Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

tete fleißig, und kommunicirte eben so fleißig. Sein
Haus stand jedem Pfaffen offen, und besonders
war ein gewisser Augustiner, Pater Marcelli-
nus, sehr willkommen. Brion war gewohnt,
diesem Pater alle hohen Feste einen Kronenthaler
zum Präsent zu machen, und das schon seit meh-
reren Jahren. Eines Tages kam der Pater zu
ihm, und redete ihn mit frommer Mine also an:
Lieber Hr. Brion, Sie haben mir bisher jähr-
lich 24 Livres -- (oder 6 Thaler Sächsisch) ge-
schenkt: dafür danke ich Ihnen nochmals recht
herzlich, und der liebe Gott wird es ihnen gewiß
reichlich vergelten.

Brion: Ja doch, Herr Pater: Ihr' Hoch-
würden sollen das forthin auch so bekommen.

Pater: Tausend Gottes Lohn dafür, Herr
Brion! Aber wenn nun der liebe Gott über Sie
gebieten sollte? wir sind doch alle sterbliche
Menschen!

Brion: Auf den Fall sollen Sie von mir
durch ein Legat bedacht werden.

Pater: Das ist alles recht gut, liebster Herr
Brion: aber --

Brion: (halb ärgerlich) Aber? -- Wie so?

Pater: Ich wüßte einen bessern Vorschlag.

Brion: Lassen Sie hören!


tete fleißig, und kommunicirte eben ſo fleißig. Sein
Haus ſtand jedem Pfaffen offen, und beſonders
war ein gewiſſer Auguſtiner, Pater Marcelli-
nus, ſehr willkommen. Brion war gewohnt,
dieſem Pater alle hohen Feſte einen Kronenthaler
zum Praͤſent zu machen, und das ſchon ſeit meh-
reren Jahren. Eines Tages kam der Pater zu
ihm, und redete ihn mit frommer Mine alſo an:
Lieber Hr. Brion, Sie haben mir bisher jaͤhr-
lich 24 Livres — (oder 6 Thaler Saͤchſiſch) ge-
ſchenkt: dafuͤr danke ich Ihnen nochmals recht
herzlich, und der liebe Gott wird es ihnen gewiß
reichlich vergelten.

Brion: Ja doch, Herr Pater: Ihr' Hoch-
wuͤrden ſollen das forthin auch ſo bekommen.

Pater: Tauſend Gottes Lohn dafuͤr, Herr
Brion! Aber wenn nun der liebe Gott uͤber Sie
gebieten ſollte? wir ſind doch alle ſterbliche
Menſchen!

Brion: Auf den Fall ſollen Sie von mir
durch ein Legat bedacht werden.

Pater: Das iſt alles recht gut, liebſter Herr
Brion: aber —

Brion: (halb aͤrgerlich) Aber? — Wie ſo?

Pater: Ich wuͤßte einen beſſern Vorſchlag.

Brion: Laſſen Sie hoͤren!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0173" n="169"/>
tete fleißig, und kommunicirte eben &#x017F;o fleißig. Sein<lb/>
Haus &#x017F;tand jedem Pfaffen offen, und be&#x017F;onders<lb/>
war ein gewi&#x017F;&#x017F;er Augu&#x017F;tiner, Pater <hi rendition="#g">Marcelli</hi>-<lb/><hi rendition="#g">nus</hi>, &#x017F;ehr willkommen. <hi rendition="#g">Brion</hi> war gewohnt,<lb/>
die&#x017F;em Pater alle hohen Fe&#x017F;te einen Kronenthaler<lb/>
zum Pra&#x0364;&#x017F;ent zu machen, und das &#x017F;chon &#x017F;eit meh-<lb/>
reren Jahren. Eines Tages kam der Pater zu<lb/>
ihm, und redete ihn mit frommer Mine al&#x017F;o an:<lb/>
Lieber Hr. <hi rendition="#g">Brion</hi>, Sie haben mir bisher ja&#x0364;hr-<lb/>
lich 24 Livres &#x2014; (oder 6 Thaler Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;ch) ge-<lb/>
&#x017F;chenkt: dafu&#x0364;r danke ich Ihnen nochmals recht<lb/>
herzlich, und der liebe Gott wird es ihnen gewiß<lb/>
reichlich vergelten.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Brion</hi>: Ja doch, Herr Pater: Ihr' Hoch-<lb/>
wu&#x0364;rden &#x017F;ollen das forthin auch &#x017F;o bekommen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Pater</hi>: Tau&#x017F;end Gottes Lohn dafu&#x0364;r, Herr<lb/>
Brion! Aber wenn nun der liebe Gott u&#x0364;ber Sie<lb/>
gebieten &#x017F;ollte? wir &#x017F;ind doch alle &#x017F;terbliche<lb/>
Men&#x017F;chen!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Brion</hi>: Auf den Fall &#x017F;ollen Sie von mir<lb/>
durch ein Legat bedacht werden.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Pater</hi>: Das i&#x017F;t alles recht gut, lieb&#x017F;ter Herr<lb/>
Brion: aber &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Brion</hi>: (halb a&#x0364;rgerlich) Aber? &#x2014; Wie &#x017F;o?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Pater</hi>: Ich wu&#x0364;ßte einen be&#x017F;&#x017F;ern Vor&#x017F;chlag.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Brion</hi>: La&#x017F;&#x017F;en Sie ho&#x0364;ren!</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0173] tete fleißig, und kommunicirte eben ſo fleißig. Sein Haus ſtand jedem Pfaffen offen, und beſonders war ein gewiſſer Auguſtiner, Pater Marcelli- nus, ſehr willkommen. Brion war gewohnt, dieſem Pater alle hohen Feſte einen Kronenthaler zum Praͤſent zu machen, und das ſchon ſeit meh- reren Jahren. Eines Tages kam der Pater zu ihm, und redete ihn mit frommer Mine alſo an: Lieber Hr. Brion, Sie haben mir bisher jaͤhr- lich 24 Livres — (oder 6 Thaler Saͤchſiſch) ge- ſchenkt: dafuͤr danke ich Ihnen nochmals recht herzlich, und der liebe Gott wird es ihnen gewiß reichlich vergelten. Brion: Ja doch, Herr Pater: Ihr' Hoch- wuͤrden ſollen das forthin auch ſo bekommen. Pater: Tauſend Gottes Lohn dafuͤr, Herr Brion! Aber wenn nun der liebe Gott uͤber Sie gebieten ſollte? wir ſind doch alle ſterbliche Menſchen! Brion: Auf den Fall ſollen Sie von mir durch ein Legat bedacht werden. Pater: Das iſt alles recht gut, liebſter Herr Brion: aber — Brion: (halb aͤrgerlich) Aber? — Wie ſo? Pater: Ich wuͤßte einen beſſern Vorſchlag. Brion: Laſſen Sie hoͤren!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/173
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/173>, abgerufen am 24.11.2024.