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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Zweites Kapitel.

Alte Liebe rostet nicht.



Wenn meine lieben Leser sich für Thereschen,
das gutherzige Mädchen, interessirt haben, so wird
es Ihnen nicht unangenehm seyn, wenn ich sie wie-
der aufführe.

Seit meiner theologischen Donquischotterei in
der Pfalz, hatte ich Thereschen wenig gesehen, und
aller vertraulicher Umgang, aller Briefwechsel hat-
te schon längst aufgehört. Meine Zerstreuungen wa-
ren zu groß, und meine Bekanntschaften zu ausge-
gebreitet, als daß ein so sanfter Affekt, wie die Lie-
be ist, hätte in meiner Seele noch haften können.
Freilich dacht ich dann und wann ans gute Kind;
allein beim Andenken blieb's. Zudem scheute ich mich
auch, das längst verlassene Mädchen wieder zu be-
grüßen: also bliebs beim Alten.

Sonst hatte ich während meines Aufenthalts
in der Pfalz eine Menge Bekanntschaften mit Mäd-
chen errichtet, wovon einige sehr traulich geworden
waren. Es ist das in jenem Lande gar keine Kunst:
die Mädchen sind sammt und sonders sehr aufge-
räumt, und lassen ihre Suspiranten nicht lange
schmachten: oft kommen sie einem schon auf der

Zweites Kapitel.

Alte Liebe roſtet nicht.



Wenn meine lieben Leſer ſich fuͤr Thereschen,
das gutherzige Maͤdchen, intereſſirt haben, ſo wird
es Ihnen nicht unangenehm ſeyn, wenn ich ſie wie-
der auffuͤhre.

Seit meiner theologiſchen Donquiſchotterei in
der Pfalz, hatte ich Thereschen wenig geſehen, und
aller vertraulicher Umgang, aller Briefwechſel hat-
te ſchon laͤngſt aufgehoͤrt. Meine Zerſtreuungen wa-
ren zu groß, und meine Bekanntſchaften zu ausge-
gebreitet, als daß ein ſo ſanfter Affekt, wie die Lie-
be iſt, haͤtte in meiner Seele noch haften koͤnnen.
Freilich dacht ich dann und wann ans gute Kind;
allein beim Andenken blieb's. Zudem ſcheute ich mich
auch, das laͤngſt verlaſſene Maͤdchen wieder zu be-
gruͤßen: alſo bliebs beim Alten.

Sonſt hatte ich waͤhrend meines Aufenthalts
in der Pfalz eine Menge Bekanntſchaften mit Maͤd-
chen errichtet, wovon einige ſehr traulich geworden
waren. Es iſt das in jenem Lande gar keine Kunſt:
die Maͤdchen ſind ſammt und ſonders ſehr aufge-
raͤumt, und laſſen ihre Suſpiranten nicht lange
ſchmachten: oft kommen ſie einem ſchon auf der

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[13/0015] Zweites Kapitel. Alte Liebe roſtet nicht. Wenn meine lieben Leſer ſich fuͤr Thereschen, das gutherzige Maͤdchen, intereſſirt haben, ſo wird es Ihnen nicht unangenehm ſeyn, wenn ich ſie wie- der auffuͤhre. Seit meiner theologiſchen Donquiſchotterei in der Pfalz, hatte ich Thereschen wenig geſehen, und aller vertraulicher Umgang, aller Briefwechſel hat- te ſchon laͤngſt aufgehoͤrt. Meine Zerſtreuungen wa- ren zu groß, und meine Bekanntſchaften zu ausge- gebreitet, als daß ein ſo ſanfter Affekt, wie die Lie- be iſt, haͤtte in meiner Seele noch haften koͤnnen. Freilich dacht ich dann und wann ans gute Kind; allein beim Andenken blieb's. Zudem ſcheute ich mich auch, das laͤngſt verlaſſene Maͤdchen wieder zu be- gruͤßen: alſo bliebs beim Alten. Sonſt hatte ich waͤhrend meines Aufenthalts in der Pfalz eine Menge Bekanntſchaften mit Maͤd- chen errichtet, wovon einige ſehr traulich geworden waren. Es iſt das in jenem Lande gar keine Kunſt: die Maͤdchen ſind ſammt und ſonders ſehr aufge- raͤumt, und laſſen ihre Suſpiranten nicht lange ſchmachten: oft kommen ſie einem ſchon auf der

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/15>, abgerufen am 28.03.2024.