Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

stört: denn es war vor kurzem ein Hauptangriff
da vorgefallen, und einige Gebäude waren in die
Asche gelegt, auch mehrere Leute dabey umgekom-
men. Gern hätte ich den Pfarrer Mallo in
Brumat besucht, mit welchem ich ehemals in Gie-
ßen studiert hatte, aber er war nicht zu Hause.
Ich habe lange nachher gehört, daß er in Stras-
burg hingerichtet sey.

Ich und mein Volontär erreichten unsere Trup-
pe nicht eher, als vor den Thoren Strasburgs:
denn wir schlichen nur sachte nach, und kehrten
noch einigemal ein. Unterwegs hörten wir, daß
die Gefangnen einen Wagen mit weißen Rüben,
welchen ein Bauer führte, mit Gewalt angegriffen
hatten, und daß die Volontärs die Räuber kaum
hätten abhalten können.

In Strasburg lief alles auf, als wir anka-
men, und schrie: es lebe die Republik! -- Seht
-- rief einer dem Andern zu, -- hier gehen von
den Leuten, welche uns unterdrücken wollen! Hört
einmal, Ihr Leute, was macht Euer Kaiser? Ist
er noch offnes Leibes? u. dgl.

Auf dem großen Platze wurden wir gezählt, und
hernach in das ehemalige prächtige Palais des Land-
grafen von Darmstadt geführt, wo man unsre Na-
men aufschrieb. Die Preußen und Oestreicher wur-
den getrennt, und diese erhielten nicht so gutes

ſtoͤrt: denn es war vor kurzem ein Hauptangriff
da vorgefallen, und einige Gebaͤude waren in die
Aſche gelegt, auch mehrere Leute dabey umgekom-
men. Gern haͤtte ich den Pfarrer Mallo in
Brumat beſucht, mit welchem ich ehemals in Gie-
ßen ſtudiert hatte, aber er war nicht zu Hauſe.
Ich habe lange nachher gehoͤrt, daß er in Stras-
burg hingerichtet ſey.

Ich und mein Volontaͤr erreichten unſere Trup-
pe nicht eher, als vor den Thoren Strasburgs:
denn wir ſchlichen nur ſachte nach, und kehrten
noch einigemal ein. Unterwegs hoͤrten wir, daß
die Gefangnen einen Wagen mit weißen Ruͤben,
welchen ein Bauer fuͤhrte, mit Gewalt angegriffen
hatten, und daß die Volontaͤrs die Raͤuber kaum
haͤtten abhalten koͤnnen.

In Strasburg lief alles auf, als wir anka-
men, und ſchrie: es lebe die Republik! — Seht
— rief einer dem Andern zu, — hier gehen von
den Leuten, welche uns unterdruͤcken wollen! Hoͤrt
einmal, Ihr Leute, was macht Euer Kaiſer? Iſt
er noch offnes Leibes? u. dgl.

Auf dem großen Platze wurden wir gezaͤhlt, und
hernach in das ehemalige praͤchtige Palais des Land-
grafen von Darmſtadt gefuͤhrt, wo man unſre Na-
men aufſchrieb. Die Preußen und Oeſtreicher wur-
den getrennt, und dieſe erhielten nicht ſo gutes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0191" n="187"/>
&#x017F;to&#x0364;rt: denn es war vor kurzem ein Hauptangriff<lb/>
da vorgefallen, und einige Geba&#x0364;ude waren in die<lb/>
A&#x017F;che gelegt, auch mehrere Leute dabey umgekom-<lb/>
men. Gern ha&#x0364;tte ich den Pfarrer <hi rendition="#g">Mallo</hi> in<lb/>
Brumat be&#x017F;ucht, mit welchem ich ehemals in Gie-<lb/>
ßen &#x017F;tudiert hatte, aber er war nicht zu Hau&#x017F;e.<lb/>
Ich habe lange nachher geho&#x0364;rt, daß er in Stras-<lb/>
burg hingerichtet &#x017F;ey.</p><lb/>
        <p>Ich und mein Volonta&#x0364;r erreichten un&#x017F;ere Trup-<lb/>
pe nicht eher, als vor den Thoren Strasburgs:<lb/>
denn wir &#x017F;chlichen nur &#x017F;achte nach, und kehrten<lb/>
noch einigemal ein. Unterwegs ho&#x0364;rten wir, daß<lb/>
die Gefangnen einen Wagen mit weißen Ru&#x0364;ben,<lb/>
welchen ein Bauer fu&#x0364;hrte, mit Gewalt angegriffen<lb/>
hatten, und daß die Volonta&#x0364;rs die Ra&#x0364;uber kaum<lb/>
ha&#x0364;tten abhalten ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>In Strasburg lief alles auf, als wir anka-<lb/>
men, und &#x017F;chrie: es lebe die Republik! &#x2014; Seht<lb/>
&#x2014; rief einer dem Andern zu, &#x2014; hier gehen von<lb/>
den Leuten, welche uns unterdru&#x0364;cken wollen! Ho&#x0364;rt<lb/>
einmal, Ihr Leute, was macht Euer Kai&#x017F;er? I&#x017F;t<lb/>
er noch offnes Leibes? u. dgl.</p><lb/>
        <p>Auf dem großen Platze wurden wir geza&#x0364;hlt, und<lb/>
hernach in das ehemalige pra&#x0364;chtige Palais des Land-<lb/>
grafen von Darm&#x017F;tadt gefu&#x0364;hrt, wo man un&#x017F;re Na-<lb/>
men auf&#x017F;chrieb. Die Preußen und Oe&#x017F;treicher wur-<lb/>
den getrennt, und die&#x017F;e erhielten nicht &#x017F;o gutes<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0191] ſtoͤrt: denn es war vor kurzem ein Hauptangriff da vorgefallen, und einige Gebaͤude waren in die Aſche gelegt, auch mehrere Leute dabey umgekom- men. Gern haͤtte ich den Pfarrer Mallo in Brumat beſucht, mit welchem ich ehemals in Gie- ßen ſtudiert hatte, aber er war nicht zu Hauſe. Ich habe lange nachher gehoͤrt, daß er in Stras- burg hingerichtet ſey. Ich und mein Volontaͤr erreichten unſere Trup- pe nicht eher, als vor den Thoren Strasburgs: denn wir ſchlichen nur ſachte nach, und kehrten noch einigemal ein. Unterwegs hoͤrten wir, daß die Gefangnen einen Wagen mit weißen Ruͤben, welchen ein Bauer fuͤhrte, mit Gewalt angegriffen hatten, und daß die Volontaͤrs die Raͤuber kaum haͤtten abhalten koͤnnen. In Strasburg lief alles auf, als wir anka- men, und ſchrie: es lebe die Republik! — Seht — rief einer dem Andern zu, — hier gehen von den Leuten, welche uns unterdruͤcken wollen! Hoͤrt einmal, Ihr Leute, was macht Euer Kaiſer? Iſt er noch offnes Leibes? u. dgl. Auf dem großen Platze wurden wir gezaͤhlt, und hernach in das ehemalige praͤchtige Palais des Land- grafen von Darmſtadt gefuͤhrt, wo man unſre Na- men aufſchrieb. Die Preußen und Oeſtreicher wur- den getrennt, und dieſe erhielten nicht ſo gutes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/191
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/191>, abgerufen am 05.05.2024.