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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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und ist mehr als Tyrann. Ich hoffe, lieber Vet-
ter, Sie und Vernunft und Recht auf meiner Seite
zu haben, und nun mögt' ich wohl wissen, wie
unsere Herren ihre Regentenklugheit bey der Mit-
und Nachwelt retten werden, oder jene des Ge-
gentheils überführen, welche das gewöhnlichlinki-
sche Benehmen der Fürsten, oder vielmehr ihrer
Räthe und Minister, zumal in dieser Zeit, als
Grunds genug anführen, warum man den Herren-
stand ganz und gar abschaffen solle, um für seine
Sicherheit auf alle Zeiten und auf alle Fälle selbst
zu sorgen, und diese Sorge nicht denen zu über-
lassen, welche in Friedenszeiten den großen Herrn
spielen und sich füttern und hofiren lassen, zur Zeit
der Gefahr aber davon laufen, ihre Unterthanen
preisgeben, und sie hernach noch gar strafen, wenn
sie sich, nach dem Rechte der Selbst- und Noth-
hülfe, während der Zeit ihrer Verlassenheit, hal-
fen, so gut es ging!

Ich: Als Pastor wissen Sie, was die Mieth-
linge im Evangelio sagen wollen; und das sind die
Herren mit dem Krummstabe beynahe immer: diese
also mögten immerhin abfahren. Für die übrigen
aber ist eine vernünftige Constitution, auf deren
Exekution die Nation durch Volksstände aufmerk-
sam mitwacht, noch ein Mittelweg.


und iſt mehr als Tyrann. Ich hoffe, lieber Vet-
ter, Sie und Vernunft und Recht auf meiner Seite
zu haben, und nun moͤgt' ich wohl wiſſen, wie
unſere Herren ihre Regentenklugheit bey der Mit-
und Nachwelt retten werden, oder jene des Ge-
gentheils uͤberfuͤhren, welche das gewoͤhnlichlinki-
ſche Benehmen der Fuͤrſten, oder vielmehr ihrer
Raͤthe und Miniſter, zumal in dieſer Zeit, als
Grunds genug anfuͤhren, warum man den Herren-
ſtand ganz und gar abſchaffen ſolle, um fuͤr ſeine
Sicherheit auf alle Zeiten und auf alle Faͤlle ſelbſt
zu ſorgen, und dieſe Sorge nicht denen zu uͤber-
laſſen, welche in Friedenszeiten den großen Herrn
ſpielen und ſich fuͤttern und hofiren laſſen, zur Zeit
der Gefahr aber davon laufen, ihre Unterthanen
preisgeben, und ſie hernach noch gar ſtrafen, wenn
ſie ſich, nach dem Rechte der Selbſt- und Noth-
huͤlfe, waͤhrend der Zeit ihrer Verlaſſenheit, hal-
fen, ſo gut es ging!

Ich: Als Paſtor wiſſen Sie, was die Mieth-
linge im Evangelio ſagen wollen; und das ſind die
Herren mit dem Krummſtabe beynahe immer: dieſe
alſo moͤgten immerhin abfahren. Fuͤr die uͤbrigen
aber iſt eine vernuͤnftige Conſtitution, auf deren
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ſam mitwacht, noch ein Mittelweg.


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[356/0368] und iſt mehr als Tyrann. Ich hoffe, lieber Vet- ter, Sie und Vernunft und Recht auf meiner Seite zu haben, und nun moͤgt' ich wohl wiſſen, wie unſere Herren ihre Regentenklugheit bey der Mit- und Nachwelt retten werden, oder jene des Ge- gentheils uͤberfuͤhren, welche das gewoͤhnlichlinki- ſche Benehmen der Fuͤrſten, oder vielmehr ihrer Raͤthe und Miniſter, zumal in dieſer Zeit, als Grunds genug anfuͤhren, warum man den Herren- ſtand ganz und gar abſchaffen ſolle, um fuͤr ſeine Sicherheit auf alle Zeiten und auf alle Faͤlle ſelbſt zu ſorgen, und dieſe Sorge nicht denen zu uͤber- laſſen, welche in Friedenszeiten den großen Herrn ſpielen und ſich fuͤttern und hofiren laſſen, zur Zeit der Gefahr aber davon laufen, ihre Unterthanen preisgeben, und ſie hernach noch gar ſtrafen, wenn ſie ſich, nach dem Rechte der Selbſt- und Noth- huͤlfe, waͤhrend der Zeit ihrer Verlaſſenheit, hal- fen, ſo gut es ging! Ich: Als Paſtor wiſſen Sie, was die Mieth- linge im Evangelio ſagen wollen; und das ſind die Herren mit dem Krummſtabe beynahe immer: dieſe alſo moͤgten immerhin abfahren. Fuͤr die uͤbrigen aber iſt eine vernuͤnftige Conſtitution, auf deren Exekution die Nation durch Volksſtaͤnde aufmerk- ſam mitwacht, noch ein Mittelweg.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/368>, abgerufen am 06.06.2024.