
tapfer wider die Republikaner streiten mögten,
als sie einige Monate vorher für dieselben gefochten
hatten. Und dann ist dort unten an dem Rhone
das Land so recht gemacht, Räuber zu beherbergen,
wegen der vielen Gebürge in jenen Gegenden, wo-
durch nur sehr enge Pässe schleichen, und wo die
Räuber gar schwer zu fangen sind. Also war es
am klügsten, daß man lavirte, und dem Unwesen
auf eine gute Art zu steuern suchte.

Die Bürger zu Vienne hatten an der Lyoner
Rebellion keinen Antheil genommen; sie wunder-
ten sich also gar sehr, daß man sie, wie sie meyn-
ten, exequiren wollte, und versagten unserm Trupp
den Eingang, ob sie gleich das Thor nicht sperrten.
Die Ohnehosen, welche auf einer großen Wiese an
dem Rhone versammelt standen, fluchten und schwu-
ren hoch und theuer, daß sie eindringen, und alle
Muscadins morden wollten, die sich weigern wür-
den, die braven Rächer der Republik aufzuneh-
men. Der Lärmen ward endlich allgemein, und

Theil ſehr groben, Exceſſen, welche die Sankuͤlotten,
die ſich gegen Ariſtokraten, Prieſter und Kaufleute
alles erlaubt glaubten, hin und wieder begangen
hatten. Wollte man ſie auseinander gehen laſſen,
ſo ſtand zu befuͤrchten, daß dieſe Leute, die jezt von
der Arbeit entwoͤhnt waren, bey der erſten Empoͤ-
rung zu den Rebellen uͤbergehen, und da eben ſo
tapfer wider die Republikaner ſtreiten moͤgten,
als ſie einige Monate vorher fuͤr dieſelben gefochten
hatten. Und dann iſt dort unten an dem Rhone
das Land ſo recht gemacht, Raͤuber zu beherbergen,
wegen der vielen Gebuͤrge in jenen Gegenden, wo-
durch nur ſehr enge Paͤſſe ſchleichen, und wo die
Raͤuber gar ſchwer zu fangen ſind. Alſo war es
am kluͤgſten, daß man lavirte, und dem Unweſen
auf eine gute Art zu ſteuern ſuchte.

Die Buͤrger zu Vienne hatten an der Lyoner
Rebellion keinen Antheil genommen; ſie wunder-
ten ſich alſo gar ſehr, daß man ſie, wie ſie meyn-
ten, exequiren wollte, und verſagten unſerm Trupp
den Eingang, ob ſie gleich das Thor nicht ſperrten.
Die Ohnehoſen, welche auf einer großen Wieſe an
dem Rhone verſammelt ſtanden, fluchten und ſchwu-
ren hoch und theuer, daß ſie eindringen, und alle
Muſcadins morden wollten, die ſich weigern wuͤr-
den, die braven Raͤcher der Republik aufzuneh-
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[374/0378] Theil ſehr groben, Exceſſen, welche die Sankuͤlotten, die ſich gegen Ariſtokraten, Prieſter und Kaufleute alles erlaubt glaubten, hin und wieder begangen hatten. Wollte man ſie auseinander gehen laſſen, ſo ſtand zu befuͤrchten, daß dieſe Leute, die jezt von der Arbeit entwoͤhnt waren, bey der erſten Empoͤ- rung zu den Rebellen uͤbergehen, und da eben ſo tapfer wider die Republikaner ſtreiten moͤgten, als ſie einige Monate vorher fuͤr dieſelben gefochten hatten. Und dann iſt dort unten an dem Rhone das Land ſo recht gemacht, Raͤuber zu beherbergen, wegen der vielen Gebuͤrge in jenen Gegenden, wo- durch nur ſehr enge Paͤſſe ſchleichen, und wo die Raͤuber gar ſchwer zu fangen ſind. Alſo war es am kluͤgſten, daß man lavirte, und dem Unweſen auf eine gute Art zu ſteuern ſuchte. Die Buͤrger zu Vienne hatten an der Lyoner Rebellion keinen Antheil genommen; ſie wunder- ten ſich alſo gar ſehr, daß man ſie, wie ſie meyn- ten, exequiren wollte, und verſagten unſerm Trupp den Eingang, ob ſie gleich das Thor nicht ſperrten. Die Ohnehoſen, welche auf einer großen Wieſe an dem Rhone verſammelt ſtanden, fluchten und ſchwu- ren hoch und theuer, daß ſie eindringen, und alle Muſcadins morden wollten, die ſich weigern wuͤr- den, die braven Raͤcher der Republik aufzuneh- men. Der Laͤrmen ward endlich allgemein, und

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/378>, abgerufen am 18.05.2024.