Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Buch, nach welchem mich schon lange verlangt
hatte. Ich nahm es mit, las es zu Hause durch
und bewunderte die unselige Mühe des gewiß geschick-
ten Verfassers, welcher in dem feinsten lateinischen
Styl die allerabscheulichsten Zoten und Schweinige-
leien hingestellt hat. Gegen diese Aloysia sind einige
unserer neuern verfänglichen Bücher dieser Art, noch
sehr erträgliche Bücher. Es wundert mich, daß man
sie in unsern zotologischen Zeiten noch nicht übersetzt
hat. Vielleicht macht das die Seltenheit des Buchs,
das man oft mit drei bis vier Karolinen bezahlt hat,
oder auch die Unerfahrenheit unsrer Zotologen in der
lateinischen Sprache.

Daß ich viel angenehme Stunden im Umgang
mit meinem lieben Haag genossen habe, ist außer
Zweifel. Der rechtschaffene Mann war noch immer
derselbe. Er hatte kurz vorher die Schwester seiner
Frau heurathen wollen; hatte aber die Erlaubniß da-
zu vom Vikariat zu Mainz nicht erhalten können. Er
mußte sich daher an den Nuntius des heiligen Va-
ters Pabst, den der Kurfürst gegen alle Grundre-
geln und gegen das Interesse und die Ehre des deut-
schen Reichs zu München hielt, wenden; und dieser
ertheilte ex plenaria potestate sibi concessa, die
Erlaubniß: und die Herren Vikariatsräthe zu Mainz
gaben durch ihre Nachgiebigkeit zu verstehen, daß der

Zweiter Theil. Z

ein Buch, nach welchem mich ſchon lange verlangt
hatte. Ich nahm es mit, las es zu Hauſe durch
und bewunderte die unſelige Muͤhe des gewiß geſchick-
ten Verfaſſers, welcher in dem feinſten lateiniſchen
Styl die allerabſcheulichſten Zoten und Schweinige-
leien hingeſtellt hat. Gegen dieſe Aloyſia ſind einige
unſerer neuern verfaͤnglichen Buͤcher dieſer Art, noch
ſehr ertraͤgliche Buͤcher. Es wundert mich, daß man
ſie in unſern zotologiſchen Zeiten noch nicht uͤberſetzt
hat. Vielleicht macht das die Seltenheit des Buchs,
das man oft mit drei bis vier Karolinen bezahlt hat,
oder auch die Unerfahrenheit unſrer Zotologen in der
lateiniſchen Sprache.

Daß ich viel angenehme Stunden im Umgang
mit meinem lieben Haag genoſſen habe, iſt außer
Zweifel. Der rechtſchaffene Mann war noch immer
derſelbe. Er hatte kurz vorher die Schweſter ſeiner
Frau heurathen wollen; hatte aber die Erlaubniß da-
zu vom Vikariat zu Mainz nicht erhalten koͤnnen. Er
mußte ſich daher an den Nuntius des heiligen Va-
ters Pabſt, den der Kurfuͤrſt gegen alle Grundre-
geln und gegen das Intereſſe und die Ehre des deut-
ſchen Reichs zu Muͤnchen hielt, wenden; und dieſer
ertheilte ex plenaria poteſtate ſibi conceſſa, die
Erlaubniß: und die Herren Vikariatsraͤthe zu Mainz
gaben durch ihre Nachgiebigkeit zu verſtehen, daß der

Zweiter Theil. Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0355" n="343[353]"/>
ein Buch, nach welchem mich &#x017F;chon lange verlangt<lb/>
hatte. Ich nahm es mit, las es zu Hau&#x017F;e durch<lb/>
und bewunderte die un&#x017F;elige Mu&#x0364;he des gewiß ge&#x017F;chick-<lb/>
ten Verfa&#x017F;&#x017F;ers, welcher in dem fein&#x017F;ten lateini&#x017F;chen<lb/>
Styl die allerab&#x017F;cheulich&#x017F;ten Zoten und Schweinige-<lb/>
leien hinge&#x017F;tellt hat. Gegen die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Aloy&#x017F;ia</hi> &#x017F;ind einige<lb/>
un&#x017F;erer neuern verfa&#x0364;nglichen Bu&#x0364;cher die&#x017F;er Art, noch<lb/>
&#x017F;ehr ertra&#x0364;gliche Bu&#x0364;cher. Es wundert mich, daß man<lb/>
&#x017F;ie in un&#x017F;ern zotologi&#x017F;chen Zeiten noch nicht u&#x0364;ber&#x017F;etzt<lb/>
hat. Vielleicht macht das die Seltenheit des Buchs,<lb/>
das man oft mit drei bis vier Karolinen bezahlt hat,<lb/>
oder auch die Unerfahrenheit un&#x017F;rer Zotologen in der<lb/>
lateini&#x017F;chen Sprache.</p><lb/>
        <p>Daß ich viel angenehme Stunden im Umgang<lb/>
mit meinem lieben <hi rendition="#g">Haag</hi> geno&#x017F;&#x017F;en habe, i&#x017F;t außer<lb/>
Zweifel. Der recht&#x017F;chaffene Mann war noch immer<lb/>
der&#x017F;elbe. Er hatte kurz vorher die Schwe&#x017F;ter &#x017F;einer<lb/>
Frau heurathen wollen; hatte aber die Erlaubniß da-<lb/>
zu vom Vikariat zu Mainz nicht erhalten ko&#x0364;nnen. Er<lb/>
mußte &#x017F;ich daher an den Nuntius des heiligen Va-<lb/>
ters Pab&#x017F;t, den der Kurfu&#x0364;r&#x017F;t gegen alle Grundre-<lb/>
geln und gegen das Intere&#x017F;&#x017F;e und die Ehre des deut-<lb/>
&#x017F;chen Reichs zu Mu&#x0364;nchen hielt, wenden; und die&#x017F;er<lb/>
ertheilte <hi rendition="#aq">ex plenaria pote&#x017F;tate &#x017F;ibi conce&#x017F;&#x017F;a,</hi> die<lb/>
Erlaubniß: und die Herren Vikariatsra&#x0364;the zu Mainz<lb/>
gaben durch ihre Nachgiebigkeit zu ver&#x017F;tehen, daß der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Zweiter Theil. Z</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343[353]/0355] ein Buch, nach welchem mich ſchon lange verlangt hatte. Ich nahm es mit, las es zu Hauſe durch und bewunderte die unſelige Muͤhe des gewiß geſchick- ten Verfaſſers, welcher in dem feinſten lateiniſchen Styl die allerabſcheulichſten Zoten und Schweinige- leien hingeſtellt hat. Gegen dieſe Aloyſia ſind einige unſerer neuern verfaͤnglichen Buͤcher dieſer Art, noch ſehr ertraͤgliche Buͤcher. Es wundert mich, daß man ſie in unſern zotologiſchen Zeiten noch nicht uͤberſetzt hat. Vielleicht macht das die Seltenheit des Buchs, das man oft mit drei bis vier Karolinen bezahlt hat, oder auch die Unerfahrenheit unſrer Zotologen in der lateiniſchen Sprache. Daß ich viel angenehme Stunden im Umgang mit meinem lieben Haag genoſſen habe, iſt außer Zweifel. Der rechtſchaffene Mann war noch immer derſelbe. Er hatte kurz vorher die Schweſter ſeiner Frau heurathen wollen; hatte aber die Erlaubniß da- zu vom Vikariat zu Mainz nicht erhalten koͤnnen. Er mußte ſich daher an den Nuntius des heiligen Va- ters Pabſt, den der Kurfuͤrſt gegen alle Grundre- geln und gegen das Intereſſe und die Ehre des deut- ſchen Reichs zu Muͤnchen hielt, wenden; und dieſer ertheilte ex plenaria poteſtate ſibi conceſſa, die Erlaubniß: und die Herren Vikariatsraͤthe zu Mainz gaben durch ihre Nachgiebigkeit zu verſtehen, daß der Zweiter Theil. Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/355
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 343[353]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/355>, abgerufen am 21.05.2024.