schen Stellen auszeichnen sollte. Es ist gewiß sehr seltsam, daß ein Soldat den alten Knaster liest, und noch seltsamer, daß er ihn liest, um die Historie der sogenannten heiligen Lehren und Fratzen dadurch auf- zuhellen. Herr Semler hielt, wie jederman weis, sehr viel auf das Lesen der ältern Kirchenväter, und das blos aus dem Grunde, weil man sehr viel zur allmäligen Entstehung der Dogmengeschichte aus ih- nen lernen könnte: in jeder andern Rücksicht hielt er sie größtentheils für arme Sünder, die weder gelehrt gewesen wären, noch hell und richtig gedacht hätten. Tertullianus war für mich wirklich schwer, und an mancher Stelle muste ich lange klauben, ehe ich einen Sinn in das höchst verworrene Zeug des schwärme- rischen Afrikaners bringen konnte: doch gefiel mir manches an diesem Schriftsteller, besonders seine Frei- müthigkeit und sein Haß gegen die Pfaffen. Ich kam aber nicht weit, und durchging blos die Bücher von der Keuschheit, vom Mantel, das gegen den Marcion nebst dem von der Soldaten- Krone. Dogmatische Stellen zog ich viele heraus, die ich nach dem Kompendium des Baumgartens ordnete, und Semlern hernach vorzeigte: er war damit zufrieden, und rieth mir, fortzufahren. Weil es aber eine Holzmacher-Arbeit ist, den Tertullian so zu lesen, mir auch das Ding weiter keinen Nutzen brachte, so gab ich diese Arbeit auf. So etwas war
ſchen Stellen auszeichnen ſollte. Es iſt gewiß ſehr ſeltſam, daß ein Soldat den alten Knaſter lieſt, und noch ſeltſamer, daß er ihn lieſt, um die Hiſtorie der ſogenannten heiligen Lehren und Fratzen dadurch auf- zuhellen. Herr Semler hielt, wie jederman weis, ſehr viel auf das Leſen der aͤltern Kirchenvaͤter, und das blos aus dem Grunde, weil man ſehr viel zur allmaͤligen Entſtehung der Dogmengeſchichte aus ih- nen lernen koͤnnte: in jeder andern Ruͤckſicht hielt er ſie groͤßtentheils fuͤr arme Suͤnder, die weder gelehrt geweſen waͤren, noch hell und richtig gedacht haͤtten. Tertullianus war fuͤr mich wirklich ſchwer, und an mancher Stelle muſte ich lange klauben, ehe ich einen Sinn in das hoͤchſt verworrene Zeug des ſchwaͤrme- riſchen Afrikaners bringen konnte: doch gefiel mir manches an dieſem Schriftſteller, beſonders ſeine Frei- muͤthigkeit und ſein Haß gegen die Pfaffen. Ich kam aber nicht weit, und durchging blos die Buͤcher von der Keuſchheit, vom Mantel, das gegen den Marcion nebſt dem von der Soldaten- Krone. Dogmatiſche Stellen zog ich viele heraus, die ich nach dem Kompendium des Baumgartens ordnete, und Semlern hernach vorzeigte: er war damit zufrieden, und rieth mir, fortzufahren. Weil es aber eine Holzmacher-Arbeit iſt, den Tertullian ſo zu leſen, mir auch das Ding weiter keinen Nutzen brachte, ſo gab ich dieſe Arbeit auf. So etwas war
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ſchen Stellen auszeichnen ſollte. Es iſt gewiß ſehr
ſeltſam, daß ein Soldat den alten Knaſter lieſt, und
noch ſeltſamer, daß er ihn lieſt, um die Hiſtorie der
ſogenannten heiligen Lehren und Fratzen dadurch auf-
zuhellen. Herr Semler hielt, wie jederman weis,
ſehr viel auf das Leſen der aͤltern Kirchenvaͤter, und
das blos aus dem Grunde, weil man ſehr viel zur
allmaͤligen Entſtehung der Dogmengeſchichte aus ih-
nen lernen koͤnnte: in jeder andern Ruͤckſicht hielt er
ſie groͤßtentheils fuͤr arme Suͤnder, die weder gelehrt
geweſen waͤren, noch hell und richtig gedacht haͤtten.
Tertullianus war fuͤr mich wirklich ſchwer, und an
mancher Stelle muſte ich lange klauben, ehe ich einen
Sinn in das hoͤchſt verworrene Zeug des ſchwaͤrme-
riſchen Afrikaners bringen konnte: doch gefiel mir
manches an dieſem Schriftſteller, beſonders ſeine Frei-
muͤthigkeit und ſein Haß gegen die Pfaffen. Ich kam
aber nicht weit, und durchging blos die Buͤcher von
der Keuſchheit, vom Mantel, das gegen
den Marcion nebſt dem von der Soldaten-
Krone. Dogmatiſche Stellen zog ich viele heraus,
die ich nach dem Kompendium des Baumgartens
ordnete, und Semlern hernach vorzeigte: er war
damit zufrieden, und rieth mir, fortzufahren. Weil
es aber eine Holzmacher-Arbeit iſt, den Tertullian
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 280[290]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/292>, abgerufen am 28.11.2024.
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