und die Diebe wurden hinlänglich bestraft. Nicht so immer bey uns!
Ueberhaupt ist der ganze sonst schätzbare, und schön geschriebne Aufsatz des Hn. von Beulwitz nichts weniger als ein Beytrag zur Darstellung des damaligen Nationalkarakters der Franzosen. Diesen Nationalkarakter darf man in einer Stadt nicht suchen, welche erst seit einigen Tagen vom Feinde geräumt ist, und worin ein feindlicher Offi- zier auf Kommando zurück bleibt. Hätte Hr. von Beulwitz sich die Mühe genommen, die Gesin- nungen der Bürger für ihre eigne Sache zu unter- suchen, so würde er uns vielleicht einen fruchtba- rern und vollständigern Beytrag haben liefern kön- nen, als jezt, da er gerade nur das Betragen der Franzosen gegen ihn und seine Leute schildert. Das ist sonnenklar, und daher halten die gründ- lichen und bescheidnen Bemerkungen eines gefan- genen preußischen Offiziers aus Dijon, welche Hr. von Beulwitz zu widerlegen zwar unter- nimmt, aber nicht widerlegt, noch immer ihren Werth. Kurz, hätten wir die Franzosen humaner und sanfter behandelt, hätten wir ihre Felder nicht verheert, ihre Dörfer nicht verwüstet und ihre Leute nicht mishaudelt, so würde wahrscheinlich auch Hr. von Beulwitz ein besseres Schicksal in Verdun gehabt haben.
und die Diebe wurden hinlaͤnglich beſtraft. Nicht ſo immer bey uns!
Ueberhaupt iſt der ganze ſonſt ſchaͤtzbare, und ſchoͤn geſchriebne Aufſatz des Hn. von Beulwitz nichts weniger als ein Beytrag zur Darſtellung des damaligen Nationalkarakters der Franzoſen. Dieſen Nationalkarakter darf man in einer Stadt nicht ſuchen, welche erſt ſeit einigen Tagen vom Feinde geraͤumt iſt, und worin ein feindlicher Offi- zier auf Kommando zuruͤck bleibt. Haͤtte Hr. von Beulwitz ſich die Muͤhe genommen, die Geſin- nungen der Buͤrger fuͤr ihre eigne Sache zu unter- ſuchen, ſo wuͤrde er uns vielleicht einen fruchtba- rern und vollſtaͤndigern Beytrag haben liefern koͤn- nen, als jezt, da er gerade nur das Betragen der Franzoſen gegen ihn und ſeine Leute ſchildert. Das iſt ſonnenklar, und daher halten die gruͤnd- lichen und beſcheidnen Bemerkungen eines gefan- genen preußiſchen Offiziers aus Dijon, welche Hr. von Beulwitz zu widerlegen zwar unter- nimmt, aber nicht widerlegt, noch immer ihren Werth. Kurz, haͤtten wir die Franzoſen humaner und ſanfter behandelt, haͤtten wir ihre Felder nicht verheert, ihre Doͤrfer nicht verwuͤſtet und ihre Leute nicht mishaudelt, ſo wuͤrde wahrſcheinlich auch Hr. von Beulwitz ein beſſeres Schickſal in Verdun gehabt haben.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0244"n="232"/>
und die Diebe wurden hinlaͤnglich beſtraft. Nicht<lb/>ſo immer bey uns!</p><lb/><p>Ueberhaupt iſt der ganze ſonſt ſchaͤtzbare, und<lb/>ſchoͤn geſchriebne Aufſatz des Hn. von <hirendition="#g">Beulwitz</hi><lb/>
nichts weniger als ein Beytrag zur Darſtellung<lb/>
des damaligen Nationalkarakters der Franzoſen.<lb/>
Dieſen Nationalkarakter darf man in einer Stadt<lb/>
nicht ſuchen, welche erſt ſeit einigen Tagen vom<lb/>
Feinde geraͤumt iſt, und worin ein feindlicher Offi-<lb/>
zier auf Kommando zuruͤck bleibt. Haͤtte Hr. von<lb/><hirendition="#g">Beulwitz</hi>ſich die Muͤhe genommen, die Geſin-<lb/>
nungen der Buͤrger fuͤr ihre eigne Sache zu unter-<lb/>ſuchen, ſo wuͤrde er uns vielleicht einen fruchtba-<lb/>
rern und vollſtaͤndigern Beytrag haben liefern koͤn-<lb/>
nen, als jezt, da er gerade nur das Betragen der<lb/>
Franzoſen gegen <hirendition="#g">ihn</hi> und ſeine Leute ſchildert.<lb/>
Das iſt ſonnenklar, und daher halten die gruͤnd-<lb/>
lichen und beſcheidnen Bemerkungen eines gefan-<lb/>
genen preußiſchen Offiziers aus Dijon, welche<lb/>
Hr. von <hirendition="#g">Beulwitz</hi> zu widerlegen zwar unter-<lb/>
nimmt, aber nicht widerlegt, noch immer ihren<lb/>
Werth. Kurz, haͤtten wir die Franzoſen humaner<lb/>
und ſanfter behandelt, haͤtten wir ihre Felder nicht<lb/>
verheert, ihre Doͤrfer nicht verwuͤſtet und ihre Leute<lb/>
nicht mishaudelt, ſo wuͤrde wahrſcheinlich auch Hr.<lb/>
von <hirendition="#g">Beulwitz</hi> ein beſſeres Schickſal in Verdun<lb/>
gehabt haben.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[232/0244]
und die Diebe wurden hinlaͤnglich beſtraft. Nicht
ſo immer bey uns!
Ueberhaupt iſt der ganze ſonſt ſchaͤtzbare, und
ſchoͤn geſchriebne Aufſatz des Hn. von Beulwitz
nichts weniger als ein Beytrag zur Darſtellung
des damaligen Nationalkarakters der Franzoſen.
Dieſen Nationalkarakter darf man in einer Stadt
nicht ſuchen, welche erſt ſeit einigen Tagen vom
Feinde geraͤumt iſt, und worin ein feindlicher Offi-
zier auf Kommando zuruͤck bleibt. Haͤtte Hr. von
Beulwitz ſich die Muͤhe genommen, die Geſin-
nungen der Buͤrger fuͤr ihre eigne Sache zu unter-
ſuchen, ſo wuͤrde er uns vielleicht einen fruchtba-
rern und vollſtaͤndigern Beytrag haben liefern koͤn-
nen, als jezt, da er gerade nur das Betragen der
Franzoſen gegen ihn und ſeine Leute ſchildert.
Das iſt ſonnenklar, und daher halten die gruͤnd-
lichen und beſcheidnen Bemerkungen eines gefan-
genen preußiſchen Offiziers aus Dijon, welche
Hr. von Beulwitz zu widerlegen zwar unter-
nimmt, aber nicht widerlegt, noch immer ihren
Werth. Kurz, haͤtten wir die Franzoſen humaner
und ſanfter behandelt, haͤtten wir ihre Felder nicht
verheert, ihre Doͤrfer nicht verwuͤſtet und ihre Leute
nicht mishaudelt, ſo wuͤrde wahrſcheinlich auch Hr.
von Beulwitz ein beſſeres Schickſal in Verdun
gehabt haben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/244>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.