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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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[ - 1 Zeichen fehlt]egen, wo er gleichsam wie im Gefängniß sitzen muß?
Lieber nimmt er sich eine Frau, wie er sie kriegen
kann, und dann ist er doch gewissermaßen sein eigner
Herr. Daher kann ichs keinem verdenken, der heu-
rathet, gesetzt auch, er müste eine Nymphe von ge-
wöhnlichem Schlage nehmen.

Was ich hier von den Soldatenschätzchen gesagt
habe, ist zwar meistentheils wahr: doch giebt es
einige, obgleich seltenere Ausnahmen. Dann und
wann geräth wohl einer an ein ehrliches Mädchen,
mit der er, so viel sein Stand und seine Lage es
erlauben, ruhig, vielleicht auch glücklich leben kann;
aber der Anblick der meisten Soldaten-Ehen verlei-
det jedem Nachdenkenden eine Verbindung von der
beschriebenen Art.

Aber ich will meine Leser nicht länger bei einem
Gegenstande aufhalten, worüber sich sonst gar vieles
sagen ließe.

In solchen Kommerschen, wo getanzt und lu-
stig gelebt wurde, befand ich mich öfters, und war
allemal froh, wenn ich mich da mit einigen unterhal-
ten konnte, die nach meinem Geschmack waren. Man
kann wirklich mehr nach Geschmack seine Kameraden
bei den Soldaten wählen, als bei den Studenten:
wer mir dort nicht gefällt, den lasse ich gehn; aber
bei den Studenten geht dieses, gewisser Verhältnisse
wegen, nicht allemal an, vorzüglich wenn man mit

[ – 1 Zeichen fehlt]egen, wo er gleichſam wie im Gefaͤngniß ſitzen muß?
Lieber nimmt er ſich eine Frau, wie er ſie kriegen
kann, und dann iſt er doch gewiſſermaßen ſein eigner
Herr. Daher kann ichs keinem verdenken, der heu-
rathet, geſetzt auch, er muͤſte eine Nymphe von ge-
woͤhnlichem Schlage nehmen.

Was ich hier von den Soldatenſchaͤtzchen geſagt
habe, iſt zwar meiſtentheils wahr: doch giebt es
einige, obgleich ſeltenere Ausnahmen. Dann und
wann geraͤth wohl einer an ein ehrliches Maͤdchen,
mit der er, ſo viel ſein Stand und ſeine Lage es
erlauben, ruhig, vielleicht auch gluͤcklich leben kann;
aber der Anblick der meiſten Soldaten-Ehen verlei-
det jedem Nachdenkenden eine Verbindung von der
beſchriebenen Art.

Aber ich will meine Leſer nicht laͤnger bei einem
Gegenſtande aufhalten, woruͤber ſich ſonſt gar vieles
ſagen ließe.

In ſolchen Kommerſchen, wo getanzt und lu-
ſtig gelebt wurde, befand ich mich oͤfters, und war
allemal froh, wenn ich mich da mit einigen unterhal-
ten konnte, die nach meinem Geſchmack waren. Man
kann wirklich mehr nach Geſchmack ſeine Kameraden
bei den Soldaten waͤhlen, als bei den Studenten:
wer mir dort nicht gefaͤllt, den laſſe ich gehn; aber
bei den Studenten geht dieſes, gewiſſer Verhaͤltniſſe
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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 261[271]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/273>, abgerufen am 24.11.2024.