Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

blos mit dem Gedanken, Soldat zu werden, be-
schäftiget.

Ich kam gegen Abend in die Stadt zurück,
ging in die Knochenkammer, nicht um zu trin-
ken, sondern um frohe Leute aus der Klasse zu
sehen, zu welcher ich von nun an gehören wollte.
Ich sprach mit einigen, fragte sie, wie es ihnen gin-
ge? und erhielt natürlich lauter befriedigende Ant-
worten. Dieses machte meinen Entschluß immer
fester. Nun war die Frage, an wen ich mich wen-
den sollte? -- Allein dazu dacht' ich, sollte gleich
früh Rath werden. Also verließ ich diesen Ort des
lärmenden Vergnügens froh, so froh, als ich seit
einem Vierteljahre nicht gewesen war. Zum Ueber-
fluß besuchte ich noch einen Klub bei Busch auf dem
Rathskeller, wozu ich schon längst gehört hatte, und
der sich sehr oft, allemal aber Sonntags und Frei-
tags regelmäßig versammelte. Die Leute waren alle
froh, mich wieder zu sehen, da sie mich schon seit so
langer Zeit nicht mehr gesehen hatten. Ich war
über alle Gewohnheit lustig, und dies kam dem Ex-
Schustermeister Michaelis, welcher eben auch zu
diesem Klub gehörte, so befremdend vor, daß er
nach seiner Art Anmerkungen darüber machte. Man
stutzte aber nicht wenig, als ich meinen Entschluß,
Soldat zu werden, deutlich genug zu verstehen gab.
Wir waren indeß im Preußischen, und so widersprach

blos mit dem Gedanken, Soldat zu werden, be-
ſchaͤftiget.

Ich kam gegen Abend in die Stadt zuruͤck,
ging in die Knochenkammer, nicht um zu trin-
ken, ſondern um frohe Leute aus der Klaſſe zu
ſehen, zu welcher ich von nun an gehoͤren wollte.
Ich ſprach mit einigen, fragte ſie, wie es ihnen gin-
ge? und erhielt natuͤrlich lauter befriedigende Ant-
worten. Dieſes machte meinen Entſchluß immer
feſter. Nun war die Frage, an wen ich mich wen-
den ſollte? — Allein dazu dacht' ich, ſollte gleich
fruͤh Rath werden. Alſo verließ ich dieſen Ort des
laͤrmenden Vergnuͤgens froh, ſo froh, als ich ſeit
einem Vierteljahre nicht geweſen war. Zum Ueber-
fluß beſuchte ich noch einen Klub bei Buſch auf dem
Rathskeller, wozu ich ſchon laͤngſt gehoͤrt hatte, und
der ſich ſehr oft, allemal aber Sonntags und Frei-
tags regelmaͤßig verſammelte. Die Leute waren alle
froh, mich wieder zu ſehen, da ſie mich ſchon ſeit ſo
langer Zeit nicht mehr geſehen hatten. Ich war
uͤber alle Gewohnheit luſtig, und dies kam dem Ex-
Schuſtermeiſter Michaelis, welcher eben auch zu
dieſem Klub gehoͤrte, ſo befremdend vor, daß er
nach ſeiner Art Anmerkungen daruͤber machte. Man
ſtutzte aber nicht wenig, als ich meinen Entſchluß,
Soldat zu werden, deutlich genug zu verſtehen gab.
Wir waren indeß im Preußiſchen, und ſo widerſprach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0246" n="234[244]"/>
blos mit dem Gedanken, Soldat zu werden, be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftiget.</p><lb/>
        <p>Ich kam gegen Abend in die Stadt zuru&#x0364;ck,<lb/>
ging in die Knochenkammer, nicht um zu trin-<lb/>
ken, &#x017F;ondern um frohe Leute aus <hi rendition="#g">der</hi> Kla&#x017F;&#x017F;e zu<lb/>
&#x017F;ehen, zu welcher ich von nun an geho&#x0364;ren wollte.<lb/>
Ich &#x017F;prach mit einigen, fragte &#x017F;ie, wie es ihnen gin-<lb/>
ge? und erhielt natu&#x0364;rlich lauter befriedigende Ant-<lb/>
worten. Die&#x017F;es machte meinen Ent&#x017F;chluß immer<lb/>
fe&#x017F;ter. Nun war die Frage, an wen ich mich wen-<lb/>
den &#x017F;ollte? &#x2014; Allein dazu dacht' ich, &#x017F;ollte gleich<lb/>
fru&#x0364;h Rath werden. Al&#x017F;o verließ ich die&#x017F;en Ort des<lb/>
la&#x0364;rmenden Vergnu&#x0364;gens froh, &#x017F;o froh, als ich &#x017F;eit<lb/>
einem Vierteljahre nicht gewe&#x017F;en war. Zum Ueber-<lb/>
fluß be&#x017F;uchte ich noch einen Klub bei <hi rendition="#g">Bu&#x017F;ch</hi> auf dem<lb/>
Rathskeller, wozu ich &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t geho&#x0364;rt hatte, und<lb/>
der &#x017F;ich &#x017F;ehr oft, allemal aber Sonntags und Frei-<lb/>
tags regelma&#x0364;ßig ver&#x017F;ammelte. Die Leute waren alle<lb/>
froh, mich wieder zu &#x017F;ehen, da &#x017F;ie mich &#x017F;chon &#x017F;eit &#x017F;o<lb/>
langer Zeit nicht mehr ge&#x017F;ehen hatten. Ich war<lb/>
u&#x0364;ber alle Gewohnheit lu&#x017F;tig, und dies kam dem Ex-<lb/>
Schu&#x017F;termei&#x017F;ter <hi rendition="#g">Michaelis</hi>, welcher eben auch zu<lb/>
die&#x017F;em Klub geho&#x0364;rte, &#x017F;o befremdend vor, daß er<lb/>
nach &#x017F;einer Art Anmerkungen daru&#x0364;ber machte. Man<lb/>
&#x017F;tutzte aber nicht wenig, als ich meinen Ent&#x017F;chluß,<lb/>
Soldat zu werden, deutlich genug zu ver&#x017F;tehen gab.<lb/>
Wir waren indeß im Preußi&#x017F;chen, und &#x017F;o wider&#x017F;prach<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234[244]/0246] blos mit dem Gedanken, Soldat zu werden, be- ſchaͤftiget. Ich kam gegen Abend in die Stadt zuruͤck, ging in die Knochenkammer, nicht um zu trin- ken, ſondern um frohe Leute aus der Klaſſe zu ſehen, zu welcher ich von nun an gehoͤren wollte. Ich ſprach mit einigen, fragte ſie, wie es ihnen gin- ge? und erhielt natuͤrlich lauter befriedigende Ant- worten. Dieſes machte meinen Entſchluß immer feſter. Nun war die Frage, an wen ich mich wen- den ſollte? — Allein dazu dacht' ich, ſollte gleich fruͤh Rath werden. Alſo verließ ich dieſen Ort des laͤrmenden Vergnuͤgens froh, ſo froh, als ich ſeit einem Vierteljahre nicht geweſen war. Zum Ueber- fluß beſuchte ich noch einen Klub bei Buſch auf dem Rathskeller, wozu ich ſchon laͤngſt gehoͤrt hatte, und der ſich ſehr oft, allemal aber Sonntags und Frei- tags regelmaͤßig verſammelte. Die Leute waren alle froh, mich wieder zu ſehen, da ſie mich ſchon ſeit ſo langer Zeit nicht mehr geſehen hatten. Ich war uͤber alle Gewohnheit luſtig, und dies kam dem Ex- Schuſtermeiſter Michaelis, welcher eben auch zu dieſem Klub gehoͤrte, ſo befremdend vor, daß er nach ſeiner Art Anmerkungen daruͤber machte. Man ſtutzte aber nicht wenig, als ich meinen Entſchluß, Soldat zu werden, deutlich genug zu verſtehen gab. Wir waren indeß im Preußiſchen, und ſo widerſprach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/246
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 234[244]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/246>, abgerufen am 24.11.2024.