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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Den Weg von Hagenau nach Strasburg werde
ich niemals vergessen. In einem Dorfe, ohnweit
Hagenau, kam ein Junge von ohngefähr 12 Jah-
ren, auf einen gefangnen Razen zugelaufen, mit
wüthender Miene und einem Messer in der Hand,
und schrie: "Der Hund da muß mir verrecken!" --
Die Volontärs entfernten den Jungen, aber ver-
gebens: er kam immer wieder, und schrie ohne Un-
terlaß, der kaiserliche Hund müsse verrecken. Der
Offizier wollte wissen, was der Junge vorhabe.
"Ach, schrie er, dieser Kerl da hat mir meinen
Vater todtgeschossen, und jezt will ich ihn auch
todtstechen." Der Junge wurde aber mit Ge-
walt abgewiesen, und der Hauptmann sagte so vor
sich hin: ce sont de sacres matins ces bougres de
Kayserlics!
Der Raze versicherte indessen hoch und
theuer, daß er den Bauer nicht erschossen habe, al-
lein die Leute im Dorfe schwuren alle, daß wenig-
stens gerade so ein Kerl, wie er, den armen Mann
erschossen habe, blos weil er gesagt hatte: Ihr
müßt doch wieder zurück: unsre Leute kommen
schon.

In Brumat, einem ansehnlichen Flecken, drey
Stunden von Strasburg, war alles versammelt,
als wir durchgingen, und jeder schimpfte auf die
Kaiserlichen Kriegsgefangnen. "Schwarz-Fleisch,
Weiß-Geld!" schrieen sie ihnen unaufhörlich zu:

Den Weg von Hagenau nach Strasburg werde
ich niemals vergeſſen. In einem Dorfe, ohnweit
Hagenau, kam ein Junge von ohngefaͤhr 12 Jah-
ren, auf einen gefangnen Razen zugelaufen, mit
wuͤthender Miene und einem Meſſer in der Hand,
und ſchrie: „Der Hund da muß mir verrecken!“ —
Die Volontaͤrs entfernten den Jungen, aber ver-
gebens: er kam immer wieder, und ſchrie ohne Un-
terlaß, der kaiſerliche Hund muͤſſe verrecken. Der
Offizier wollte wiſſen, was der Junge vorhabe.
„Ach, ſchrie er, dieſer Kerl da hat mir meinen
Vater todtgeſchoſſen, und jezt will ich ihn auch
todtſtechen.“ Der Junge wurde aber mit Ge-
walt abgewieſen, und der Hauptmann ſagte ſo vor
ſich hin: ce ſont de ſacrès matins ces bougres de
Kayſerlics!
Der Raze verſicherte indeſſen hoch und
theuer, daß er den Bauer nicht erſchoſſen habe, al-
lein die Leute im Dorfe ſchwuren alle, daß wenig-
ſtens gerade ſo ein Kerl, wie er, den armen Mann
erſchoſſen habe, blos weil er geſagt hatte: Ihr
muͤßt doch wieder zuruͤck: unſre Leute kommen
ſchon.

In Brumat, einem anſehnlichen Flecken, drey
Stunden von Strasburg, war alles verſammelt,
als wir durchgingen, und jeder ſchimpfte auf die
Kaiſerlichen Kriegsgefangnen. „Schwarz-Fleiſch,
Weiß-Geld!“ ſchrieen ſie ihnen unaufhoͤrlich zu:

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[185/0189] Den Weg von Hagenau nach Strasburg werde ich niemals vergeſſen. In einem Dorfe, ohnweit Hagenau, kam ein Junge von ohngefaͤhr 12 Jah- ren, auf einen gefangnen Razen zugelaufen, mit wuͤthender Miene und einem Meſſer in der Hand, und ſchrie: „Der Hund da muß mir verrecken!“ — Die Volontaͤrs entfernten den Jungen, aber ver- gebens: er kam immer wieder, und ſchrie ohne Un- terlaß, der kaiſerliche Hund muͤſſe verrecken. Der Offizier wollte wiſſen, was der Junge vorhabe. „Ach, ſchrie er, dieſer Kerl da hat mir meinen Vater todtgeſchoſſen, und jezt will ich ihn auch todtſtechen.“ Der Junge wurde aber mit Ge- walt abgewieſen, und der Hauptmann ſagte ſo vor ſich hin: ce ſont de ſacrès matins ces bougres de Kayſerlics! Der Raze verſicherte indeſſen hoch und theuer, daß er den Bauer nicht erſchoſſen habe, al- lein die Leute im Dorfe ſchwuren alle, daß wenig- ſtens gerade ſo ein Kerl, wie er, den armen Mann erſchoſſen habe, blos weil er geſagt hatte: Ihr muͤßt doch wieder zuruͤck: unſre Leute kommen ſchon. In Brumat, einem anſehnlichen Flecken, drey Stunden von Strasburg, war alles verſammelt, als wir durchgingen, und jeder ſchimpfte auf die Kaiſerlichen Kriegsgefangnen. „Schwarz-Fleiſch, Weiß-Geld!“ ſchrieen ſie ihnen unaufhoͤrlich zu:

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/189>, abgerufen am 24.11.2024.