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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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wurden, bekam meister Sauer nichts, blos deswe-
gen, weil er zu unbescheiden und zu grob gewesen
war. Als er hernach seine Flegeleien fortsetzte, ja
gar einige derbe Redensarten einfliessen ließ, machte
ich meine Drohungen einmal reel, und da hörte er
denn ganz und gar auf, mich zu quälen. Wird er
so fortfahren, so soll ihm sein Thaler 16 gr. binnen
hier und Weinachten richtig bezahlt werden, wenn
ich nämlich bis dahin wieder aus dem Felde zurück
bin.

Meine Herren Manichäer also, da sie vernah-
men, daß ich abreisen würde, begaben sich in cor-
pore
zu einem gewissen Herrn, der in der Gros-
singischen Geschichte eben in keinem vortheilhaften
Lichte erschienen ist, und baten ihn um Rath, wie
sie es machen müsten, daß ich ihnen nicht entschlüpfte.
Dieser Herr rieth ihnen, eine Schrift - die Sache
konnte ja mündlich abgethan werden, da bei dem
Militär die schriftlichen Verhandlungen nicht Mode
sind; allein, so würde der gute Herr seinen Dukaten
nicht verdient haben; und um dergleichen soll es ihm,
wie ich höre, eben so sehr, und wohl noch mehr
zu thun seyn, als um die liebe Gerechtigkeit: vi-
deatur
der Grossingische Proceß! - also rieth ih-
nen dieser Herr, eine Schrift durch ihn an den Ge-
neral Leipziger ergehen zu lassen; und das ge-
schah. In dieser Schrift war aber nicht wenig ge-

wurden, bekam meiſter Sauer nichts, blos deswe-
gen, weil er zu unbeſcheiden und zu grob geweſen
war. Als er hernach ſeine Flegeleien fortſetzte, ja
gar einige derbe Redensarten einflieſſen ließ, machte
ich meine Drohungen einmal reel, und da hoͤrte er
denn ganz und gar auf, mich zu quaͤlen. Wird er
ſo fortfahren, ſo ſoll ihm ſein Thaler 16 gr. binnen
hier und Weinachten richtig bezahlt werden, wenn
ich naͤmlich bis dahin wieder aus dem Felde zuruͤck
bin.

Meine Herren Manichaͤer alſo, da ſie vernah-
men, daß ich abreiſen wuͤrde, begaben ſich in cor-
pore
zu einem gewiſſen Herrn, der in der Groſ-
ſingiſchen Geſchichte eben in keinem vortheilhaften
Lichte erſchienen iſt, und baten ihn um Rath, wie
ſie es machen muͤſten, daß ich ihnen nicht entſchluͤpfte.
Dieſer Herr rieth ihnen, eine Schrift – die Sache
konnte ja muͤndlich abgethan werden, da bei dem
Militaͤr die ſchriftlichen Verhandlungen nicht Mode
ſind; allein, ſo wuͤrde der gute Herr ſeinen Dukaten
nicht verdient haben; und um dergleichen ſoll es ihm,
wie ich hoͤre, eben ſo ſehr, und wohl noch mehr
zu thun ſeyn, als um die liebe Gerechtigkeit: vi-
deatur
der Groſſingiſche Proceß! – alſo rieth ih-
nen dieſer Herr, eine Schrift durch ihn an den Ge-
neral Leipziger ergehen zu laſſen; und das ge-
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[303[313]/0315] wurden, bekam meiſter Sauer nichts, blos deswe- gen, weil er zu unbeſcheiden und zu grob geweſen war. Als er hernach ſeine Flegeleien fortſetzte, ja gar einige derbe Redensarten einflieſſen ließ, machte ich meine Drohungen einmal reel, und da hoͤrte er denn ganz und gar auf, mich zu quaͤlen. Wird er ſo fortfahren, ſo ſoll ihm ſein Thaler 16 gr. binnen hier und Weinachten richtig bezahlt werden, wenn ich naͤmlich bis dahin wieder aus dem Felde zuruͤck bin. Meine Herren Manichaͤer alſo, da ſie vernah- men, daß ich abreiſen wuͤrde, begaben ſich in cor- pore zu einem gewiſſen Herrn, der in der Groſ- ſingiſchen Geſchichte eben in keinem vortheilhaften Lichte erſchienen iſt, und baten ihn um Rath, wie ſie es machen muͤſten, daß ich ihnen nicht entſchluͤpfte. Dieſer Herr rieth ihnen, eine Schrift – die Sache konnte ja muͤndlich abgethan werden, da bei dem Militaͤr die ſchriftlichen Verhandlungen nicht Mode ſind; allein, ſo wuͤrde der gute Herr ſeinen Dukaten nicht verdient haben; und um dergleichen ſoll es ihm, wie ich hoͤre, eben ſo ſehr, und wohl noch mehr zu thun ſeyn, als um die liebe Gerechtigkeit: vi- deatur der Groſſingiſche Proceß! – alſo rieth ih- nen dieſer Herr, eine Schrift durch ihn an den Ge- neral Leipziger ergehen zu laſſen; und das ge- ſchah. In dieſer Schrift war aber nicht wenig ge-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 303[313]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/315>, abgerufen am 15.05.2024.