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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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trift man aber nirgends freiere Räsonnements als in
Berlin. Die Leute ziehen hier alles unter ihre Kri-
tik, beleuchten alles, und loben selten. Ich schloß
von dieser Freiheit im Urtheilen auf das Wohl des
Bürgers und auf die Güte der Regierung, worunter
die Leute stehen müssen. Denn eine Regierung, wel-
che niemanden verbietet, seine Gedanken laut zu sa-
gen, muß eine -- gute Regierung seyn, weil eine
schlechte diese Urtheile scheuen und verhindern würde.
Das ist allemal so der Fall! Verdunkeln doch gar
Kaufleute, die verdorbene, schlechte Waaren führen,
ihre Laden! Und warum verbietet die Römische
Kirche die Untersuchung ihrer Dogmen? deswegen,
weil bei einer halbweg freien Untersuchung der Un-
grund und die Alfanzerei vieler solcher Fratzen ans
Licht kommen würde. Und warum untersagt die Regie-
rung zu Venedig alles Gespräch über Staatssachen?
damit man die Schwächen und Mängel der Regie-
rung nicht einsehen und vielleicht zu ihrem Nachtheil
benutzen möge. Glücklich wird Preussen seyn, so
lange noch in Berlin Klubs existiren, die ihr Lob
und ihren Tadel frey und ungescheut sagen dürfen. --
Mag doch ein dummer Meister Hoffmann zu
Wien, der leibliche Verfasser einer sogenannten Zeit-
schrift, Gift und Galle über alle die ausschütten,
welche Despotismus und Pfafferei nicht für Dinge
halten, die der liebe Gott selbst vom Himmel auf die

trift man aber nirgends freiere Raͤſonnements als in
Berlin. Die Leute ziehen hier alles unter ihre Kri-
tik, beleuchten alles, und loben ſelten. Ich ſchloß
von dieſer Freiheit im Urtheilen auf das Wohl des
Buͤrgers und auf die Guͤte der Regierung, worunter
die Leute ſtehen muͤſſen. Denn eine Regierung, wel-
che niemanden verbietet, ſeine Gedanken laut zu ſa-
gen, muß eine — gute Regierung ſeyn, weil eine
ſchlechte dieſe Urtheile ſcheuen und verhindern wuͤrde.
Das iſt allemal ſo der Fall! Verdunkeln doch gar
Kaufleute, die verdorbene, ſchlechte Waaren fuͤhren,
ihre Laden! Und warum verbietet die Roͤmiſche
Kirche die Unterſuchung ihrer Dogmen? deswegen,
weil bei einer halbweg freien Unterſuchung der Un-
grund und die Alfanzerei vieler ſolcher Fratzen ans
Licht kommen wuͤrde. Und warum unterſagt die Regie-
rung zu Venedig alles Geſpraͤch uͤber Staatsſachen?
damit man die Schwaͤchen und Maͤngel der Regie-
rung nicht einſehen und vielleicht zu ihrem Nachtheil
benutzen moͤge. Gluͤcklich wird Preuſſen ſeyn, ſo
lange noch in Berlin Klubs exiſtiren, die ihr Lob
und ihren Tadel frey und ungeſcheut ſagen duͤrfen. —
Mag doch ein dummer Meiſter Hoffmann zu
Wien, der leibliche Verfaſſer einer ſogenannten Zeit-
ſchrift, Gift und Galle uͤber alle die ausſchuͤtten,
welche Deſpotismus und Pfafferei nicht fuͤr Dinge
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[409[411]/0413] trift man aber nirgends freiere Raͤſonnements als in Berlin. Die Leute ziehen hier alles unter ihre Kri- tik, beleuchten alles, und loben ſelten. Ich ſchloß von dieſer Freiheit im Urtheilen auf das Wohl des Buͤrgers und auf die Guͤte der Regierung, worunter die Leute ſtehen muͤſſen. Denn eine Regierung, wel- che niemanden verbietet, ſeine Gedanken laut zu ſa- gen, muß eine — gute Regierung ſeyn, weil eine ſchlechte dieſe Urtheile ſcheuen und verhindern wuͤrde. Das iſt allemal ſo der Fall! Verdunkeln doch gar Kaufleute, die verdorbene, ſchlechte Waaren fuͤhren, ihre Laden! Und warum verbietet die Roͤmiſche Kirche die Unterſuchung ihrer Dogmen? deswegen, weil bei einer halbweg freien Unterſuchung der Un- grund und die Alfanzerei vieler ſolcher Fratzen ans Licht kommen wuͤrde. Und warum unterſagt die Regie- rung zu Venedig alles Geſpraͤch uͤber Staatsſachen? damit man die Schwaͤchen und Maͤngel der Regie- rung nicht einſehen und vielleicht zu ihrem Nachtheil benutzen moͤge. Gluͤcklich wird Preuſſen ſeyn, ſo lange noch in Berlin Klubs exiſtiren, die ihr Lob und ihren Tadel frey und ungeſcheut ſagen duͤrfen. — Mag doch ein dummer Meiſter Hoffmann zu Wien, der leibliche Verfaſſer einer ſogenannten Zeit- ſchrift, Gift und Galle uͤber alle die ausſchuͤtten, welche Deſpotismus und Pfafferei nicht fuͤr Dinge halten, die der liebe Gott ſelbſt vom Himmel auf die

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 409[411]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/413>, abgerufen am 22.11.2024.