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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Ein gewisser R..., der ohngefähr vor 16 Jahren
in Halle studirt hatte, sollte in der Pfalz bei einem
Edelmanne Pfarrer werden: die Bauern, die den
Mann Gottes aus andern Gründen nicht haben woll-
ten, entdeckten, daß Herr R... in Halle zu zärt-
lich gewesen wäre. Ihr Advokat muste dahin schrei-
ben, bekam aber zum Bescheid: daß dergleichen nicht
bekannt geworden wäre. -- Das ist löblich! wozu
Bekanntmachung von Dingen dieser Art? Die hal-
lische Universität verfährt in diesem Stück klüger,
als die Marburger. Diese schickte noch vor kurzem,
wie sonst, eine große Liste ihrer Relegirten, oder
mit dem Consilium abeundi entlassenen an andere
Universitäten herum, und ließ die Namen derselben
an die schwarzen Bretter anschlagen. Diese Proce-
dur hat der Marburger Universität sehr geschadet.
Wer will wohl gern einen Sohn auf eine Univer-
sität schicken, wo er Gefahr läuft, wegen einer
Lapperei relegirt, und hernach an allen schwar-
zen Brettern, wie auch im frankfurter Ristretto
blamirt zu werden? Quaevis castigatio ca-
lumnia vacare debet,
lehren die Juristen. Ich
kenne Männer, welche jezt in großen Aemtern
stehen, und doch ehedem von Halle relegirt
wurden. Aber man ist hier vernünftig, und
dehnt seine Gewalt nicht über die Gränzen der
Universität hinaus.


Ein gewiſſer R..., der ohngefaͤhr vor 16 Jahren
in Halle ſtudirt hatte, ſollte in der Pfalz bei einem
Edelmanne Pfarrer werden: die Bauern, die den
Mann Gottes aus andern Gruͤnden nicht haben woll-
ten, entdeckten, daß Herr R... in Halle zu zaͤrt-
lich geweſen waͤre. Ihr Advokat muſte dahin ſchrei-
ben, bekam aber zum Beſcheid: daß dergleichen nicht
bekannt geworden waͤre. — Das iſt loͤblich! wozu
Bekanntmachung von Dingen dieſer Art? Die hal-
liſche Univerſitaͤt verfaͤhrt in dieſem Stuͤck kluͤger,
als die Marburger. Dieſe ſchickte noch vor kurzem,
wie ſonſt, eine große Liſte ihrer Relegirten, oder
mit dem Conſilium abeundi entlaſſenen an andere
Univerſitaͤten herum, und ließ die Namen derſelben
an die ſchwarzen Bretter anſchlagen. Dieſe Proce-
dur hat der Marburger Univerſitaͤt ſehr geſchadet.
Wer will wohl gern einen Sohn auf eine Univer-
ſitaͤt ſchicken, wo er Gefahr laͤuft, wegen einer
Lapperei relegirt, und hernach an allen ſchwar-
zen Brettern, wie auch im frankfurter Riſtretto
blamirt zu werden? Quaevis caſtigatio ca-
lumnia vacare debet,
lehren die Juriſten. Ich
kenne Maͤnner, welche jezt in großen Aemtern
ſtehen, und doch ehedem von Halle relegirt
wurden. Aber man iſt hier vernuͤnftig, und
dehnt ſeine Gewalt nicht uͤber die Graͤnzen der
Univerſitaͤt hinaus.


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[123/0125] Ein gewiſſer R..., der ohngefaͤhr vor 16 Jahren in Halle ſtudirt hatte, ſollte in der Pfalz bei einem Edelmanne Pfarrer werden: die Bauern, die den Mann Gottes aus andern Gruͤnden nicht haben woll- ten, entdeckten, daß Herr R... in Halle zu zaͤrt- lich geweſen waͤre. Ihr Advokat muſte dahin ſchrei- ben, bekam aber zum Beſcheid: daß dergleichen nicht bekannt geworden waͤre. — Das iſt loͤblich! wozu Bekanntmachung von Dingen dieſer Art? Die hal- liſche Univerſitaͤt verfaͤhrt in dieſem Stuͤck kluͤger, als die Marburger. Dieſe ſchickte noch vor kurzem, wie ſonſt, eine große Liſte ihrer Relegirten, oder mit dem Conſilium abeundi entlaſſenen an andere Univerſitaͤten herum, und ließ die Namen derſelben an die ſchwarzen Bretter anſchlagen. Dieſe Proce- dur hat der Marburger Univerſitaͤt ſehr geſchadet. Wer will wohl gern einen Sohn auf eine Univer- ſitaͤt ſchicken, wo er Gefahr laͤuft, wegen einer Lapperei relegirt, und hernach an allen ſchwar- zen Brettern, wie auch im frankfurter Riſtretto blamirt zu werden? Quaevis caſtigatio ca- lumnia vacare debet, lehren die Juriſten. Ich kenne Maͤnner, welche jezt in großen Aemtern ſtehen, und doch ehedem von Halle relegirt wurden. Aber man iſt hier vernuͤnftig, und dehnt ſeine Gewalt nicht uͤber die Graͤnzen der Univerſitaͤt hinaus.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/125>, abgerufen am 24.11.2024.