tete fleißig, und kommunicirte eben so fleißig. Sein Haus stand jedem Pfaffen offen, und besonders war ein gewisser Augustiner, Pater Marcelli- nus, sehr willkommen. Brion war gewohnt, diesem Pater alle hohen Feste einen Kronenthaler zum Präsent zu machen, und das schon seit meh- reren Jahren. Eines Tages kam der Pater zu ihm, und redete ihn mit frommer Mine also an: Lieber Hr. Brion, Sie haben mir bisher jähr- lich 24 Livres -- (oder 6 Thaler Sächsisch) ge- schenkt: dafür danke ich Ihnen nochmals recht herzlich, und der liebe Gott wird es ihnen gewiß reichlich vergelten.
Brion: Ja doch, Herr Pater: Ihr' Hoch- würden sollen das forthin auch so bekommen.
Pater: Tausend Gottes Lohn dafür, Herr Brion! Aber wenn nun der liebe Gott über Sie gebieten sollte? wir sind doch alle sterbliche Menschen!
Brion: Auf den Fall sollen Sie von mir durch ein Legat bedacht werden.
Pater: Das ist alles recht gut, liebster Herr Brion: aber --
Brion: (halb ärgerlich) Aber? -- Wie so?
Pater: Ich wüßte einen bessern Vorschlag.
Brion: Lassen Sie hören!
tete fleißig, und kommunicirte eben ſo fleißig. Sein Haus ſtand jedem Pfaffen offen, und beſonders war ein gewiſſer Auguſtiner, Pater Marcelli- nus, ſehr willkommen. Brion war gewohnt, dieſem Pater alle hohen Feſte einen Kronenthaler zum Praͤſent zu machen, und das ſchon ſeit meh- reren Jahren. Eines Tages kam der Pater zu ihm, und redete ihn mit frommer Mine alſo an: Lieber Hr. Brion, Sie haben mir bisher jaͤhr- lich 24 Livres — (oder 6 Thaler Saͤchſiſch) ge- ſchenkt: dafuͤr danke ich Ihnen nochmals recht herzlich, und der liebe Gott wird es ihnen gewiß reichlich vergelten.
Brion: Ja doch, Herr Pater: Ihr' Hoch- wuͤrden ſollen das forthin auch ſo bekommen.
Pater: Tauſend Gottes Lohn dafuͤr, Herr Brion! Aber wenn nun der liebe Gott uͤber Sie gebieten ſollte? wir ſind doch alle ſterbliche Menſchen!
Brion: Auf den Fall ſollen Sie von mir durch ein Legat bedacht werden.
Pater: Das iſt alles recht gut, liebſter Herr Brion: aber —
Brion: (halb aͤrgerlich) Aber? — Wie ſo?
Pater: Ich wuͤßte einen beſſern Vorſchlag.
Brion: Laſſen Sie hoͤren!
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tete fleißig, und kommunicirte eben ſo fleißig. Sein
Haus ſtand jedem Pfaffen offen, und beſonders
war ein gewiſſer Auguſtiner, Pater Marcelli-
nus, ſehr willkommen. Brion war gewohnt,
dieſem Pater alle hohen Feſte einen Kronenthaler
zum Praͤſent zu machen, und das ſchon ſeit meh-
reren Jahren. Eines Tages kam der Pater zu
ihm, und redete ihn mit frommer Mine alſo an:
Lieber Hr. Brion, Sie haben mir bisher jaͤhr-
lich 24 Livres — (oder 6 Thaler Saͤchſiſch) ge-
ſchenkt: dafuͤr danke ich Ihnen nochmals recht
herzlich, und der liebe Gott wird es ihnen gewiß
reichlich vergelten.
Brion: Ja doch, Herr Pater: Ihr' Hoch-
wuͤrden ſollen das forthin auch ſo bekommen.
Pater: Tauſend Gottes Lohn dafuͤr, Herr
Brion! Aber wenn nun der liebe Gott uͤber Sie
gebieten ſollte? wir ſind doch alle ſterbliche
Menſchen!
Brion: Auf den Fall ſollen Sie von mir
durch ein Legat bedacht werden.
Pater: Das iſt alles recht gut, liebſter Herr
Brion: aber —
Brion: (halb aͤrgerlich) Aber? — Wie ſo?
Pater: Ich wuͤßte einen beſſern Vorſchlag.
Brion: Laſſen Sie hoͤren!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/173>, abgerufen am 24.11.2024.
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