wurden, bekam meister Sauer nichts, blos deswe- gen, weil er zu unbescheiden und zu grob gewesen war. Als er hernach seine Flegeleien fortsetzte, ja gar einige derbe Redensarten einfliessen ließ, machte ich meine Drohungen einmal reel, und da hörte er denn ganz und gar auf, mich zu quälen. Wird er so fortfahren, so soll ihm sein Thaler 16 gr. binnen hier und Weinachten richtig bezahlt werden, wenn ich nämlich bis dahin wieder aus dem Felde zurück bin.
Meine Herren Manichäer also, da sie vernah- men, daß ich abreisen würde, begaben sich in cor- pore zu einem gewissen Herrn, der in der Gros- singischen Geschichte eben in keinem vortheilhaften Lichte erschienen ist, und baten ihn um Rath, wie sie es machen müsten, daß ich ihnen nicht entschlüpfte. Dieser Herr rieth ihnen, eine Schrift - die Sache konnte ja mündlich abgethan werden, da bei dem Militär die schriftlichen Verhandlungen nicht Mode sind; allein, so würde der gute Herr seinen Dukaten nicht verdient haben; und um dergleichen soll es ihm, wie ich höre, eben so sehr, und wohl noch mehr zu thun seyn, als um die liebe Gerechtigkeit: vi- deatur der Grossingische Proceß! - also rieth ih- nen dieser Herr, eine Schrift durch ihn an den Ge- neral Leipziger ergehen zu lassen; und das ge- schah. In dieser Schrift war aber nicht wenig ge-
wurden, bekam meiſter Sauer nichts, blos deswe- gen, weil er zu unbeſcheiden und zu grob geweſen war. Als er hernach ſeine Flegeleien fortſetzte, ja gar einige derbe Redensarten einflieſſen ließ, machte ich meine Drohungen einmal reel, und da hoͤrte er denn ganz und gar auf, mich zu quaͤlen. Wird er ſo fortfahren, ſo ſoll ihm ſein Thaler 16 gr. binnen hier und Weinachten richtig bezahlt werden, wenn ich naͤmlich bis dahin wieder aus dem Felde zuruͤck bin.
Meine Herren Manichaͤer alſo, da ſie vernah- men, daß ich abreiſen wuͤrde, begaben ſich in cor- pore zu einem gewiſſen Herrn, der in der Groſ- ſingiſchen Geſchichte eben in keinem vortheilhaften Lichte erſchienen iſt, und baten ihn um Rath, wie ſie es machen muͤſten, daß ich ihnen nicht entſchluͤpfte. Dieſer Herr rieth ihnen, eine Schrift – die Sache konnte ja muͤndlich abgethan werden, da bei dem Militaͤr die ſchriftlichen Verhandlungen nicht Mode ſind; allein, ſo wuͤrde der gute Herr ſeinen Dukaten nicht verdient haben; und um dergleichen ſoll es ihm, wie ich hoͤre, eben ſo ſehr, und wohl noch mehr zu thun ſeyn, als um die liebe Gerechtigkeit: vi- deatur der Groſſingiſche Proceß! – alſo rieth ih- nen dieſer Herr, eine Schrift durch ihn an den Ge- neral Leipziger ergehen zu laſſen; und das ge- ſchah. In dieſer Schrift war aber nicht wenig ge-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0315"n="303[313]"/>
wurden, bekam meiſter Sauer nichts, blos deswe-<lb/>
gen, weil er zu unbeſcheiden und zu grob geweſen<lb/>
war. Als er hernach ſeine Flegeleien fortſetzte, ja<lb/>
gar einige derbe Redensarten einflieſſen ließ, machte<lb/>
ich meine Drohungen einmal reel, und da hoͤrte er<lb/>
denn ganz und gar auf, mich zu quaͤlen. Wird er<lb/>ſo fortfahren, ſo ſoll ihm ſein Thaler 16 gr. binnen<lb/>
hier und Weinachten richtig bezahlt werden, wenn<lb/>
ich naͤmlich bis dahin wieder aus dem Felde zuruͤck<lb/>
bin.</p><lb/><p>Meine Herren Manichaͤer alſo, da ſie vernah-<lb/>
men, daß ich abreiſen wuͤrde, begaben ſich <hirendition="#aq">in cor-<lb/>
pore</hi> zu einem gewiſſen Herrn, der in der Groſ-<lb/>ſingiſchen Geſchichte eben in keinem vortheilhaften<lb/>
Lichte erſchienen iſt, und baten ihn um Rath, wie<lb/>ſie es machen muͤſten, daß ich ihnen nicht entſchluͤpfte.<lb/>
Dieſer Herr rieth ihnen, eine Schrift – die Sache<lb/>
konnte ja muͤndlich abgethan werden, da bei dem<lb/>
Militaͤr die ſchriftlichen Verhandlungen nicht Mode<lb/>ſind; allein, ſo wuͤrde der gute Herr ſeinen Dukaten<lb/>
nicht verdient haben; und um dergleichen ſoll es ihm,<lb/>
wie ich hoͤre, eben ſo ſehr, und wohl noch mehr<lb/>
zu thun ſeyn, als um die liebe Gerechtigkeit: <hirendition="#aq">vi-<lb/>
deatur</hi> der Groſſingiſche Proceß! – alſo rieth ih-<lb/>
nen dieſer Herr, eine Schrift durch ihn an den Ge-<lb/>
neral <hirendition="#g">Leipziger</hi> ergehen zu laſſen; und das ge-<lb/>ſchah. In dieſer Schrift war aber nicht wenig ge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[303[313]/0315]
wurden, bekam meiſter Sauer nichts, blos deswe-
gen, weil er zu unbeſcheiden und zu grob geweſen
war. Als er hernach ſeine Flegeleien fortſetzte, ja
gar einige derbe Redensarten einflieſſen ließ, machte
ich meine Drohungen einmal reel, und da hoͤrte er
denn ganz und gar auf, mich zu quaͤlen. Wird er
ſo fortfahren, ſo ſoll ihm ſein Thaler 16 gr. binnen
hier und Weinachten richtig bezahlt werden, wenn
ich naͤmlich bis dahin wieder aus dem Felde zuruͤck
bin.
Meine Herren Manichaͤer alſo, da ſie vernah-
men, daß ich abreiſen wuͤrde, begaben ſich in cor-
pore zu einem gewiſſen Herrn, der in der Groſ-
ſingiſchen Geſchichte eben in keinem vortheilhaften
Lichte erſchienen iſt, und baten ihn um Rath, wie
ſie es machen muͤſten, daß ich ihnen nicht entſchluͤpfte.
Dieſer Herr rieth ihnen, eine Schrift – die Sache
konnte ja muͤndlich abgethan werden, da bei dem
Militaͤr die ſchriftlichen Verhandlungen nicht Mode
ſind; allein, ſo wuͤrde der gute Herr ſeinen Dukaten
nicht verdient haben; und um dergleichen ſoll es ihm,
wie ich hoͤre, eben ſo ſehr, und wohl noch mehr
zu thun ſeyn, als um die liebe Gerechtigkeit: vi-
deatur der Groſſingiſche Proceß! – alſo rieth ih-
nen dieſer Herr, eine Schrift durch ihn an den Ge-
neral Leipziger ergehen zu laſſen; und das ge-
ſchah. In dieſer Schrift war aber nicht wenig ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 303[313]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/315>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.