um Leuten, die immer das Alte loben, das Neue herabsetzen, den ehemaligen Studenten-Ton anzu- geben und ihnen dadurch das Bekenntniß abzunöthi- gen: Nein, so toll treibens die Studenten doch jezt nicht mehr! Heutzutage sind sie wirklich civilisir- ter! -- Wem indeß das nicht behagt, oder wem meine Gründe dafür nicht genug thun, und der also den gekünstelten Laukhard lieber hätte haben mögen, als den natürlichen, den bedaur' ich schenirt zu haben, und bitte ihn bei seiner Delikatesse und Präcision um Verzeihung r)! -- Für Fehler von anderer Art sage ich kurz:
- - - Quandoque bonus dormitat Homerus,
oder:
Dicite Pierides, non omnia discimus omnes!
Das Uebrige enthält die Vorrede, nebst S. 11[ - 1 Zeichen fehlt] im diesem Theile. Hiernach richte man mich!
Da steht nun Laukhard, wie er leibt und lebt, von vorzeiten und von jezt, so individualisirt von
r) "Nicht immer - sagt Herr Schiller im Vorbe- richt zum I. Theil seiner kleinern prosaischen Schrif- ten - ist es der innere Gehalt einer Schrift, der den Leser fesselt; zuweilen gewinnt sie ihn bloß durch ka- rakteristische Züge, in denen sich die Individualität ih- res Urhebers offenbart." - Ein Schiller bin ich nun freilich nicht!
um Leuten, die immer das Alte loben, das Neue herabſetzen, den ehemaligen Studenten-Ton anzu- geben und ihnen dadurch das Bekenntniß abzunoͤthi- gen: Nein, ſo toll treibens die Studenten doch jezt nicht mehr! Heutzutage ſind ſie wirklich civiliſir- ter! — Wem indeß das nicht behagt, oder wem meine Gruͤnde dafuͤr nicht genug thun, und der alſo den gekuͤnſtelten Laukhard lieber haͤtte haben moͤgen, als den natuͤrlichen, den bedaur' ich ſchenirt zu haben, und bitte ihn bei ſeiner Delikateſſe und Praͤciſion um Verzeihung r)! — Fuͤr Fehler von anderer Art ſage ich kurz:
– – – Quandoque bonus dormitat Homerus,
oder:
Dicite Pierides, non omnia diſcimus omnes!
Das Uebrige enthaͤlt die Vorrede, nebſt S. 11[ – 1 Zeichen fehlt] im dieſem Theile. Hiernach richte man mich!
Da ſteht nun Laukhard, wie er leibt und lebt, von vorzeiten und von jezt, ſo individualiſirt von
r) „Nicht immer – ſagt Herr Schiller im Vorbe- richt zum I. Theil ſeiner kleinern proſaiſchen Schrif- ten – iſt es der innere Gehalt einer Schrift, der den Leſer feſſelt; zuweilen gewinnt ſie ihn bloß durch ka- rakteriſtiſche Zuͤge, in denen ſich die Individualitaͤt ih- res Urhebers offenbart.“ – Ein Schiller bin ich nun freilich nicht!
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[511[513]/0515]
um Leuten, die immer das Alte loben, das Neue
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nicht mehr! Heutzutage ſind ſie wirklich civiliſir-
ter! — Wem indeß das nicht behagt, oder wem
meine Gruͤnde dafuͤr nicht genug thun, und der alſo
den gekuͤnſtelten Laukhard lieber haͤtte haben moͤgen,
als den natuͤrlichen, den bedaur' ich ſchenirt zu haben,
und bitte ihn bei ſeiner Delikateſſe und Praͤciſion um
Verzeihung r)! — Fuͤr Fehler von anderer Art
ſage ich kurz:
– – – Quandoque bonus dormitat Homerus,
oder:
Dicite Pierides, non omnia diſcimus omnes!
Das Uebrige enthaͤlt die Vorrede, nebſt S. 11_
im dieſem Theile. Hiernach richte man mich!
Da ſteht nun Laukhard, wie er leibt und lebt,
von vorzeiten und von jezt, ſo individualiſirt von
r) „Nicht immer – ſagt Herr Schiller im Vorbe-
richt zum I. Theil ſeiner kleinern proſaiſchen Schrif-
ten – iſt es der innere Gehalt einer Schrift, der den
Leſer feſſelt; zuweilen gewinnt ſie ihn bloß durch ka-
rakteriſtiſche Zuͤge, in denen ſich die Individualitaͤt ih-
res Urhebers offenbart.“ – Ein Schiller bin ich
nun freilich nicht!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 511[513]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/515>, abgerufen am 25.11.2024.
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