Die Gesandten ließen sehr viel aufgehen, und besonders die der französischen Prinzen, welche, nebst ihren Leuten, eine unbändige Ueppigkeit sehen ließen. Sie hatten ihre Mätressen mit; und ihre Bediente schlichen den Bauermädeln nach, kamen aber einigemal in Kollision mit unsern Soldaten, und der Buckel wurde ihnen derbe ausgegerbt.
Was die Gesandten eigentlich wollten? Je nun, man wollte einen Plau machen, wie von nun an, die Franzosen angegriffen, geschlagen und hernach regiert werden sollten: -- auch, wie man Frank- reich beschränken, und ein gut Stück davon reißen wollte u. dgl. -- Man hatte aber die Rechnung auch hier, wie im vorigen Jahre, ohne den Wirth gemacht!
Eines Tages saß ich in einem gewissen Dorfe vor der Thüre und rauchte mein Pfeifchen. Ein recht großer Herr ritt vorüber, grüßte mich, sprach mit mir -- wir kannten uns schon lange -- und da es heiß war, bath er um Milch. Ich rief die Hausfrau, und diese, weil es ein Herr mit einem Stern war, erboth sich, sogleich welche herzugeben. Der Herr stieg ab, und gieng in die Stube. Die Hausfrau war recht derbe, ich meyne im Physischen; der Herr schäkerte mit ihr immer traulicher, und be- fahl mir denn endlich, sein Pferd ins Wirthshaus zu führen, und mir da auf seine Rechnung eine Bouteille
Die Geſandten ließen ſehr viel aufgehen, und beſonders die der franzoͤſiſchen Prinzen, welche, nebſt ihren Leuten, eine unbaͤndige Ueppigkeit ſehen ließen. Sie hatten ihre Maͤtreſſen mit; und ihre Bediente ſchlichen den Bauermaͤdeln nach, kamen aber einigemal in Kolliſion mit unſern Soldaten, und der Buckel wurde ihnen derbe ausgegerbt.
Was die Geſandten eigentlich wollten? Je nun, man wollte einen Plau machen, wie von nun an, die Franzoſen angegriffen, geſchlagen und hernach regiert werden ſollten: — auch, wie man Frank- reich beſchraͤnken, und ein gut Stuͤck davon reißen wollte u. dgl. — Man hatte aber die Rechnung auch hier, wie im vorigen Jahre, ohne den Wirth gemacht!
Eines Tages ſaß ich in einem gewiſſen Dorfe vor der Thuͤre und rauchte mein Pfeifchen. Ein recht großer Herr ritt voruͤber, gruͤßte mich, ſprach mit mir — wir kannten uns ſchon lange — und da es heiß war, bath er um Milch. Ich rief die Hausfrau, und dieſe, weil es ein Herr mit einem Stern war, erboth ſich, ſogleich welche herzugeben. Der Herr ſtieg ab, und gieng in die Stube. Die Hausfrau war recht derbe, ich meyne im Phyſiſchen; der Herr ſchaͤkerte mit ihr immer traulicher, und be- fahl mir denn endlich, ſein Pferd ins Wirthshaus zu fuͤhren, und mir da auf ſeine Rechnung eine Bouteille
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Die Geſandten ließen ſehr viel aufgehen, und
beſonders die der franzoͤſiſchen Prinzen, welche,
nebſt ihren Leuten, eine unbaͤndige Ueppigkeit ſehen
ließen. Sie hatten ihre Maͤtreſſen mit; und ihre
Bediente ſchlichen den Bauermaͤdeln nach, kamen
aber einigemal in Kolliſion mit unſern Soldaten,
und der Buckel wurde ihnen derbe ausgegerbt.
Was die Geſandten eigentlich wollten? Je nun,
man wollte einen Plau machen, wie von nun an,
die Franzoſen angegriffen, geſchlagen und hernach
regiert werden ſollten: — auch, wie man Frank-
reich beſchraͤnken, und ein gut Stuͤck davon reißen
wollte u. dgl. — Man hatte aber die Rechnung
auch hier, wie im vorigen Jahre, ohne den Wirth
gemacht!
Eines Tages ſaß ich in einem gewiſſen Dorfe
vor der Thuͤre und rauchte mein Pfeifchen. Ein
recht großer Herr ritt voruͤber, gruͤßte mich, ſprach
mit mir — wir kannten uns ſchon lange — und da
es heiß war, bath er um Milch. Ich rief die
Hausfrau, und dieſe, weil es ein Herr mit einem
Stern war, erboth ſich, ſogleich welche herzugeben.
Der Herr ſtieg ab, und gieng in die Stube. Die
Hausfrau war recht derbe, ich meyne im Phyſiſchen;
der Herr ſchaͤkerte mit ihr immer traulicher, und be-
fahl mir denn endlich, ſein Pferd ins Wirthshaus zu
fuͤhren, und mir da auf ſeine Rechnung eine Bouteille
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/456>, abgerufen am 26.11.2024.
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