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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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kommen muß, den Muth zu lähmen, und ihn,
wenn auch nicht zur Verzweiflung, doch zum Ver-
zagen und Erblassen zu stimmen, zumal im Ange-
sichte einer tosenden feindlichen Kanonade. Unsere
Leute waren ja meistens schon krank; alle waren
ermattet und bis auf die Haut durchnässet; der
größte Theil hatte seit dem Mittage des vorigen
Tages nichts gegessen; weit über die Hälfte --
denn aus dem siebenjährigen Kriege zählen wir nicht
viel brauchbare Soldaten mehr -- trat hier zum
ersten Male vor feindliche Kanonen: ist es nun
überhaupt glaublich, daß solche Leute unter solchen
Umständen sich des nahen Feindes freuen, mit fro-
hem Muthe gegen ihn avanciren, und über ein
kommandirtes Halt murren werden? Das wird
sich schwerlich jemand einbilden, der da weiß, wel-
chen Eindruck neue und große Gefahren auf unge-
wohnte und sonst schon leidende Gemüther machen.
-- Auf dem Anmarsche gegen den Feind wurden
erst die Gewehre geladen, welche vorher immer ku-
gelleer geblieben waren: und während dieses La-
dens konnte man die Todtenblässe auf den meisten
Gesichtern nicht der Soldaten allein, sondern auch
der Offiziere, deutlich bemerken. Die Aengstlich-
keit gieng so weit, daß, wer Spielkarten bey sich
hatte, sie wegwarf, aus Furcht, der liebe Gott
mögte nun ihn strafen wegen eines so gottlosen Ge-

kommen muß, den Muth zu laͤhmen, und ihn,
wenn auch nicht zur Verzweiflung, doch zum Ver-
zagen und Erblaſſen zu ſtimmen, zumal im Ange-
ſichte einer toſenden feindlichen Kanonade. Unſere
Leute waren ja meiſtens ſchon krank; alle waren
ermattet und bis auf die Haut durchnaͤſſet; der
groͤßte Theil hatte ſeit dem Mittage des vorigen
Tages nichts gegeſſen; weit uͤber die Haͤlfte —
denn aus dem ſiebenjaͤhrigen Kriege zaͤhlen wir nicht
viel brauchbare Soldaten mehr — trat hier zum
erſten Male vor feindliche Kanonen: iſt es nun
uͤberhaupt glaublich, daß ſolche Leute unter ſolchen
Umſtaͤnden ſich des nahen Feindes freuen, mit fro-
hem Muthe gegen ihn avanciren, und uͤber ein
kommandirtes Halt murren werden? Das wird
ſich ſchwerlich jemand einbilden, der da weiß, wel-
chen Eindruck neue und große Gefahren auf unge-
wohnte und ſonſt ſchon leidende Gemuͤther machen.
— Auf dem Anmarſche gegen den Feind wurden
erſt die Gewehre geladen, welche vorher immer ku-
gelleer geblieben waren: und waͤhrend dieſes La-
dens konnte man die Todtenblaͤſſe auf den meiſten
Geſichtern nicht der Soldaten allein, ſondern auch
der Offiziere, deutlich bemerken. Die Aengſtlich-
keit gieng ſo weit, daß, wer Spielkarten bey ſich
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[157/0169] kommen muß, den Muth zu laͤhmen, und ihn, wenn auch nicht zur Verzweiflung, doch zum Ver- zagen und Erblaſſen zu ſtimmen, zumal im Ange- ſichte einer toſenden feindlichen Kanonade. Unſere Leute waren ja meiſtens ſchon krank; alle waren ermattet und bis auf die Haut durchnaͤſſet; der groͤßte Theil hatte ſeit dem Mittage des vorigen Tages nichts gegeſſen; weit uͤber die Haͤlfte — denn aus dem ſiebenjaͤhrigen Kriege zaͤhlen wir nicht viel brauchbare Soldaten mehr — trat hier zum erſten Male vor feindliche Kanonen: iſt es nun uͤberhaupt glaublich, daß ſolche Leute unter ſolchen Umſtaͤnden ſich des nahen Feindes freuen, mit fro- hem Muthe gegen ihn avanciren, und uͤber ein kommandirtes Halt murren werden? Das wird ſich ſchwerlich jemand einbilden, der da weiß, wel- chen Eindruck neue und große Gefahren auf unge- wohnte und ſonſt ſchon leidende Gemuͤther machen. — Auf dem Anmarſche gegen den Feind wurden erſt die Gewehre geladen, welche vorher immer ku- gelleer geblieben waren: und waͤhrend dieſes La- dens konnte man die Todtenblaͤſſe auf den meiſten Geſichtern nicht der Soldaten allein, ſondern auch der Offiziere, deutlich bemerken. Die Aengſtlich- keit gieng ſo weit, daß, wer Spielkarten bey ſich hatte, ſie wegwarf, aus Furcht, der liebe Gott moͤgte nun ihn ſtrafen wegen eines ſo gottloſen Ge-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/169>, abgerufen am 21.11.2024.