Der Soldaten-Eid ist auch ganz abgeschafft, wie jeder andere. Wer schwört mehr Eide, sagen sie, als die Söldner der Fürsten, und wer achtet sie weniger, als wieder sie! Dieß zeigt die Menge ih- rer Deserteurs.
Der Colonel hatte nicht einmal nach meinem Namen gefragt, und erst einige Zeit hernach schrieb mich der Sergeant ins Register. Sogar der Kor- poral, welcher das Pret oder die Löhnung, und das Brod besorgen mußte, machte blos ein Zeichen, daß er nun einen Mann mehr zu besorgen hatte.
Ich war sehr vergnügt, nun bey den Sankülot- ten zu existiren, und trank mit einigen Kameraden bis den andern Morgen auf das Wohl der Repu- blik und der Sankülotterie. -- Warum ich ver- gnügt war? -- Je nun, meine Herren, weil ich bey einem Korps existirte, wovon ich mich losmachen konnte, sobald ich wollte: denn kein Sankülotte ist gebunden. Auch sah ich die Möglichkeit vor mir, irgend etwas zu thun, was mich der Republik hätte empfehlen können; und nun die Ehre, einer freyen Nation zu dienen! Vielleicht war ich auch darum vergnügt, weil ich das Besondere liebe: und ich, als Sankülotte, war doch wohl was be- sonderes?
Der Soldaten-Eid iſt auch ganz abgeſchafft, wie jeder andere. Wer ſchwoͤrt mehr Eide, ſagen ſie, als die Soͤldner der Fuͤrſten, und wer achtet ſie weniger, als wieder ſie! Dieß zeigt die Menge ih- rer Deſerteurs.
Der Colonel hatte nicht einmal nach meinem Namen gefragt, und erſt einige Zeit hernach ſchrieb mich der Sergeant ins Regiſter. Sogar der Kor- poral, welcher das Prêt oder die Loͤhnung, und das Brod beſorgen mußte, machte blos ein Zeichen, daß er nun einen Mann mehr zu beſorgen hatte.
Ich war ſehr vergnuͤgt, nun bey den Sankuͤlot- ten zu exiſtiren, und trank mit einigen Kameraden bis den andern Morgen auf das Wohl der Repu- blik und der Sankuͤlotterie. — Warum ich ver- gnuͤgt war? — Je nun, meine Herren, weil ich bey einem Korps exiſtirte, wovon ich mich losmachen konnte, ſobald ich wollte: denn kein Sankuͤlotte iſt gebunden. Auch ſah ich die Moͤglichkeit vor mir, irgend etwas zu thun, was mich der Republik haͤtte empfehlen koͤnnen; und nun die Ehre, einer freyen Nation zu dienen! Vielleicht war ich auch darum vergnuͤgt, weil ich das Beſondere liebe: und ich, als Sankuͤlotte, war doch wohl was be- ſonderes?
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Der Soldaten-Eid iſt auch ganz abgeſchafft, wie
jeder andere. Wer ſchwoͤrt mehr Eide, ſagen ſie,
als die Soͤldner der Fuͤrſten, und wer achtet ſie
weniger, als wieder ſie! Dieß zeigt die Menge ih-
rer Deſerteurs.
Der Colonel hatte nicht einmal nach meinem
Namen gefragt, und erſt einige Zeit hernach ſchrieb
mich der Sergeant ins Regiſter. Sogar der Kor-
poral, welcher das Prêt oder die Loͤhnung, und
das Brod beſorgen mußte, machte blos ein Zeichen,
daß er nun einen Mann mehr zu beſorgen hatte.
Ich war ſehr vergnuͤgt, nun bey den Sankuͤlot-
ten zu exiſtiren, und trank mit einigen Kameraden
bis den andern Morgen auf das Wohl der Repu-
blik und der Sankuͤlotterie. — Warum ich ver-
gnuͤgt war? — Je nun, meine Herren, weil ich
bey einem Korps exiſtirte, wovon ich mich losmachen
konnte, ſobald ich wollte: denn kein Sankuͤlotte iſt
gebunden. Auch ſah ich die Moͤglichkeit vor mir,
irgend etwas zu thun, was mich der Republik
haͤtte empfehlen koͤnnen; und nun die Ehre, einer
freyen Nation zu dienen! Vielleicht war ich auch
darum vergnuͤgt, weil ich das Beſondere liebe:
und ich, als Sankuͤlotte, war doch wohl was be-
ſonderes?
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/370>, abgerufen am 22.11.2024.
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