Leser, welche hier einige Bemerkungen über die endlich erfolgte Uebergabe der Festung Maynz an die Preußen, -- über das Benehmen des Reprä- sentanten Merlin von Thionville und des Gene- rals d'Oyre u. s. w. erwarten, können sie finden in den Briefen eines preußischen Augenzeugen über den Feldzug des Herzogs von Braunschweig gegen die Neufranken; und in diesen vorzüglich: denn was die andern Herren über diesen Punkt gesagt haben, ist, so weit ich ihre Schreiberey bis jezt kenne, schief und partheiisch.
Genug, Maynz wurde den 23ten Jul 1793 an die Deutschen übergeben; aber, wahrlich, diese Uebergabe war nicht so sehr die Folge der Deut- schen Tapferkeit, oder der Noth der Franzosen; als vielmehr Folge gewisser geheimer Unterhand- lungen, bey denen Merlin vorzüglich interessirt war. Das Gesetz seiner Republik erlaubt erst dann die Uebergabe einer Festung, wenn es ihr an den Lebensmitteln mangelt, oder wenn der Feind eine brauchbare Bresche geschossen hat. Keins von bey- den war in Maynz der Fall, und doch ließ Mer- lin es fahren. Merlin hatte also offenbar ge- gen das Gesetz gesündiget; und daher nachher seine Schwindeley und Lügen in seinen Berichten über Maynzens Uebergabe; daher das Entfernthalten der militärischen Geißeln, d'Oyre, Düpont
Leſer, welche hier einige Bemerkungen uͤber die endlich erfolgte Uebergabe der Feſtung Maynz an die Preußen, — uͤber das Benehmen des Repraͤ- ſentanten Merlin von Thionville und des Gene- rals d'Oyré u. ſ. w. erwarten, koͤnnen ſie finden in den Briefen eines preußiſchen Augenzeugen uͤber den Feldzug des Herzogs von Braunſchweig gegen die Neufranken; und in dieſen vorzuͤglich: denn was die andern Herren uͤber dieſen Punkt geſagt haben, iſt, ſo weit ich ihre Schreiberey bis jezt kenne, ſchief und partheiiſch.
Genug, Maynz wurde den 23ten Jul 1793 an die Deutſchen uͤbergeben; aber, wahrlich, dieſe Uebergabe war nicht ſo ſehr die Folge der Deut- ſchen Tapferkeit, oder der Noth der Franzoſen; als vielmehr Folge gewiſſer geheimer Unterhand- lungen, bey denen Merlin vorzuͤglich intereſſirt war. Das Geſetz ſeiner Republik erlaubt erſt dann die Uebergabe einer Feſtung, wenn es ihr an den Lebensmitteln mangelt, oder wenn der Feind eine brauchbare Breſche geſchoſſen hat. Keins von bey- den war in Maynz der Fall, und doch ließ Mer- lin es fahren. Merlin hatte alſo offenbar ge- gen das Geſetz geſuͤndiget; und daher nachher ſeine Schwindeley und Luͤgen in ſeinen Berichten uͤber Maynzens Uebergabe; daher das Entfernthalten der militaͤriſchen Geißeln, d'Oyré, Duͤpont
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Leſer, welche hier einige Bemerkungen uͤber die
endlich erfolgte Uebergabe der Feſtung Maynz an
die Preußen, — uͤber das Benehmen des Repraͤ-
ſentanten Merlin von Thionville und des Gene-
rals d'Oyré u. ſ. w. erwarten, koͤnnen ſie finden
in den Briefen eines preußiſchen Augenzeugen uͤber
den Feldzug des Herzogs von Braunſchweig gegen
die Neufranken; und in dieſen vorzuͤglich: denn
was die andern Herren uͤber dieſen Punkt geſagt
haben, iſt, ſo weit ich ihre Schreiberey bis jezt
kenne, ſchief und partheiiſch.
Genug, Maynz wurde den 23ten Jul 1793
an die Deutſchen uͤbergeben; aber, wahrlich, dieſe
Uebergabe war nicht ſo ſehr die Folge der Deut-
ſchen Tapferkeit, oder der Noth der Franzoſen;
als vielmehr Folge gewiſſer geheimer Unterhand-
lungen, bey denen Merlin vorzuͤglich intereſſirt
war. Das Geſetz ſeiner Republik erlaubt erſt dann
die Uebergabe einer Feſtung, wenn es ihr an den
Lebensmitteln mangelt, oder wenn der Feind eine
brauchbare Breſche geſchoſſen hat. Keins von bey-
den war in Maynz der Fall, und doch ließ Mer-
lin es fahren. Merlin hatte alſo offenbar ge-
gen das Geſetz geſuͤndiget; und daher nachher ſeine
Schwindeley und Luͤgen in ſeinen Berichten uͤber
Maynzens Uebergabe; daher das Entfernthalten
der militaͤriſchen Geißeln, d'Oyré, Duͤpont
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/401>, abgerufen am 22.11.2024.
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