[ - 2 Zeichen fehlen] nicht sehr gut gethan! denn zu geschweigen, daß unter den Landsleuten oft Kalefactors sind, welche alles von der Universität nach Hause schreiben 1), um den Frau Basen etwas zum Klatschen aufzutischen; so kommen hernach die guten Leute ja in ein Land zu- rück, wo ihre Absichten oft gewaltig zusammen tref- fen. Z. B. Es streben Meh[]rere nach einem Amt, verschießen sich in dasselbe Mädchen, u. s. f. Nun feinden sie sich einander an und sprengen von einan- der aus, was sie nur Skandalöses von einander wis- sen. Freilich ist das niederträchtig; es geschieht aber doch und deshalb sollte sich der Student vo[n] dem gar zu traulichen Umgang mit Landsleuten hüten. Der Ausländer sezt uns in diese Verlegenheit nicht, oder gewiß sehr selten. -- Was vollends die Freund- schaften mit Adelichen auf Universitäten betrift, so sind die a la mode -- wankend; und hat man dereinst etwas bei so einem adelichen Herrn Bruder zu suchen, so ist die Brüderschaft oft mehr hinder- lich als förderlich. Und nun der Aufwand, um es ihnen gleich zu thun! -- Auch sieht man, daß es
1) In Giessen war ein gewisser Mosjeh M... zu mei- ner Zeit, welcher jeden Monath eine ganze Chronik nach Hause schickte. Die Frau Basen in der Pfalz wußten daher unsre Possen und Streiche so gut als wir selbst.
[ – 2 Zeichen fehlen] nicht ſehr gut gethan! denn zu geſchweigen, daß unter den Landsleuten oft Kalefactors ſind, welche alles von der Univerſitaͤt nach Hauſe ſchreiben 1), um den Frau Baſen etwas zum Klatſchen aufzutiſchen; ſo kommen hernach die guten Leute ja in ein Land zu- ruͤck, wo ihre Abſichten oft gewaltig zuſammen tref- fen. Z. B. Es ſtreben Meh[]rere nach einem Amt, verſchießen ſich in daſſelbe Maͤdchen, u. ſ. f. Nun feinden ſie ſich einander an und ſprengen von einan- der aus, was ſie nur Skandaloͤſes von einander wiſ- ſen. Freilich iſt das niedertraͤchtig; es geſchieht aber doch und deshalb ſollte ſich der Student vo[n] dem gar zu traulichen Umgang mit Landsleuten huͤten. Der Auslaͤnder ſezt uns in dieſe Verlegenheit nicht, oder gewiß ſehr ſelten. — Was vollends die Freund- ſchaften mit Adelichen auf Univerſitaͤten betrift, ſo ſind die à la mode — wankend; und hat man dereinſt etwas bei ſo einem adelichen Herrn Bruder zu ſuchen, ſo iſt die Bruͤderſchaft oft mehr hinder- lich als foͤrderlich. Und nun der Aufwand, um es ihnen gleich zu thun! — Auch ſieht man, daß es
1) In Gieſſen war ein gewiſſer Mosjeh M... zu mei- ner Zeit, welcher jeden Monath eine ganze Chronik nach Hauſe ſchickte. Die Frau Baſen in der Pfalz wußten daher unſre Poſſen und Streiche ſo gut als wir ſelbſt.
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__ nicht ſehr gut gethan! denn zu geſchweigen, daß
unter den Landsleuten oft Kalefactors ſind, welche
alles von der Univerſitaͤt nach Hauſe ſchreiben 1), um
den Frau Baſen etwas zum Klatſchen aufzutiſchen;
ſo kommen hernach die guten Leute ja in ein Land zu-
ruͤck, wo ihre Abſichten oft gewaltig zuſammen tref-
fen. Z. B. Es ſtreben Mehrere nach einem Amt,
verſchießen ſich in daſſelbe Maͤdchen, u. ſ. f. Nun
feinden ſie ſich einander an und ſprengen von einan-
der aus, was ſie nur Skandaloͤſes von einander wiſ-
ſen. Freilich iſt das niedertraͤchtig; es geſchieht aber
doch und deshalb ſollte ſich der Student von dem gar
zu traulichen Umgang mit Landsleuten huͤten. Der
Auslaͤnder ſezt uns in dieſe Verlegenheit nicht, oder
gewiß ſehr ſelten. — Was vollends die Freund-
ſchaften mit Adelichen auf Univerſitaͤten betrift, ſo
ſind die à la mode — wankend; und hat man
dereinſt etwas bei ſo einem adelichen Herrn Bruder
zu ſuchen, ſo iſt die Bruͤderſchaft oft mehr hinder-
lich als foͤrderlich. Und nun der Aufwand, um es
ihnen gleich zu thun! — Auch ſieht man, daß es
1) In Gieſſen war ein gewiſſer Mosjeh M... zu mei-
ner Zeit, welcher jeden Monath eine ganze Chronik
nach Hauſe ſchickte. Die Frau Baſen in der Pfalz
wußten daher unſre Poſſen und Streiche ſo gut als
wir ſelbſt.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/56>, abgerufen am 24.11.2024.
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