ver in fünf Magazinen, womit man eine jahrlange Belagerung hätte überstehen können. Die Kano- niers der Stadt, d. i. diejenigen Bürger, welche seit 1790 auf Verordnung des Königs, oder viel- mehr nach der Angabe des berüchtigten und berühm- ten Lafayette, im Artilleriewesen geübt waren, verrichteten die Dienste auf den Schanzen, Re- duten u. s. w. Eben darum waren auch nur we- nige Kanoniere von der Feldarmee in der Festung. Ich kann diesen bürgerlichen Artilleristen das Zeug- niß geben, daß sie ihr Handwerk recht tüchtig ver- standen.
Die ganze Bürgerschaft war auch zu Kriegs- diensten organisirt, und in Kompagnien abgetheilt. Jeder streitbare Bürger war bewaffnet, und muß- te, da die Besatzung selbst nicht stark genug war, die Posten alle zu besetzen, auf die Wache ziehen, und die Posten auf dem Wall und andre von min- derer Wichtigkeit versorgen.
Dentzel hatte, als er einfach, daß Landau von den deutschen Truppen bald ganz würde ein- geschlossen werden, befohlen, daß jeder Bürger sich wenigstens auf sechs Monate verproviantiren sollte, und dieses war auch so geschehen, daß am 26ten Dezember 1793 noch nicht der geringste Man- gel in Landau merkbar war. Es ist daher falsch, wenn sogar der würdige Verfasser der neuesten
ver in fuͤnf Magazinen, womit man eine jahrlange Belagerung haͤtte uͤberſtehen koͤnnen. Die Kano- niers der Stadt, d. i. diejenigen Buͤrger, welche ſeit 1790 auf Verordnung des Koͤnigs, oder viel- mehr nach der Angabe des beruͤchtigten und beruͤhm- ten Lafayette, im Artillerieweſen geuͤbt waren, verrichteten die Dienſte auf den Schanzen, Re- duten u. ſ. w. Eben darum waren auch nur we- nige Kanoniere von der Feldarmee in der Feſtung. Ich kann dieſen buͤrgerlichen Artilleriſten das Zeug- niß geben, daß ſie ihr Handwerk recht tuͤchtig ver- ſtanden.
Die ganze Buͤrgerſchaft war auch zu Kriegs- dienſten organiſirt, und in Kompagnien abgetheilt. Jeder ſtreitbare Buͤrger war bewaffnet, und muß- te, da die Beſatzung ſelbſt nicht ſtark genug war, die Poſten alle zu beſetzen, auf die Wache ziehen, und die Poſten auf dem Wall und andre von min- derer Wichtigkeit verſorgen.
Dentzel hatte, als er einfach, daß Landau von den deutſchen Truppen bald ganz wuͤrde ein- geſchloſſen werden, befohlen, daß jeder Buͤrger ſich wenigſtens auf ſechs Monate verproviantiren ſollte, und dieſes war auch ſo geſchehen, daß am 26ten Dezember 1793 noch nicht der geringſte Man- gel in Landau merkbar war. Es iſt daher falſch, wenn ſogar der wuͤrdige Verfaſſer der neueſten
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ver in fuͤnf Magazinen, womit man eine jahrlange
Belagerung haͤtte uͤberſtehen koͤnnen. Die Kano-
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ſeit 1790 auf Verordnung des Koͤnigs, oder viel-
mehr nach der Angabe des beruͤchtigten und beruͤhm-
ten Lafayette, im Artillerieweſen geuͤbt waren,
verrichteten die Dienſte auf den Schanzen, Re-
duten u. ſ. w. Eben darum waren auch nur we-
nige Kanoniere von der Feldarmee in der Feſtung.
Ich kann dieſen buͤrgerlichen Artilleriſten das Zeug-
niß geben, daß ſie ihr Handwerk recht tuͤchtig ver-
ſtanden.
Die ganze Buͤrgerſchaft war auch zu Kriegs-
dienſten organiſirt, und in Kompagnien abgetheilt.
Jeder ſtreitbare Buͤrger war bewaffnet, und muß-
te, da die Beſatzung ſelbſt nicht ſtark genug war,
die Poſten alle zu beſetzen, auf die Wache ziehen,
und die Poſten auf dem Wall und andre von min-
derer Wichtigkeit verſorgen.
Dentzel hatte, als er einfach, daß Landau
von den deutſchen Truppen bald ganz wuͤrde ein-
geſchloſſen werden, befohlen, daß jeder Buͤrger
ſich wenigſtens auf ſechs Monate verproviantiren
ſollte, und dieſes war auch ſo geſchehen, daß am
26ten Dezember 1793 noch nicht der geringſte Man-
gel in Landau merkbar war. Es iſt daher falſch,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/24>, abgerufen am 24.11.2024.
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