mir, daß er die sogenannte Genugthuungslehre nir- gends besser erklärt gelesen hätte, als in dem Bahrdti- schen Roman -- Pastor Rindvigius. Das mag wohl seyn in Beziehung auf den Hn. Pfarrer: aber mich dünkt, daß das Dogmatisiren in einem Buche, wie Rindvigius ist -- der schon deswegen dem D. Bahrdt zuzuschreiben wäre, weil darin einer Autonianischen Chrie Meldung geschieht -- wenig guten Eindruck machen müsse. Spotten über Thorheiten und Fratzen thut in Romanen vor- treffliche Wirkung, so wie das durch Handlung mo- tivirte Aufstellen moralischer Wahrheiten: aber Dogmata -- lassen sich da nicht recht behandeln. Löffler that es an einem schicklichern Orte.
Auch hier erhielt ich Geld von meinem recht- schaffnen Bispink, welcher mich, wie man weiß, den ganzen Feldzug über, mit Geld und andern Nothwendigkeiten immer brüderlich versehen hat. Seinem Briefe waren mehrere Recensionen meiner Biographie beygeschlossen, welche ich, so sehr mich die Herren in Jena und Göttingen herunterge- macht hatten, doch mit Wohlgefallen durchlas. Ich konnte mir dieses leicht vorher denken, sagte es am Ende des zweyten Bandes ja auch vorher, und hatte nun das Vergnügen, zu sehen, wie die Erfahrung mein Urtheil über den Ton und den Cha- rakter der meisten Zunftgelehrten bestätigte. Daß
mir, daß er die ſogenannte Genugthuungslehre nir- gends beſſer erklaͤrt geleſen haͤtte, als in dem Bahrdti- ſchen Roman — Paſtor Rindvigius. Das mag wohl ſeyn in Beziehung auf den Hn. Pfarrer: aber mich duͤnkt, daß das Dogmatiſiren in einem Buche, wie Rindvigius iſt — der ſchon deswegen dem D. Bahrdt zuzuſchreiben waͤre, weil darin einer Autonianiſchen Chrie Meldung geſchieht — wenig guten Eindruck machen muͤſſe. Spotten uͤber Thorheiten und Fratzen thut in Romanen vor- treffliche Wirkung, ſo wie das durch Handlung mo- tivirte Aufſtellen moraliſcher Wahrheiten: aber Dogmata — laſſen ſich da nicht recht behandeln. Loͤffler that es an einem ſchicklichern Orte.
Auch hier erhielt ich Geld von meinem recht- ſchaffnen Bispink, welcher mich, wie man weiß, den ganzen Feldzug uͤber, mit Geld und andern Nothwendigkeiten immer bruͤderlich verſehen hat. Seinem Briefe waren mehrere Recenſionen meiner Biographie beygeſchloſſen, welche ich, ſo ſehr mich die Herren in Jena und Goͤttingen herunterge- macht hatten, doch mit Wohlgefallen durchlas. Ich konnte mir dieſes leicht vorher denken, ſagte es am Ende des zweyten Bandes ja auch vorher, und hatte nun das Vergnuͤgen, zu ſehen, wie die Erfahrung mein Urtheil uͤber den Ton und den Cha- rakter der meiſten Zunftgelehrten beſtaͤtigte. Daß
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mir, daß er die ſogenannte Genugthuungslehre nir-
gends beſſer erklaͤrt geleſen haͤtte, als in dem Bahrdti-
ſchen Roman — Paſtor Rindvigius. Das
mag wohl ſeyn in Beziehung auf den Hn. Pfarrer:
aber mich duͤnkt, daß das Dogmatiſiren in einem
Buche, wie Rindvigius iſt — der ſchon deswegen
dem D. Bahrdt zuzuſchreiben waͤre, weil darin
einer Autonianiſchen Chrie Meldung geſchieht
— wenig guten Eindruck machen muͤſſe. Spotten
uͤber Thorheiten und Fratzen thut in Romanen vor-
treffliche Wirkung, ſo wie das durch Handlung mo-
tivirte Aufſtellen moraliſcher Wahrheiten: aber
Dogmata — laſſen ſich da nicht recht behandeln.
Loͤffler that es an einem ſchicklichern Orte.
Auch hier erhielt ich Geld von meinem recht-
ſchaffnen Bispink, welcher mich, wie man weiß,
den ganzen Feldzug uͤber, mit Geld und andern
Nothwendigkeiten immer bruͤderlich verſehen hat.
Seinem Briefe waren mehrere Recenſionen meiner
Biographie beygeſchloſſen, welche ich, ſo ſehr mich
die Herren in Jena und Goͤttingen herunterge-
macht hatten, doch mit Wohlgefallen durchlas.
Ich konnte mir dieſes leicht vorher denken, ſagte
es am Ende des zweyten Bandes ja auch vorher,
und hatte nun das Vergnuͤgen, zu ſehen, wie die
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/449>, abgerufen am 23.11.2024.
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