daß ihm aber das kaiserliche Oberamt zu Winweiler allerhand Händel gemacht habe, obgleich mein Bru- der die Präsentation vom Herrn von Dienheim, als dem Patron, gehabt hätte. Mein Bruder hatte darüber mit dem Oberamte processirt, und war so- gar selbst nach Freiburg, zur Regierung gereiset; aber alles vergeblich: ein gewisser Schweikert hatte auf Betrieb des Oberamtmanns zu Winweiler die Pfarre erhalten. Ich muß gestehen, daß ich mich bei dieser Erzählung gar nicht betrübt habe: Vielmehr empfand ich eine Art von Schadenfreude, die freilich unanständig, aber doch sehr natürlich ist, zumal wenn der Schade Menschenkinder betrift, die uns empfindlich gekränkt haben. Her Dietsch treibt auch Weingeschäfte in Halle, und so habe ich ihn hernach mehrmals gesprochen.
Zwei und dreissigstes Kapitel.
Maskirte Schlittenfahrt. Händel mit Quacksalbergesindel. Tod meines Vaters.
Im Winter 1788 hielten die Studenten eine mas- kirte Schlittenfahrt, dergleichen ich noch nie gesehen hatte. Die Gießer Schlittenfahrten en masque wa- ren zwar grell genug; hatten aber weiter nichts als
daß ihm aber das kaiſerliche Oberamt zu Winweiler allerhand Haͤndel gemacht habe, obgleich mein Bru- der die Praͤſentation vom Herrn von Dienheim, als dem Patron, gehabt haͤtte. Mein Bruder hatte daruͤber mit dem Oberamte proceſſirt, und war ſo- gar ſelbſt nach Freiburg, zur Regierung gereiſet; aber alles vergeblich: ein gewiſſer Schweikert hatte auf Betrieb des Oberamtmanns zu Winweiler die Pfarre erhalten. Ich muß geſtehen, daß ich mich bei dieſer Erzaͤhlung gar nicht betruͤbt habe: Vielmehr empfand ich eine Art von Schadenfreude, die freilich unanſtaͤndig, aber doch ſehr natuͤrlich iſt, zumal wenn der Schade Menſchenkinder betrift, die uns empfindlich gekraͤnkt haben. Her Dietſch treibt auch Weingeſchaͤfte in Halle, und ſo habe ich ihn hernach mehrmals geſprochen.
Zwei und dreiſſigſtes Kapitel.
Maskirte Schlittenfahrt. Haͤndel mit Quackſalbergeſindel. Tod meines Vaters.
Im Winter 1788 hielten die Studenten eine mas- kirte Schlittenfahrt, dergleichen ich noch nie geſehen hatte. Die Gießer Schlittenfahrten en masque wa- ren zwar grell genug; hatten aber weiter nichts als
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0387"n="383[385]"/>
daß ihm aber das kaiſerliche Oberamt zu Winweiler<lb/>
allerhand Haͤndel gemacht habe, obgleich mein Bru-<lb/>
der die Praͤſentation vom Herrn von <hirendition="#g">Dienheim</hi>,<lb/>
als dem Patron, gehabt haͤtte. Mein Bruder hatte<lb/>
daruͤber mit dem Oberamte proceſſirt, und war ſo-<lb/>
gar ſelbſt nach Freiburg, zur Regierung gereiſet;<lb/>
aber alles vergeblich: ein gewiſſer <hirendition="#g">Schweikert</hi><lb/>
hatte auf Betrieb des Oberamtmanns zu Winweiler<lb/>
die Pfarre erhalten. Ich muß geſtehen, daß ich<lb/>
mich bei dieſer Erzaͤhlung gar nicht betruͤbt habe:<lb/>
Vielmehr empfand ich eine Art von Schadenfreude,<lb/>
die freilich unanſtaͤndig, aber doch ſehr natuͤrlich iſt,<lb/>
zumal wenn der Schade Menſchenkinder betrift, die<lb/>
uns empfindlich gekraͤnkt haben. Her Dietſch treibt<lb/>
auch Weingeſchaͤfte in Halle, und ſo habe ich ihn<lb/>
hernach mehrmals geſprochen.</p></div><lb/><divn="1"><head>Zwei und dreiſſigſtes Kapitel.</head><lb/><p>Maskirte Schlittenfahrt. Haͤndel mit Quackſalbergeſindel.<lb/>
Tod meines Vaters.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">I</hi>m Winter 1788 hielten die Studenten eine mas-<lb/>
kirte Schlittenfahrt, dergleichen ich noch nie geſehen<lb/>
hatte. Die Gießer Schlittenfahrten <hirendition="#aq">en masque</hi> wa-<lb/>
ren zwar grell genug; hatten aber weiter nichts als<lb/></p></div></body></text></TEI>
[383[385]/0387]
daß ihm aber das kaiſerliche Oberamt zu Winweiler
allerhand Haͤndel gemacht habe, obgleich mein Bru-
der die Praͤſentation vom Herrn von Dienheim,
als dem Patron, gehabt haͤtte. Mein Bruder hatte
daruͤber mit dem Oberamte proceſſirt, und war ſo-
gar ſelbſt nach Freiburg, zur Regierung gereiſet;
aber alles vergeblich: ein gewiſſer Schweikert
hatte auf Betrieb des Oberamtmanns zu Winweiler
die Pfarre erhalten. Ich muß geſtehen, daß ich
mich bei dieſer Erzaͤhlung gar nicht betruͤbt habe:
Vielmehr empfand ich eine Art von Schadenfreude,
die freilich unanſtaͤndig, aber doch ſehr natuͤrlich iſt,
zumal wenn der Schade Menſchenkinder betrift, die
uns empfindlich gekraͤnkt haben. Her Dietſch treibt
auch Weingeſchaͤfte in Halle, und ſo habe ich ihn
hernach mehrmals geſprochen.
Zwei und dreiſſigſtes Kapitel.
Maskirte Schlittenfahrt. Haͤndel mit Quackſalbergeſindel.
Tod meines Vaters.
Im Winter 1788 hielten die Studenten eine mas-
kirte Schlittenfahrt, dergleichen ich noch nie geſehen
hatte. Die Gießer Schlittenfahrten en masque wa-
ren zwar grell genug; hatten aber weiter nichts als
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 383[385]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/387>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.