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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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schenkinder, welche das Ungezwungene und Unbefan-
gene nicht an sich hatten, das man sonst am Stu-
denten gewohnt ist. Die Leutchen machen Kompli-
mente und schneiden Reverenzen bis zur Erde: alles
geht da per Sie: das trauliche dem Studenten so
angemessene Du ist verbannt: da werfen sie mit ge-
horsamster Diener, mit -- ich empfehle mich, --
haben Sie doch die Güte! -- o ich bitte ganz gehor-
samst! und ähnlichen Floskeln um sich, daß es einem
schlimm wird. Das heißt denn guter Ton! darin
besteht das feine Wesen, welches die Mosjehs zu
Leipzig von allen andern so vortheilhaft unterscheiden
soll! O weh, dachte ich, als ich auf eine andere
Stube kam, und fünf bis sechs solcher Herren vom
edlen Ton beäugelte, o weh, das ist schofele Peti-
mäterei! Ich hatte zwar damals keine Anhänglich-
keit mehr an dem eigentlichen Komment; allein ich
fing doch mit einigen folgendes Gespräch an. "Meine
Herren, sagte ich, ihre Universität ist wohl stark?

Herr A: O ja, über 1400.

Herr B: Bitte gehorsamst, mein Bester: es
sind über 1600 Studenten hier.

Ich: Darf man nichts von der Summe ab-
ziehen?

Herr B: Nein, noch eher hinzusetzen, wenn
Sie's gütigst erlauben wollen.


ſchenkinder, welche das Ungezwungene und Unbefan-
gene nicht an ſich hatten, das man ſonſt am Stu-
denten gewohnt iſt. Die Leutchen machen Kompli-
mente und ſchneiden Reverenzen bis zur Erde: alles
geht da per Sie: das trauliche dem Studenten ſo
angemeſſene Du iſt verbannt: da werfen ſie mit ge-
horſamſter Diener, mit — ich empfehle mich, —
haben Sie doch die Guͤte! — o ich bitte ganz gehor-
ſamſt! und aͤhnlichen Floskeln um ſich, daß es einem
ſchlimm wird. Das heißt denn guter Ton! darin
beſteht das feine Weſen, welches die Mosjehs zu
Leipzig von allen andern ſo vortheilhaft unterſcheiden
ſoll! O weh, dachte ich, als ich auf eine andere
Stube kam, und fuͤnf bis ſechs ſolcher Herren vom
edlen Ton beaͤugelte, o weh, das iſt ſchofele Peti-
maͤterei! Ich hatte zwar damals keine Anhaͤnglich-
keit mehr an dem eigentlichen Komment; allein ich
fing doch mit einigen folgendes Geſpraͤch an. „Meine
Herren, ſagte ich, ihre Univerſitaͤt iſt wohl ſtark?

Herr A: O ja, uͤber 1400.

Herr B: Bitte gehorſamſt, mein Beſter: es
ſind uͤber 1600 Studenten hier.

Ich: Darf man nichts von der Summe ab-
ziehen?

Herr B: Nein, noch eher hinzuſetzen, wenn
Sie's guͤtigſt erlauben wollen.


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[148/0150] ſchenkinder, welche das Ungezwungene und Unbefan- gene nicht an ſich hatten, das man ſonſt am Stu- denten gewohnt iſt. Die Leutchen machen Kompli- mente und ſchneiden Reverenzen bis zur Erde: alles geht da per Sie: das trauliche dem Studenten ſo angemeſſene Du iſt verbannt: da werfen ſie mit ge- horſamſter Diener, mit — ich empfehle mich, — haben Sie doch die Guͤte! — o ich bitte ganz gehor- ſamſt! und aͤhnlichen Floskeln um ſich, daß es einem ſchlimm wird. Das heißt denn guter Ton! darin beſteht das feine Weſen, welches die Mosjehs zu Leipzig von allen andern ſo vortheilhaft unterſcheiden ſoll! O weh, dachte ich, als ich auf eine andere Stube kam, und fuͤnf bis ſechs ſolcher Herren vom edlen Ton beaͤugelte, o weh, das iſt ſchofele Peti- maͤterei! Ich hatte zwar damals keine Anhaͤnglich- keit mehr an dem eigentlichen Komment; allein ich fing doch mit einigen folgendes Geſpraͤch an. „Meine Herren, ſagte ich, ihre Univerſitaͤt iſt wohl ſtark? Herr A: O ja, uͤber 1400. Herr B: Bitte gehorſamſt, mein Beſter: es ſind uͤber 1600 Studenten hier. Ich: Darf man nichts von der Summe ab- ziehen? Herr B: Nein, noch eher hinzuſetzen, wenn Sie's guͤtigſt erlauben wollen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/150>, abgerufen am 22.11.2024.