Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

gerbursche war, in einer Kneipe angetroffen, und
ihm, damit er Dero gnädiges aristokratisches Queer-
gewäsche geduldig anhören mögte, tüchtig mit
Schnapps aufwichsen lassen. Da hat denn der
schlaue Bursch gemerkt, was bey Seiner Gnaden
saß, und hat, wie billig, in den Ton miteingestimmt,
den Seine Gnaden angaben. Ich muß aber die Ehre
haben, zu sagen, daß noch im vorigen Jahre, nach
dem Frieden der Hessen mit den Franzosen, ein ge-
wisser Mann durch Hessen reißte, und in einer
Schenke ohnweit Hersfeld einkehrte, wo er einige
Krüge Bier geben ließ, welche er mit zwey Bür-
ger aus Hessenland trank, und dabey einen ganz
demokratischen und obendrein noch sarkastischen Ton
absichtlich anstimmte. Den Augenblick stimmten
beyde Hessen ein, und hielten ihrem Landgrafen
solche Elogen, bey denen dem Hn. Exleutnant die
Ohren, auf Ehre, gegellt hätten. Wenn ich bald
wieder durch Hessen reise, will ich des Hn. von
Göchhausens Wanderungen mitnehmen, und
dann giebts in den hessischen Gasthöfen gewiß was
zu lachen u. s. w.

Caub ist eine alte rostige Stadt, und gehört
dem Kurfürsten von Pfalzbaiern. Sie ist berühmt
wegen ihrer Schiefergruben und besonders wegen
des dortigen guten Weinwuchses. Die Einwohner
zu Caub sind aber grobe, ungeschliffene Menschen,

gerburſche war, in einer Kneipe angetroffen, und
ihm, damit er Dero gnaͤdiges ariſtokratiſches Queer-
gewaͤſche geduldig anhoͤren moͤgte, tuͤchtig mit
Schnapps aufwichſen laſſen. Da hat denn der
ſchlaue Burſch gemerkt, was bey Seiner Gnaden
ſaß, und hat, wie billig, in den Ton miteingeſtimmt,
den Seine Gnaden angaben. Ich muß aber die Ehre
haben, zu ſagen, daß noch im vorigen Jahre, nach
dem Frieden der Heſſen mit den Franzoſen, ein ge-
wiſſer Mann durch Heſſen reißte, und in einer
Schenke ohnweit Hersfeld einkehrte, wo er einige
Kruͤge Bier geben ließ, welche er mit zwey Buͤr-
ger aus Heſſenland trank, und dabey einen ganz
demokratiſchen und obendrein noch ſarkaſtiſchen Ton
abſichtlich anſtimmte. Den Augenblick ſtimmten
beyde Heſſen ein, und hielten ihrem Landgrafen
ſolche Elogen, bey denen dem Hn. Exleutnant die
Ohren, auf Ehre, gegellt haͤtten. Wenn ich bald
wieder durch Heſſen reiſe, will ich des Hn. von
Goͤchhauſens Wanderungen mitnehmen, und
dann giebts in den heſſiſchen Gaſthoͤfen gewiß was
zu lachen u. ſ. w.

Caub iſt eine alte roſtige Stadt, und gehoͤrt
dem Kurfuͤrſten von Pfalzbaiern. Sie iſt beruͤhmt
wegen ihrer Schiefergruben und beſonders wegen
des dortigen guten Weinwuchſes. Die Einwohner
zu Caub ſind aber grobe, ungeſchliffene Menſchen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0331" n="319"/>
gerbur&#x017F;che war, in einer Kneipe angetroffen, und<lb/>
ihm, damit er Dero gna&#x0364;diges ari&#x017F;tokrati&#x017F;ches Queer-<lb/>
gewa&#x0364;&#x017F;che geduldig anho&#x0364;ren mo&#x0364;gte, tu&#x0364;chtig mit<lb/>
Schnapps aufwich&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en. Da hat denn der<lb/>
&#x017F;chlaue Bur&#x017F;ch gemerkt, was bey Seiner Gnaden<lb/>
&#x017F;aß, und hat, wie billig, in den Ton miteinge&#x017F;timmt,<lb/>
den Seine Gnaden angaben. Ich muß aber die Ehre<lb/>
haben, zu &#x017F;agen, daß noch im vorigen Jahre, nach<lb/>
dem Frieden der He&#x017F;&#x017F;en mit den Franzo&#x017F;en, ein ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;er Mann durch He&#x017F;&#x017F;en reißte, und in einer<lb/>
Schenke ohnweit Hersfeld einkehrte, wo er einige<lb/>
Kru&#x0364;ge Bier geben ließ, welche er mit zwey Bu&#x0364;r-<lb/>
ger aus He&#x017F;&#x017F;enland trank, und dabey einen ganz<lb/>
demokrati&#x017F;chen und obendrein noch &#x017F;arka&#x017F;ti&#x017F;chen Ton<lb/>
ab&#x017F;ichtlich an&#x017F;timmte. Den Augenblick &#x017F;timmten<lb/>
beyde He&#x017F;&#x017F;en ein, und hielten ihrem Landgrafen<lb/>
&#x017F;olche Elogen, bey denen dem Hn. Exleutnant die<lb/>
Ohren, auf Ehre, gegellt ha&#x0364;tten. Wenn ich bald<lb/>
wieder durch He&#x017F;&#x017F;en rei&#x017F;e, will ich des Hn. von<lb/><hi rendition="#g">Go&#x0364;chhau&#x017F;ens</hi> Wanderungen mitnehmen, und<lb/>
dann giebts in den he&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Ga&#x017F;tho&#x0364;fen gewiß was<lb/>
zu lachen u. &#x017F;. w.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Caub</hi> i&#x017F;t eine alte ro&#x017F;tige Stadt, und geho&#x0364;rt<lb/>
dem Kurfu&#x0364;r&#x017F;ten von Pfalzbaiern. Sie i&#x017F;t beru&#x0364;hmt<lb/>
wegen ihrer Schiefergruben und be&#x017F;onders wegen<lb/>
des dortigen guten Weinwuch&#x017F;es. Die Einwohner<lb/>
zu Caub &#x017F;ind aber grobe, unge&#x017F;chliffene Men&#x017F;chen,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0331] gerburſche war, in einer Kneipe angetroffen, und ihm, damit er Dero gnaͤdiges ariſtokratiſches Queer- gewaͤſche geduldig anhoͤren moͤgte, tuͤchtig mit Schnapps aufwichſen laſſen. Da hat denn der ſchlaue Burſch gemerkt, was bey Seiner Gnaden ſaß, und hat, wie billig, in den Ton miteingeſtimmt, den Seine Gnaden angaben. Ich muß aber die Ehre haben, zu ſagen, daß noch im vorigen Jahre, nach dem Frieden der Heſſen mit den Franzoſen, ein ge- wiſſer Mann durch Heſſen reißte, und in einer Schenke ohnweit Hersfeld einkehrte, wo er einige Kruͤge Bier geben ließ, welche er mit zwey Buͤr- ger aus Heſſenland trank, und dabey einen ganz demokratiſchen und obendrein noch ſarkaſtiſchen Ton abſichtlich anſtimmte. Den Augenblick ſtimmten beyde Heſſen ein, und hielten ihrem Landgrafen ſolche Elogen, bey denen dem Hn. Exleutnant die Ohren, auf Ehre, gegellt haͤtten. Wenn ich bald wieder durch Heſſen reiſe, will ich des Hn. von Goͤchhauſens Wanderungen mitnehmen, und dann giebts in den heſſiſchen Gaſthoͤfen gewiß was zu lachen u. ſ. w. Caub iſt eine alte roſtige Stadt, und gehoͤrt dem Kurfuͤrſten von Pfalzbaiern. Sie iſt beruͤhmt wegen ihrer Schiefergruben und beſonders wegen des dortigen guten Weinwuchſes. Die Einwohner zu Caub ſind aber grobe, ungeſchliffene Menſchen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/331
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/331>, abgerufen am 22.11.2024.