Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

und lachten über die Klagen des gedrückten Land-
manns. Aber so soll auch ihre Schande fortdauern
bis an den jüngsten Tag! Der Feind sey immerhin
Feind, nur vergesse er die Menschlichkeit nicht, und
man wird ihn loben und ehren! Aber wenn er bru-
talisirt, und sich gegen die Unterthanen dessen, gegen
den er streitet, alle Bubereien erlaubt, so mag ihn
ewige Schande brandmarken und allen künftigen Zei-
ten als einen Schuft darstellen.

In Crossen hat es mir gefallen: die Stadt
scheint sich gut zu nähren. Hier giebt es herrliches
Bier. -- Freilich eine Kleinigkeit für den, der
Wein hat!

Im ersten schlesischen Dorfe, Reichenau, kam
Herr Frisch, der Candidat zu mir und bewies mir
viel Freundschaft. Er war in Halle mein Schola[ - 1 Zeichen fehlt]
gewesen.

Zu Dittersbach bei Sagan standen wir,
das zweite Bataillon, wobei ich mich befand, 14
Tage still. Dies verursachte der Reichenbacher-
Congreß, von dessen Ausgang Krieg und Frieden
nun abhing. Unsere Leute disputirten täglich bis zum
Zanken und zu Grobheiten, ob Leopold nachgeben,
oder den Krieg fortsetzen würde? Viele behaupteten
das erstere; viele das leztere, und wurden oft so auf
einander erbittert, daß sie sich mit Schlägen drohe-
ten. Ich sah dergleichen Auftritte gern: sie erin-

und lachten uͤber die Klagen des gedruͤckten Land-
manns. Aber ſo ſoll auch ihre Schande fortdauern
bis an den juͤngſten Tag! Der Feind ſey immerhin
Feind, nur vergeſſe er die Menſchlichkeit nicht, und
man wird ihn loben und ehren! Aber wenn er bru-
taliſirt, und ſich gegen die Unterthanen deſſen, gegen
den er ſtreitet, alle Bubereien erlaubt, ſo mag ihn
ewige Schande brandmarken und allen kuͤnftigen Zei-
ten als einen Schuft darſtellen.

In Croſſen hat es mir gefallen: die Stadt
ſcheint ſich gut zu naͤhren. Hier giebt es herrliches
Bier. — Freilich eine Kleinigkeit fuͤr den, der
Wein hat!

Im erſten ſchleſiſchen Dorfe, Reichenau, kam
Herr Friſch, der Candidat zu mir und bewies mir
viel Freundſchaft. Er war in Halle mein Schola[ – 1 Zeichen fehlt]
geweſen.

Zu Dittersbach bei Sagan ſtanden wir,
das zweite Bataillon, wobei ich mich befand, 14
Tage ſtill. Dies verurſachte der Reichenbacher-
Congreß, von deſſen Ausgang Krieg und Frieden
nun abhing. Unſere Leute diſputirten taͤglich bis zum
Zanken und zu Grobheiten, ob Leopold nachgeben,
oder den Krieg fortſetzen wuͤrde? Viele behaupteten
das erſtere; viele das leztere, und wurden oft ſo auf
einander erbittert, daß ſie ſich mit Schlaͤgen drohe-
ten. Ich ſah dergleichen Auftritte gern: ſie erin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0439" n="435[437]"/>
und lachten u&#x0364;ber die Klagen des gedru&#x0364;ckten Land-<lb/>
manns. Aber &#x017F;o &#x017F;oll auch ihre Schande fortdauern<lb/>
bis an den ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tag! Der Feind &#x017F;ey immerhin<lb/>
Feind, nur verge&#x017F;&#x017F;e er die Men&#x017F;chlichkeit nicht, und<lb/>
man wird ihn loben und ehren! Aber wenn er bru-<lb/>
tali&#x017F;irt, und &#x017F;ich gegen die Unterthanen de&#x017F;&#x017F;en, gegen<lb/>
den er &#x017F;treitet, alle Bubereien erlaubt, &#x017F;o mag ihn<lb/>
ewige Schande brandmarken und allen ku&#x0364;nftigen Zei-<lb/>
ten als einen Schuft dar&#x017F;tellen.</p><lb/>
        <p>In <hi rendition="#g">Cro&#x017F;&#x017F;en</hi> hat es mir gefallen: die Stadt<lb/>
&#x017F;cheint &#x017F;ich gut zu na&#x0364;hren. Hier giebt es herrliches<lb/>
Bier. &#x2014; Freilich eine Kleinigkeit fu&#x0364;r den, der<lb/>
Wein hat!</p><lb/>
        <p>Im er&#x017F;ten &#x017F;chle&#x017F;i&#x017F;chen Dorfe, Reichenau, kam<lb/>
Herr <hi rendition="#g">Fri&#x017F;ch</hi>, der Candidat zu mir und bewies mir<lb/>
viel Freund&#x017F;chaft. Er war in Halle mein Schola<gap unit="chars" quantity="1"/><lb/>
gewe&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Zu <hi rendition="#g">Dittersbach</hi> bei Sagan &#x017F;tanden wir,<lb/>
das zweite Bataillon, wobei ich mich befand, 14<lb/>
Tage &#x017F;till. Dies verur&#x017F;achte der <hi rendition="#g">Reichenbacher</hi>-<lb/><hi rendition="#g">Congreß</hi>, von de&#x017F;&#x017F;en Ausgang Krieg und Frieden<lb/>
nun abhing. Un&#x017F;ere Leute di&#x017F;putirten ta&#x0364;glich bis zum<lb/>
Zanken und zu Grobheiten, ob <hi rendition="#g">Leopold</hi> nachgeben,<lb/>
oder den Krieg fort&#x017F;etzen wu&#x0364;rde? Viele behaupteten<lb/>
das er&#x017F;tere; viele das leztere, und wurden oft &#x017F;o auf<lb/>
einander erbittert, daß &#x017F;ie &#x017F;ich mit Schla&#x0364;gen drohe-<lb/>
ten. Ich &#x017F;ah dergleichen Auftritte gern: &#x017F;ie erin-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[435[437]/0439] und lachten uͤber die Klagen des gedruͤckten Land- manns. Aber ſo ſoll auch ihre Schande fortdauern bis an den juͤngſten Tag! Der Feind ſey immerhin Feind, nur vergeſſe er die Menſchlichkeit nicht, und man wird ihn loben und ehren! Aber wenn er bru- taliſirt, und ſich gegen die Unterthanen deſſen, gegen den er ſtreitet, alle Bubereien erlaubt, ſo mag ihn ewige Schande brandmarken und allen kuͤnftigen Zei- ten als einen Schuft darſtellen. In Croſſen hat es mir gefallen: die Stadt ſcheint ſich gut zu naͤhren. Hier giebt es herrliches Bier. — Freilich eine Kleinigkeit fuͤr den, der Wein hat! Im erſten ſchleſiſchen Dorfe, Reichenau, kam Herr Friſch, der Candidat zu mir und bewies mir viel Freundſchaft. Er war in Halle mein Schola_ geweſen. Zu Dittersbach bei Sagan ſtanden wir, das zweite Bataillon, wobei ich mich befand, 14 Tage ſtill. Dies verurſachte der Reichenbacher- Congreß, von deſſen Ausgang Krieg und Frieden nun abhing. Unſere Leute diſputirten taͤglich bis zum Zanken und zu Grobheiten, ob Leopold nachgeben, oder den Krieg fortſetzen wuͤrde? Viele behaupteten das erſtere; viele das leztere, und wurden oft ſo auf einander erbittert, daß ſie ſich mit Schlaͤgen drohe- ten. Ich ſah dergleichen Auftritte gern: ſie erin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/439
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 435[437]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/439>, abgerufen am 25.11.2024.