Verheerten Friedrichs Jäger die Hoffnungen Des Landmanns spottend? u. s. w. *)
Was? hätte der Herzog sagen können, das ist eine Satyre auf Mich! Denn sehet nur, der Heuchler lobt Friedrich auf meine Kosten! Ich sehe mich in diesem Bilde, wie im Spiegel. Der Despot, der sich vor dem Antlitz des großen Königs verkriechen soll, bin Ich. Mir wirft er vor, daß ich meine Spionen und Schmeichler mit der Habe der Waisen nähre, und daß ich auf Ko- sten meines Landes Buhldirnen halte. Die zweyte Strophe zielt offenbar auf meine Ungerechtigkeit gegen Schubart, den ich, mir nichts dir nichts, zehn Jahre auf dem Hohen-Asperg im Gefängnisse sitzen ließ. Zugleich tadelt er meine strenge Auf- sicht über das Bücherwesen, und meinen Abscheu vor Publicität. In der dritten Strophe spottet er meines falschen Religionseifers und meines Aber- glaubens. Denn ob ich gleich ausschweifend lebe, so glaub' ich doch alles, was mir die Römisch- Katholische Kirche zu glauben vorlegt. -- Von der vierten Strophe will ich gar nicht sprechen: man sieht ja offenbar, daß sie auf meine Parforce- Jagden und Wildhegungen zielt."
*) Die ganze Ode findet man in den Gedichten von Eulo- gius Schneider, S. 30, der zweyten Auflage, mit dem Bildnisse des Verfassers.
Verheerten Friedrichs Jaͤger die Hoffnungen Des Landmanns ſpottend? u. ſ. w. *)
Was? haͤtte der Herzog ſagen koͤnnen, das iſt eine Satyre auf Mich! Denn ſehet nur, der Heuchler lobt Friedrich auf meine Koſten! Ich ſehe mich in dieſem Bilde, wie im Spiegel. Der Despot, der ſich vor dem Antlitz des großen Koͤnigs verkriechen ſoll, bin Ich. Mir wirft er vor, daß ich meine Spionen und Schmeichler mit der Habe der Waiſen naͤhre, und daß ich auf Ko- ſten meines Landes Buhldirnen halte. Die zweyte Strophe zielt offenbar auf meine Ungerechtigkeit gegen Schubart, den ich, mir nichts dir nichts, zehn Jahre auf dem Hohen-Aſperg im Gefaͤngniſſe ſitzen ließ. Zugleich tadelt er meine ſtrenge Auf- ſicht uͤber das Buͤcherweſen, und meinen Abſcheu vor Publicitaͤt. In der dritten Strophe ſpottet er meines falſchen Religionseifers und meines Aber- glaubens. Denn ob ich gleich ausſchweifend lebe, ſo glaub' ich doch alles, was mir die Roͤmiſch- Katholiſche Kirche zu glauben vorlegt. — Von der vierten Strophe will ich gar nicht ſprechen: man ſieht ja offenbar, daß ſie auf meine Parforce- Jagden und Wildhegungen zielt.“
*) Die ganze Ode findet man in den Gedichten von Eulo- gius Schneider, S. 30, der zweyten Auflage, mit dem Bildniſſe des Verfaſſers.
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Verheerten Friedrichs Jaͤger die Hoffnungen
Des Landmanns ſpottend? u. ſ. w. *)
Was? haͤtte der Herzog ſagen koͤnnen, das iſt
eine Satyre auf Mich! Denn ſehet nur, der
Heuchler lobt Friedrich auf meine Koſten!
Ich ſehe mich in dieſem Bilde, wie im Spiegel.
Der Despot, der ſich vor dem Antlitz des großen
Koͤnigs verkriechen ſoll, bin Ich. Mir wirft er
vor, daß ich meine Spionen und Schmeichler mit
der Habe der Waiſen naͤhre, und daß ich auf Ko-
ſten meines Landes Buhldirnen halte. Die zweyte
Strophe zielt offenbar auf meine Ungerechtigkeit
gegen Schubart, den ich, mir nichts dir nichts,
zehn Jahre auf dem Hohen-Aſperg im Gefaͤngniſſe
ſitzen ließ. Zugleich tadelt er meine ſtrenge Auf-
ſicht uͤber das Buͤcherweſen, und meinen Abſcheu
vor Publicitaͤt. In der dritten Strophe ſpottet er
meines falſchen Religionseifers und meines Aber-
glaubens. Denn ob ich gleich ausſchweifend lebe,
ſo glaub' ich doch alles, was mir die Roͤmiſch-
Katholiſche Kirche zu glauben vorlegt. — Von
der vierten Strophe will ich gar nicht ſprechen:
man ſieht ja offenbar, daß ſie auf meine Parforce-
Jagden und Wildhegungen zielt.“
*) Die ganze Ode findet man in den Gedichten von Eulo-
gius Schneider, S. 30, der zweyten Auflage, mit dem
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/218>, abgerufen am 23.11.2024.
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