Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

trouillen ausstreuten, um unsre Leute zur Desertion
aufzumuntern. Ich werde hier mit des Lesers Er-
laubniß einen solchen Zettel in deutscher Sprache --
sie waren deutsch und französisch -- mittheilen,
und das vorzüglich deswegen, weil ich in der Folge
ein Mehreres von der Lage der deutschen De-
serteurs in Frankreich erwähnen muß. Ich schreibe
zwar nicht gerne ab, weil das das Ansehen hat, als
wollte man mit fremden Sachen die Bogen füllen,
aus Mangel an eignen: aber dann und wann ists
doch auch nöthig, daß man schon gedruckte Dinge
nochmals hersetze. Die Zettel hatten folgenden
Inhalt:
An die
Oestreichischen und Preußischen Soldaten.

Kameraden,

Eure Offiziere hintergehen euch immer, erzäh-
len euch nichts als Unwahrheiten von dem Kriege,
welchen wir wider den Kaiser und den König von
Preußen führen. Vernehmet hiemit die wahre
Ursache desselben!

Es sind nunmehro drey Jahre verflossen, seit-
dem die Franken, müde ihres Elendes und der un-
aufhörlichen Drangsale, welche der Adel und die
Hofschranzen sie fühlen ließen, und entschlossen,
sich zu rächen, die Waffen ergriffen, und feyerlich

trouillen ausſtreuten, um unſre Leute zur Deſertion
aufzumuntern. Ich werde hier mit des Leſers Er-
laubniß einen ſolchen Zettel in deutſcher Sprache —
ſie waren deutſch und franzoͤſiſch — mittheilen,
und das vorzuͤglich deswegen, weil ich in der Folge
ein Mehreres von der Lage der deutſchen De-
ſerteurs in Frankreich erwaͤhnen muß. Ich ſchreibe
zwar nicht gerne ab, weil das das Anſehen hat, als
wollte man mit fremden Sachen die Bogen fuͤllen,
aus Mangel an eignen: aber dann und wann iſts
doch auch noͤthig, daß man ſchon gedruckte Dinge
nochmals herſetze. Die Zettel hatten folgenden
Inhalt:
An die
Oeſtreichiſchen und Preußiſchen Soldaten.

Kameraden,

Eure Offiziere hintergehen euch immer, erzaͤh-
len euch nichts als Unwahrheiten von dem Kriege,
welchen wir wider den Kaiſer und den Koͤnig von
Preußen fuͤhren. Vernehmet hiemit die wahre
Urſache deſſelben!

Es ſind nunmehro drey Jahre verfloſſen, ſeit-
dem die Franken, muͤde ihres Elendes und der un-
aufhoͤrlichen Drangſale, welche der Adel und die
Hofſchranzen ſie fuͤhlen ließen, und entſchloſſen,
ſich zu raͤchen, die Waffen ergriffen, und feyerlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="178"/>
trouillen aus&#x017F;treuten, um un&#x017F;re Leute zur De&#x017F;ertion<lb/>
aufzumuntern. Ich werde hier mit des Le&#x017F;ers Er-<lb/>
laubniß einen &#x017F;olchen Zettel in deut&#x017F;cher Sprache &#x2014;<lb/>
&#x017F;ie waren deut&#x017F;ch und franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch &#x2014; mittheilen,<lb/>
und das vorzu&#x0364;glich deswegen, weil ich in der Folge<lb/>
ein Mehreres von der Lage der deut&#x017F;chen De-<lb/>
&#x017F;erteurs in Frankreich erwa&#x0364;hnen muß. Ich &#x017F;chreibe<lb/>
zwar nicht gerne ab, weil das das An&#x017F;ehen hat, als<lb/>
wollte man mit fremden Sachen die Bogen fu&#x0364;llen,<lb/>
aus Mangel an eignen: aber dann und wann i&#x017F;ts<lb/>
doch auch no&#x0364;thig, daß man &#x017F;chon gedruckte Dinge<lb/>
nochmals her&#x017F;etze. Die Zettel hatten folgenden<lb/>
Inhalt:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">An die</hi><lb/>
Oe&#x017F;treichi&#x017F;chen und Preußi&#x017F;chen Soldaten.</hi><lb/><hi rendition="#et">Kameraden,</hi></p><lb/>
        <p>Eure Offiziere hintergehen euch immer, erza&#x0364;h-<lb/>
len euch nichts als Unwahrheiten von dem Kriege,<lb/>
welchen wir wider den Kai&#x017F;er und den Ko&#x0364;nig von<lb/>
Preußen fu&#x0364;hren. Vernehmet hiemit die wahre<lb/>
Ur&#x017F;ache de&#x017F;&#x017F;elben!</p><lb/>
        <p>Es &#x017F;ind nunmehro drey Jahre verflo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;eit-<lb/>
dem die Franken, mu&#x0364;de ihres Elendes und der un-<lb/>
aufho&#x0364;rlichen Drang&#x017F;ale, welche der Adel und die<lb/>
Hof&#x017F;chranzen &#x017F;ie fu&#x0364;hlen ließen, und ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;ich zu ra&#x0364;chen, die Waffen ergriffen, und feyerlich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0190] trouillen ausſtreuten, um unſre Leute zur Deſertion aufzumuntern. Ich werde hier mit des Leſers Er- laubniß einen ſolchen Zettel in deutſcher Sprache — ſie waren deutſch und franzoͤſiſch — mittheilen, und das vorzuͤglich deswegen, weil ich in der Folge ein Mehreres von der Lage der deutſchen De- ſerteurs in Frankreich erwaͤhnen muß. Ich ſchreibe zwar nicht gerne ab, weil das das Anſehen hat, als wollte man mit fremden Sachen die Bogen fuͤllen, aus Mangel an eignen: aber dann und wann iſts doch auch noͤthig, daß man ſchon gedruckte Dinge nochmals herſetze. Die Zettel hatten folgenden Inhalt: An die Oeſtreichiſchen und Preußiſchen Soldaten. Kameraden, Eure Offiziere hintergehen euch immer, erzaͤh- len euch nichts als Unwahrheiten von dem Kriege, welchen wir wider den Kaiſer und den Koͤnig von Preußen fuͤhren. Vernehmet hiemit die wahre Urſache deſſelben! Es ſind nunmehro drey Jahre verfloſſen, ſeit- dem die Franken, muͤde ihres Elendes und der un- aufhoͤrlichen Drangſale, welche der Adel und die Hofſchranzen ſie fuͤhlen ließen, und entſchloſſen, ſich zu raͤchen, die Waffen ergriffen, und feyerlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/190
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/190>, abgerufen am 21.11.2024.