Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

er hatte geäußert, daß er mich sprechen wolle. Mein
Hauptmann gab mir hiervon Nachricht, und ich
freute mich, daß ich einen Herrn sprechen sollte, des-
sen vortreffliche Eigenschaften mir schon aus vielen
Nachrichten bekannt waren, und den ich schon als
einen der ersten Menschen verehrte.

Er kam an einem Morgen wirklich an die Com-
pagnie geritten mit dem Herrn Generalleutenant von
Kalkstein. Ich trat aus, und Herzog Friedrich
redete mich sehr herablassend an -- wie er allerlei
Gutes von mir gehört hätte, und nun mich sprechen
wollte. Er fragte hierauf bald nach diesem, bald
nach jenem, was auf mich bezug hatte, und spaßte
nach seiner ihm ganz besonders eignen witzigen Art
über mancherlei. Sogar fiel unser Gespräch auf den
Rübezal, und der Herzog machte sehr treffende
Bemerkungen. Unter andern fragte er mich: ob ich
Theologie studiert hätte, und als ich dies bejahte,
lächelte er und sagte: "Siehe da, so sind wir ja
alle drei Pfaffen: ich als Domprobst, Sie Alter
(zum Generalleutenant Kalkstein) als Domherr,
und Laukhard da, als theologischer Gelehrter. Nun,
nun die Pfaffen sollen leben, die uns gleichen, und
es mit dem Vaterland und dem Könige gut meynen!
(Zu mir) Nicht wahr, mein Freund? -- Er hatte
von meinem Tagebuch gehört, und befahl mir, ihm
einen Auszug daraus in Berlin selbst zu überbrin-

er hatte geaͤußert, daß er mich ſprechen wolle. Mein
Hauptmann gab mir hiervon Nachricht, und ich
freute mich, daß ich einen Herrn ſprechen ſollte, deſ-
ſen vortreffliche Eigenſchaften mir ſchon aus vielen
Nachrichten bekannt waren, und den ich ſchon als
einen der erſten Menſchen verehrte.

Er kam an einem Morgen wirklich an die Com-
pagnie geritten mit dem Herrn Generalleutenant von
Kalkſtein. Ich trat aus, und Herzog Friedrich
redete mich ſehr herablaſſend an — wie er allerlei
Gutes von mir gehoͤrt haͤtte, und nun mich ſprechen
wollte. Er fragte hierauf bald nach dieſem, bald
nach jenem, was auf mich bezug hatte, und ſpaßte
nach ſeiner ihm ganz beſonders eignen witzigen Art
uͤber mancherlei. Sogar fiel unſer Geſpraͤch auf den
Ruͤbezal, und der Herzog machte ſehr treffende
Bemerkungen. Unter andern fragte er mich: ob ich
Theologie ſtudiert haͤtte, und als ich dies bejahte,
laͤchelte er und ſagte: „Siehe da, ſo ſind wir ja
alle drei Pfaffen: ich als Domprobſt, Sie Alter
(zum Generalleutenant Kalkſtein) als Domherr,
und Laukhard da, als theologiſcher Gelehrter. Nun,
nun die Pfaffen ſollen leben, die uns gleichen, und
es mit dem Vaterland und dem Koͤnige gut meynen!
(Zu mir) Nicht wahr, mein Freund? — Er hatte
von meinem Tagebuch gehoͤrt, und befahl mir, ihm
einen Auszug daraus in Berlin ſelbſt zu uͤberbrin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0457" n="453[455]"/>
er hatte gea&#x0364;ußert, daß er mich &#x017F;prechen wolle. Mein<lb/>
Hauptmann gab mir hiervon Nachricht, und ich<lb/>
freute mich, daß ich einen Herrn &#x017F;prechen &#x017F;ollte, de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en vortreffliche Eigen&#x017F;chaften mir &#x017F;chon aus vielen<lb/>
Nachrichten bekannt waren, und den ich &#x017F;chon als<lb/>
einen der er&#x017F;ten Men&#x017F;chen verehrte.</p><lb/>
        <p>Er kam an einem Morgen wirklich an die Com-<lb/>
pagnie geritten mit dem Herrn Generalleutenant von<lb/><hi rendition="#g">Kalk&#x017F;tein</hi>. Ich trat aus, und Herzog <hi rendition="#g">Friedrich</hi><lb/>
redete mich &#x017F;ehr herabla&#x017F;&#x017F;end an &#x2014; wie er allerlei<lb/>
Gutes von mir geho&#x0364;rt ha&#x0364;tte, und nun mich &#x017F;prechen<lb/>
wollte. Er fragte hierauf bald nach die&#x017F;em, bald<lb/>
nach jenem, was auf mich bezug hatte, und &#x017F;paßte<lb/>
nach &#x017F;einer ihm ganz be&#x017F;onders eignen witzigen Art<lb/>
u&#x0364;ber mancherlei. Sogar fiel un&#x017F;er Ge&#x017F;pra&#x0364;ch auf den<lb/><hi rendition="#g">Ru&#x0364;bezal</hi>, und der Herzog machte &#x017F;ehr treffende<lb/>
Bemerkungen. Unter andern fragte er mich: ob ich<lb/>
Theologie &#x017F;tudiert ha&#x0364;tte, und als ich dies bejahte,<lb/>
la&#x0364;chelte er und &#x017F;agte: &#x201E;Siehe da, &#x017F;o &#x017F;ind wir ja<lb/>
alle drei Pfaffen: ich als Domprob&#x017F;t, Sie Alter<lb/>
(zum Generalleutenant <hi rendition="#g">Kalk&#x017F;tein</hi>) als Domherr,<lb/>
und Laukhard da, als theologi&#x017F;cher Gelehrter. Nun,<lb/>
nun die Pfaffen &#x017F;ollen leben, die uns gleichen, und<lb/>
es mit dem Vaterland und dem Ko&#x0364;nige gut meynen!<lb/>
(Zu mir) Nicht wahr, mein Freund? &#x2014; Er hatte<lb/>
von meinem Tagebuch geho&#x0364;rt, und befahl mir, ihm<lb/>
einen Auszug daraus in Berlin &#x017F;elb&#x017F;t zu u&#x0364;berbrin-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[453[455]/0457] er hatte geaͤußert, daß er mich ſprechen wolle. Mein Hauptmann gab mir hiervon Nachricht, und ich freute mich, daß ich einen Herrn ſprechen ſollte, deſ- ſen vortreffliche Eigenſchaften mir ſchon aus vielen Nachrichten bekannt waren, und den ich ſchon als einen der erſten Menſchen verehrte. Er kam an einem Morgen wirklich an die Com- pagnie geritten mit dem Herrn Generalleutenant von Kalkſtein. Ich trat aus, und Herzog Friedrich redete mich ſehr herablaſſend an — wie er allerlei Gutes von mir gehoͤrt haͤtte, und nun mich ſprechen wollte. Er fragte hierauf bald nach dieſem, bald nach jenem, was auf mich bezug hatte, und ſpaßte nach ſeiner ihm ganz beſonders eignen witzigen Art uͤber mancherlei. Sogar fiel unſer Geſpraͤch auf den Ruͤbezal, und der Herzog machte ſehr treffende Bemerkungen. Unter andern fragte er mich: ob ich Theologie ſtudiert haͤtte, und als ich dies bejahte, laͤchelte er und ſagte: „Siehe da, ſo ſind wir ja alle drei Pfaffen: ich als Domprobſt, Sie Alter (zum Generalleutenant Kalkſtein) als Domherr, und Laukhard da, als theologiſcher Gelehrter. Nun, nun die Pfaffen ſollen leben, die uns gleichen, und es mit dem Vaterland und dem Koͤnige gut meynen! (Zu mir) Nicht wahr, mein Freund? — Er hatte von meinem Tagebuch gehoͤrt, und befahl mir, ihm einen Auszug daraus in Berlin ſelbſt zu uͤberbrin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/457
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 453[455]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/457>, abgerufen am 22.07.2024.