doch der verstorbene Pastor Niemeyer, Verfasser des Journals für Prediger, sie in sein Buch aufgenommen. Nicht lange hernach erschien Kind- leben wieder, und beschwerte sich laut über die von seinem Tode verbreiteten Lügen. Der Pastor hatte zwar vom Sterben auf dem Mist nichts gesagt, doch aber Kindleben als todt angegeben e), woraus man ohngefähr auf die in dieser Schrift vorfindliche Rich- tigkeit der Begebenheiten und auf die Genauigkeit des Herrn Herausgebers schließen kann.
In Leipzig bin ich auch einmal gewesen: Herr Kaufmann Rummel zahlte mir da mein Geld aus. Gleich das erstemal als ich da war, spielte ich auf einem Koffeehause und gewann eine ansehnliche Sum- me. Ich weis nicht, da ich allemal im Spiel glück- lich gewesen bin, daß ich doch so selten gespielt, und das liebe Spiel niemals geliebt habe! -- Einige Ge- lehrte lernte ich auch kennen: es waren die Herren Morus, Dathe, Beck und Platner. Plat- ners Vorlesungen wohnte ich einigemal bei, und be- wunderte dessen hübschen Vortrag nebst dem hübschen schön gezierten Auditorium. Herrn Fischer hab ich auch gesprochen, und das an ihm gefunden, was
e) Wie vor einiger Zeit der politische Don Quixote, Cranz, den Herrn Rath und Professor Schiller in seinem Geschmiere -- Fragmenten betitelt.
doch der verſtorbene Paſtor Niemeyer, Verfaſſer des Journals fuͤr Prediger, ſie in ſein Buch aufgenommen. Nicht lange hernach erſchien Kind- leben wieder, und beſchwerte ſich laut uͤber die von ſeinem Tode verbreiteten Luͤgen. Der Paſtor hatte zwar vom Sterben auf dem Miſt nichts geſagt, doch aber Kindleben als todt angegeben e), woraus man ohngefaͤhr auf die in dieſer Schrift vorfindliche Rich- tigkeit der Begebenheiten und auf die Genauigkeit des Herrn Herausgebers ſchließen kann.
In Leipzig bin ich auch einmal geweſen: Herr Kaufmann Rummel zahlte mir da mein Geld aus. Gleich das erſtemal als ich da war, ſpielte ich auf einem Koffeehauſe und gewann eine anſehnliche Sum- me. Ich weis nicht, da ich allemal im Spiel gluͤck- lich geweſen bin, daß ich doch ſo ſelten geſpielt, und das liebe Spiel niemals geliebt habe! — Einige Ge- lehrte lernte ich auch kennen: es waren die Herren Morus, Dathe, Beck und Platner. Plat- ners Vorleſungen wohnte ich einigemal bei, und be- wunderte deſſen huͤbſchen Vortrag nebſt dem huͤbſchen ſchoͤn gezierten Auditorium. Herrn Fiſcher hab ich auch geſprochen, und das an ihm gefunden, was
e) Wie vor einiger Zeit der politiſche Don Quixote, Cranz, den Herrn Rath und Profeſſor Schiller in ſeinem Geſchmiere — Fragmenten betitelt.
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doch der verſtorbene Paſtor Niemeyer, Verfaſſer
des Journals fuͤr Prediger, ſie in ſein Buch
aufgenommen. Nicht lange hernach erſchien Kind-
leben wieder, und beſchwerte ſich laut uͤber die von
ſeinem Tode verbreiteten Luͤgen. Der Paſtor hatte
zwar vom Sterben auf dem Miſt nichts geſagt, doch
aber Kindleben als todt angegeben e), woraus man
ohngefaͤhr auf die in dieſer Schrift vorfindliche Rich-
tigkeit der Begebenheiten und auf die Genauigkeit
des Herrn Herausgebers ſchließen kann.
In Leipzig bin ich auch einmal geweſen: Herr
Kaufmann Rummel zahlte mir da mein Geld aus.
Gleich das erſtemal als ich da war, ſpielte ich auf
einem Koffeehauſe und gewann eine anſehnliche Sum-
me. Ich weis nicht, da ich allemal im Spiel gluͤck-
lich geweſen bin, daß ich doch ſo ſelten geſpielt, und
das liebe Spiel niemals geliebt habe! — Einige Ge-
lehrte lernte ich auch kennen: es waren die Herren
Morus, Dathe, Beck und Platner. Plat-
ners Vorleſungen wohnte ich einigemal bei, und be-
wunderte deſſen huͤbſchen Vortrag nebſt dem huͤbſchen
ſchoͤn gezierten Auditorium. Herrn Fiſcher hab
ich auch geſprochen, und das an ihm gefunden, was
e) Wie vor einiger Zeit der politiſche Don Quixote,
Cranz, den Herrn Rath und Profeſſor Schiller in
ſeinem Geſchmiere — Fragmenten betitelt.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/146>, abgerufen am 22.11.2024.
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