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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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doppelten Ruhm erworben habe. Es gehört doch
wahrlich etwas mehr dazu, als eine kaufmännische
Seele, um die Kosten zur Mobilisirung der Armee
nicht zu achten, Verzicht auf Eroberungen zu thun,
und da dem Feinde selbst die Hand zum Frieden
zu biethen, wo es etwas kleines gewesen wäre, ihn
durch Krieg vollends aufzureiben. Und so war unser
liberale König in meinen Augen doppelt groß! Als
ich daher zu Merzdorf bei einem Leinweber sein Bild-
niß auf einem Kupferstich erblickte, worauf sein Kö-
nigliches Kostüme ziemlich getroffen war, außer dem
Kopf, so schrieb ich, ob ich gleich kein Versifer bin,
folgendes Distichon darunter:

Armato brachio patriae das munera pacis:
Non habuere parem Teutonis arva Tibi! i)

Ich weiß wohl, daß diese Zeiten nicht weit her
sind: da sie aber meine damalige Empfindung aus-
drücken, so mögen sie hingehen.

Wir nahmen bis Sagan beinahe denselben
Rückweg, worauf wir hingezogen waren; doch ka-
men wir auf andern Dörfern ins Quartier. Das
Obst fing an zu reifen, und der vollste Baum war
oft in einer halben Stunde leer. Die Soldaten
machen es einmal nicht anders! Die Landleute schie-

i) Gerüstet schenktest Du dem Vaterland den Frieden:
Wer glich auf Deutschlands Fluren Dir!

doppelten Ruhm erworben habe. Es gehoͤrt doch
wahrlich etwas mehr dazu, als eine kaufmaͤnniſche
Seele, um die Koſten zur Mobiliſirung der Armee
nicht zu achten, Verzicht auf Eroberungen zu thun,
und da dem Feinde ſelbſt die Hand zum Frieden
zu biethen, wo es etwas kleines geweſen waͤre, ihn
durch Krieg vollends aufzureiben. Und ſo war unſer
liberale Koͤnig in meinen Augen doppelt groß! Als
ich daher zu Merzdorf bei einem Leinweber ſein Bild-
niß auf einem Kupferſtich erblickte, worauf ſein Koͤ-
nigliches Koſtuͤme ziemlich getroffen war, außer dem
Kopf, ſo ſchrieb ich, ob ich gleich kein Verſifer bin,
folgendes Diſtichon darunter:

Armato brachio patriae das munera pacis:
Non habuere parem Teutonis arva Tibi! i)

Ich weiß wohl, daß dieſe Zeiten nicht weit her
ſind: da ſie aber meine damalige Empfindung aus-
druͤcken, ſo moͤgen ſie hingehen.

Wir nahmen bis Sagan beinahe denſelben
Ruͤckweg, worauf wir hingezogen waren; doch ka-
men wir auf andern Doͤrfern ins Quartier. Das
Obſt fing an zu reifen, und der vollſte Baum war
oft in einer halben Stunde leer. Die Soldaten
machen es einmal nicht anders! Die Landleute ſchie-

i) Geruͤſtet ſchenkteſt Du dem Vaterland den Frieden:
Wer glich auf Deutſchlands Fluren Dir!
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[445[447]/0449] doppelten Ruhm erworben habe. Es gehoͤrt doch wahrlich etwas mehr dazu, als eine kaufmaͤnniſche Seele, um die Koſten zur Mobiliſirung der Armee nicht zu achten, Verzicht auf Eroberungen zu thun, und da dem Feinde ſelbſt die Hand zum Frieden zu biethen, wo es etwas kleines geweſen waͤre, ihn durch Krieg vollends aufzureiben. Und ſo war unſer liberale Koͤnig in meinen Augen doppelt groß! Als ich daher zu Merzdorf bei einem Leinweber ſein Bild- niß auf einem Kupferſtich erblickte, worauf ſein Koͤ- nigliches Koſtuͤme ziemlich getroffen war, außer dem Kopf, ſo ſchrieb ich, ob ich gleich kein Verſifer bin, folgendes Diſtichon darunter: Armato brachio patriae das munera pacis: Non habuere parem Teutonis arva Tibi! i) Ich weiß wohl, daß dieſe Zeiten nicht weit her ſind: da ſie aber meine damalige Empfindung aus- druͤcken, ſo moͤgen ſie hingehen. Wir nahmen bis Sagan beinahe denſelben Ruͤckweg, worauf wir hingezogen waren; doch ka- men wir auf andern Doͤrfern ins Quartier. Das Obſt fing an zu reifen, und der vollſte Baum war oft in einer halben Stunde leer. Die Soldaten machen es einmal nicht anders! Die Landleute ſchie- i) Geruͤſtet ſchenkteſt Du dem Vaterland den Frieden: Wer glich auf Deutſchlands Fluren Dir!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 445[447]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/449>, abgerufen am 19.05.2024.