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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Auf diese Art müssen die theologischen Studen-
ten in Strasburg kleinmüthig und niederträchtig wer-
den. Ich wiederhole: die Beneficiar-Studirereien
taugen überhaupt wenig; und wenns auch Exempel
giebt, daß der eine oder andere Beneficiat ein großer
Mann geworden ist; so sind doch gegen Ein solches
Exempel allemal zehn andere vorhanden, welche be-
weisen, daß nichts eher niederträchtig und schlecht
und weggeworfen macht, als eben Beneficien. Der
verstorbene Herr von La Roche, Vater des jezt
noch in Berlin lebenden Majors dieses Namens,
sagte einmal in einer Gesellschaft, wo ich zugegen
war, beim Anblick eines Kandidaten: "der hat ge-
wiß in Strasburg studirt; ich sehs an den Kompli-
menten: denn gerade solche tiefe, demüthige Bück-
linge fordern die Strasburger Philister."

Medicinische Studenten giebt es dort auch we-
nig; aber desto mehr Barbiergesellen. Im Jahr
1780, wenn ich nicht irre, war ein großer Krieg in
Strasburg zwischen den Medicinern und Barbie-
rern; allein leztere siegten wegen ihrer Menge.
Lobstein versagte hierauf den Ba[arb]ierern seine
Kollegien, auch Spielmann und andere: allein
der hochweise Magistrat zwang sie, nach wie vor
den Bartphilosophen aufzuwarten. Ich habe auch
bei damaliger Gelegenheit ein Pasquill gelesen: der
gebrandmarkte Bartkratzer, betitelt. Sonst

Auf dieſe Art muͤſſen die theologiſchen Studen-
ten in Strasburg kleinmuͤthig und niedertraͤchtig wer-
den. Ich wiederhole: die Beneficiar-Studirereien
taugen uͤberhaupt wenig; und wenns auch Exempel
giebt, daß der eine oder andere Beneficiat ein großer
Mann geworden iſt; ſo ſind doch gegen Ein ſolches
Exempel allemal zehn andere vorhanden, welche be-
weiſen, daß nichts eher niedertraͤchtig und ſchlecht
und weggeworfen macht, als eben Beneficien. Der
verſtorbene Herr von La Roche, Vater des jezt
noch in Berlin lebenden Majors dieſes Namens,
ſagte einmal in einer Geſellſchaft, wo ich zugegen
war, beim Anblick eines Kandidaten: „der hat ge-
wiß in Strasburg ſtudirt; ich ſehs an den Kompli-
menten: denn gerade ſolche tiefe, demuͤthige Buͤck-
linge fordern die Strasburger Philiſter.“

Mediciniſche Studenten giebt es dort auch we-
nig; aber deſto mehr Barbiergeſellen. Im Jahr
1780, wenn ich nicht irre, war ein großer Krieg in
Strasburg zwiſchen den Medicinern und Barbie-
rern; allein leztere ſiegten wegen ihrer Menge.
Lobſtein verſagte hierauf den Ba[arb]ierern ſeine
Kollegien, auch Spielmann und andere: allein
der hochweiſe Magiſtrat zwang ſie, nach wie vor
den Bartphiloſophen aufzuwarten. Ich habe auch
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[39/0041] Auf dieſe Art muͤſſen die theologiſchen Studen- ten in Strasburg kleinmuͤthig und niedertraͤchtig wer- den. Ich wiederhole: die Beneficiar-Studirereien taugen uͤberhaupt wenig; und wenns auch Exempel giebt, daß der eine oder andere Beneficiat ein großer Mann geworden iſt; ſo ſind doch gegen Ein ſolches Exempel allemal zehn andere vorhanden, welche be- weiſen, daß nichts eher niedertraͤchtig und ſchlecht und weggeworfen macht, als eben Beneficien. Der verſtorbene Herr von La Roche, Vater des jezt noch in Berlin lebenden Majors dieſes Namens, ſagte einmal in einer Geſellſchaft, wo ich zugegen war, beim Anblick eines Kandidaten: „der hat ge- wiß in Strasburg ſtudirt; ich ſehs an den Kompli- menten: denn gerade ſolche tiefe, demuͤthige Buͤck- linge fordern die Strasburger Philiſter.“ Mediciniſche Studenten giebt es dort auch we- nig; aber deſto mehr Barbiergeſellen. Im Jahr 1780, wenn ich nicht irre, war ein großer Krieg in Strasburg zwiſchen den Medicinern und Barbie- rern; allein leztere ſiegten wegen ihrer Menge. Lobſtein verſagte hierauf den Baarbierern ſeine Kollegien, auch Spielmann und andere: allein der hochweiſe Magiſtrat zwang ſie, nach wie vor den Bartphiloſophen aufzuwarten. Ich habe auch bei damaliger Gelegenheit ein Pasquill geleſen: der gebrandmarkte Bartkratzer, betitelt. Sonſt

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/41>, abgerufen am 28.03.2024.