Soldat, eine Schuwitzn besuchen, die sogar Kandi- daten der hochheiligen Theologie abgewiesen hat u)!
Die Schuwitzn hatte kurz vor der Zeit, als wir nach Berlin kamen, sehr gelitten. Ihre Mäd- chen, oder ihre Damen waren eines Abends unter den Linden genekt worden, und hatten angefangen, dagegen zu schimpfen. Einige Officiers bestellten hierauf einen pudelnärrischen Kerl, welcher die Gas- senbuben wider die Nymphen aufbringen mußte. Die Jungen insultirten die Mädchen nach Noten, bis sie sich endlich aus lauter Angst in ihren Wagen zu- sammenpackten, und nach Hause fuhren. Die Jun- gen waren aber auf Anstiften ihrer Führer noch nicht zufrieden, und verfolgten den Wagen mit Stei- nen und Koth, und machten selbst bei dem Hause der Schuwizn einen gefährlichen Spektakel. Die Dame, welcher es bekannt seyn mochte, woher eigentlich der Skandal entspringe, wollte eine Klage einlegen; allein das Resultat davon war, daß ihr untersagt wurde, Kutsche und Bedienten zu halten.
In Berlin ist das Haus dieser Markerelle sehr be- kannt, und wer die Friedrichsstraße mit einem Frem- den geht, und an das kleine niedliche Häuschen kömmt, der spricht: "Sehn Sie hier das Haus der
u) Vorige Ostern ist das noch geschehen -- vielleicht, weil nichts Unreines ins Himmelreich hineingeht!
Soldat, eine Schuwitzn beſuchen, die ſogar Kandi- daten der hochheiligen Theologie abgewieſen hat u)!
Die Schuwitzn hatte kurz vor der Zeit, als wir nach Berlin kamen, ſehr gelitten. Ihre Maͤd- chen, oder ihre Damen waren eines Abends unter den Linden genekt worden, und hatten angefangen, dagegen zu ſchimpfen. Einige Officiers beſtellten hierauf einen pudelnaͤrriſchen Kerl, welcher die Gaſ- ſenbuben wider die Nymphen aufbringen mußte. Die Jungen inſultirten die Maͤdchen nach Noten, bis ſie ſich endlich aus lauter Angſt in ihren Wagen zu- ſammenpackten, und nach Hauſe fuhren. Die Jun- gen waren aber auf Anſtiften ihrer Fuͤhrer noch nicht zufrieden, und verfolgten den Wagen mit Stei- nen und Koth, und machten ſelbſt bei dem Hauſe der Schuwizn einen gefaͤhrlichen Spektakel. Die Dame, welcher es bekannt ſeyn mochte, woher eigentlich der Skandal entſpringe, wollte eine Klage einlegen; allein das Reſultat davon war, daß ihr unterſagt wurde, Kutſche und Bedienten zu halten.
In Berlin iſt das Haus dieſer Markerelle ſehr be- kannt, und wer die Friedrichsſtraße mit einem Frem- den geht, und an das kleine niedliche Haͤuschen koͤmmt, der ſpricht: „Sehn Sie hier das Haus der
u) Vorige Oſtern iſt das noch geſchehen — vielleicht, weil nichts Unreines ins Himmelreich hineingeht!
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0418"n="414[416]"/>
Soldat, eine Schuwitzn beſuchen, die ſogar Kandi-<lb/>
daten der hochheiligen Theologie abgewieſen hat <noteplace="foot"n="u)">Vorige Oſtern iſt das noch geſchehen — vielleicht, weil<lb/>
nichts Unreines ins Himmelreich hineingeht!</note>!</p><lb/><p>Die Schuwitzn hatte kurz vor der Zeit, als<lb/>
wir nach Berlin kamen, ſehr gelitten. Ihre Maͤd-<lb/>
chen, oder ihre Damen waren eines Abends unter<lb/>
den Linden genekt worden, und hatten angefangen,<lb/>
dagegen zu ſchimpfen. Einige Officiers beſtellten<lb/>
hierauf einen pudelnaͤrriſchen Kerl, welcher die Gaſ-<lb/>ſenbuben wider die Nymphen aufbringen mußte. Die<lb/>
Jungen inſultirten die Maͤdchen nach Noten, bis<lb/>ſie ſich endlich aus lauter Angſt in ihren Wagen zu-<lb/>ſammenpackten, und nach Hauſe fuhren. Die Jun-<lb/>
gen waren aber auf Anſtiften ihrer Fuͤhrer noch<lb/>
nicht zufrieden, und verfolgten den Wagen mit Stei-<lb/>
nen und Koth, und machten ſelbſt bei dem Hauſe der<lb/>
Schuwizn einen gefaͤhrlichen Spektakel. Die Dame,<lb/>
welcher es bekannt ſeyn mochte, woher eigentlich der<lb/>
Skandal entſpringe, wollte eine Klage einlegen; allein<lb/>
das Reſultat davon war, daß ihr unterſagt wurde,<lb/>
Kutſche und Bedienten zu halten.</p><lb/><p>In Berlin iſt das Haus dieſer Markerelle ſehr be-<lb/>
kannt, und wer die Friedrichsſtraße mit einem Frem-<lb/>
den geht, und an das kleine niedliche Haͤuschen<lb/>
koͤmmt, der ſpricht: „Sehn Sie hier das Haus der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[414[416]/0418]
Soldat, eine Schuwitzn beſuchen, die ſogar Kandi-
daten der hochheiligen Theologie abgewieſen hat u)!
Die Schuwitzn hatte kurz vor der Zeit, als
wir nach Berlin kamen, ſehr gelitten. Ihre Maͤd-
chen, oder ihre Damen waren eines Abends unter
den Linden genekt worden, und hatten angefangen,
dagegen zu ſchimpfen. Einige Officiers beſtellten
hierauf einen pudelnaͤrriſchen Kerl, welcher die Gaſ-
ſenbuben wider die Nymphen aufbringen mußte. Die
Jungen inſultirten die Maͤdchen nach Noten, bis
ſie ſich endlich aus lauter Angſt in ihren Wagen zu-
ſammenpackten, und nach Hauſe fuhren. Die Jun-
gen waren aber auf Anſtiften ihrer Fuͤhrer noch
nicht zufrieden, und verfolgten den Wagen mit Stei-
nen und Koth, und machten ſelbſt bei dem Hauſe der
Schuwizn einen gefaͤhrlichen Spektakel. Die Dame,
welcher es bekannt ſeyn mochte, woher eigentlich der
Skandal entſpringe, wollte eine Klage einlegen; allein
das Reſultat davon war, daß ihr unterſagt wurde,
Kutſche und Bedienten zu halten.
In Berlin iſt das Haus dieſer Markerelle ſehr be-
kannt, und wer die Friedrichsſtraße mit einem Frem-
den geht, und an das kleine niedliche Haͤuschen
koͤmmt, der ſpricht: „Sehn Sie hier das Haus der
u) Vorige Oſtern iſt das noch geſchehen — vielleicht, weil
nichts Unreines ins Himmelreich hineingeht!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 414[416]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/418>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.