Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

genau anfängt, und herunter bis nach Bergzabern
hinläuft, und wenigstens 12 bis 14 Stunden Länge
hat. Die Franzosen eroberten viele Kanonen, mach-
ten viele Gefangne u. s. w. Der Verlust der Kai-
erlichen an Menschen, Magazinen, Pulver, Waf-
fen, Kleidungsstücken u. dgl. war unermeßlich.
-- Aber da diese an sich höchst merkwürdigen
Vorfälle, freilich partheiisch genug, von andern
Schriftstellern erzählt sind, so will ich wieder von
meinen Erfahrungen reden, wenn ich erst noch
folgende Anekdote werde erzählt haben.

Als ich im März 1795 von Freiburg nach
Offenburg wanderte, kehrte ich in einem Badischen
Dorfe ein, wo ich mit einigen Kaiserlichen Kaval-
leristen im Wirthshause von den Kriegsangelegen-
heiten zu sprechen kam. Ja, sagte ein Kavalle-
rist, es sind doch rechte Spitzbuben die Kondeischen
Hunde (er sprach von der Armee der Emigrirten).
Wir hatten, schau der Herr, einen Chasseur bey
Schweighausen gefangen: es war ein blut-
junges Kerlchen, und wir hatten ihm Pardon ge-
geben. Da führte der Teufel einen ganzen Hau-
fen von den Kondeischen herbey: die riefen wie
unsinnig: Patriot! Patriot! und hieben auf un-
sern Gefangnen ein. Wir sezten uns zur Wehre:
da futterten die Spitzbuben, und machten Mine,
uns alle niederzuhauen, wenn wir ihnen den

genau anfaͤngt, und herunter bis nach Bergzabern
hinlaͤuft, und wenigſtens 12 bis 14 Stunden Laͤnge
hat. Die Franzoſen eroberten viele Kanonen, mach-
ten viele Gefangne u. ſ. w. Der Verluſt der Kai-
erlichen an Menſchen, Magazinen, Pulver, Waf-
fen, Kleidungsſtuͤcken u. dgl. war unermeßlich.
— Aber da dieſe an ſich hoͤchſt merkwuͤrdigen
Vorfaͤlle, freilich partheiiſch genug, von andern
Schriftſtellern erzaͤhlt ſind, ſo will ich wieder von
meinen Erfahrungen reden, wenn ich erſt noch
folgende Anekdote werde erzaͤhlt haben.

Als ich im Maͤrz 1795 von Freiburg nach
Offenburg wanderte, kehrte ich in einem Badiſchen
Dorfe ein, wo ich mit einigen Kaiſerlichen Kaval-
leriſten im Wirthshauſe von den Kriegsangelegen-
heiten zu ſprechen kam. Ja, ſagte ein Kavalle-
riſt, es ſind doch rechte Spitzbuben die Kondeiſchen
Hunde (er ſprach von der Armee der Emigrirten).
Wir hatten, ſchau der Herr, einen Chaſſeur bey
Schweighauſen gefangen: es war ein blut-
junges Kerlchen, und wir hatten ihm Pardon ge-
geben. Da fuͤhrte der Teufel einen ganzen Hau-
fen von den Kondeiſchen herbey: die riefen wie
unſinnig: Patriot! Patriot! und hieben auf un-
ſern Gefangnen ein. Wir ſezten uns zur Wehre:
da futterten die Spitzbuben, und machten Mine,
uns alle niederzuhauen, wenn wir ihnen den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0180" n="176"/>
genau anfa&#x0364;ngt, und herunter bis nach Bergzabern<lb/>
hinla&#x0364;uft, und wenig&#x017F;tens 12 bis 14 Stunden La&#x0364;nge<lb/>
hat. Die Franzo&#x017F;en eroberten viele Kanonen, mach-<lb/>
ten viele Gefangne u. &#x017F;. w. Der Verlu&#x017F;t der Kai-<lb/>
erlichen an Men&#x017F;chen, Magazinen, Pulver, Waf-<lb/>
fen, Kleidungs&#x017F;tu&#x0364;cken u. dgl. war unermeßlich.<lb/>
&#x2014; Aber da die&#x017F;e an &#x017F;ich ho&#x0364;ch&#x017F;t merkwu&#x0364;rdigen<lb/>
Vorfa&#x0364;lle, freilich partheii&#x017F;ch genug, von andern<lb/>
Schrift&#x017F;tellern erza&#x0364;hlt &#x017F;ind, &#x017F;o will ich wieder von<lb/>
meinen Erfahrungen reden, wenn ich er&#x017F;t noch<lb/>
folgende Anekdote werde erza&#x0364;hlt haben.</p><lb/>
        <p>Als ich im Ma&#x0364;rz 1795 von Freiburg nach<lb/>
Offenburg wanderte, kehrte ich in einem Badi&#x017F;chen<lb/>
Dorfe ein, wo ich mit einigen Kai&#x017F;erlichen Kaval-<lb/>
leri&#x017F;ten im Wirthshau&#x017F;e von den Kriegsangelegen-<lb/>
heiten zu &#x017F;prechen kam. Ja, &#x017F;agte ein Kavalle-<lb/>
ri&#x017F;t, es &#x017F;ind doch rechte Spitzbuben die Kondei&#x017F;chen<lb/>
Hunde (er &#x017F;prach von der Armee der Emigrirten).<lb/>
Wir hatten, &#x017F;chau der Herr, einen <hi rendition="#aq">Cha&#x017F;&#x017F;eur</hi> bey<lb/><hi rendition="#g">Schweighau&#x017F;en</hi> gefangen: es war ein blut-<lb/>
junges Kerlchen, und wir hatten ihm Pardon ge-<lb/>
geben. Da fu&#x0364;hrte der Teufel einen ganzen Hau-<lb/>
fen von den Kondei&#x017F;chen herbey: die riefen wie<lb/>
un&#x017F;innig: Patriot! Patriot! und hieben auf un-<lb/>
&#x017F;ern Gefangnen ein. Wir &#x017F;ezten uns zur Wehre:<lb/>
da futterten die Spitzbuben, und machten Mine,<lb/>
uns alle niederzuhauen, wenn wir ihnen den<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0180] genau anfaͤngt, und herunter bis nach Bergzabern hinlaͤuft, und wenigſtens 12 bis 14 Stunden Laͤnge hat. Die Franzoſen eroberten viele Kanonen, mach- ten viele Gefangne u. ſ. w. Der Verluſt der Kai- erlichen an Menſchen, Magazinen, Pulver, Waf- fen, Kleidungsſtuͤcken u. dgl. war unermeßlich. — Aber da dieſe an ſich hoͤchſt merkwuͤrdigen Vorfaͤlle, freilich partheiiſch genug, von andern Schriftſtellern erzaͤhlt ſind, ſo will ich wieder von meinen Erfahrungen reden, wenn ich erſt noch folgende Anekdote werde erzaͤhlt haben. Als ich im Maͤrz 1795 von Freiburg nach Offenburg wanderte, kehrte ich in einem Badiſchen Dorfe ein, wo ich mit einigen Kaiſerlichen Kaval- leriſten im Wirthshauſe von den Kriegsangelegen- heiten zu ſprechen kam. Ja, ſagte ein Kavalle- riſt, es ſind doch rechte Spitzbuben die Kondeiſchen Hunde (er ſprach von der Armee der Emigrirten). Wir hatten, ſchau der Herr, einen Chaſſeur bey Schweighauſen gefangen: es war ein blut- junges Kerlchen, und wir hatten ihm Pardon ge- geben. Da fuͤhrte der Teufel einen ganzen Hau- fen von den Kondeiſchen herbey: die riefen wie unſinnig: Patriot! Patriot! und hieben auf un- ſern Gefangnen ein. Wir ſezten uns zur Wehre: da futterten die Spitzbuben, und machten Mine, uns alle niederzuhauen, wenn wir ihnen den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/180
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/180>, abgerufen am 24.11.2024.