zel ist sein Vortrag elend, wie im Kollegium; daher ist seine Kirche und sein Auditorium gleich leer.
Von seinem Karakter weiß ich nichts zu sagen: wer ihn zwar so sieht und hört, sollte ihn für einen schleichenden Jesuiten halten; aber davon muß ich ihn frei sprechen: denn zum Jesuiten fehlt ihm alles. Sonst hört er gern Stadtmährchen, und erzählt der- gleichen gern, wie alle Müßiggänger oder Kleingei- ster und Schadenfrohe. Er ist aber von daher in manche Klatscherei verwickelt worden, die ihm man- che trübe Stunde gemacht hat.
Zu den Juristischen Professoren gehörten ausser Koch und Höpfner noch die Herren Gatzert und Jaup. Herr Gatzert ist jetzt in Darmstadt, und Herr Jaup spielt gern l'Hombre. Seine Schwestern zählte man zu meiner Zeit in die Zahl der Gießer Schönheiten.
In der Medicinischen Facultät kannte ich nur den Bergrath Baumer, und den Professor Ne- bel. Letzterer war ein rechtschaffener Mann, der an keinen Kabalen der Universität Theil nahm, und ein guter Geburtshelfer. Baumer war ehemals Geistlicher gewesen; hatte aber aus guten Gründen die liebe Theologie mit der Medicin vertauscht, und in der letztern viel geleistet. Sonst war er ein Mann, der einen massiven Ton für deutsche Freimüthigkeit hielt.
zel iſt ſein Vortrag elend, wie im Kollegium; daher iſt ſeine Kirche und ſein Auditorium gleich leer.
Von ſeinem Karakter weiß ich nichts zu ſagen: wer ihn zwar ſo ſieht und hoͤrt, ſollte ihn fuͤr einen ſchleichenden Jeſuiten halten; aber davon muß ich ihn frei ſprechen: denn zum Jeſuiten fehlt ihm alles. Sonſt hoͤrt er gern Stadtmaͤhrchen, und erzaͤhlt der- gleichen gern, wie alle Muͤßiggaͤnger oder Kleingei- ſter und Schadenfrohe. Er iſt aber von daher in manche Klatſcherei verwickelt worden, die ihm man- che truͤbe Stunde gemacht hat.
Zu den Juriſtiſchen Profeſſoren gehoͤrten auſſer Koch und Hoͤpfner noch die Herren Gatzert und Jaup. Herr Gatzert iſt jetzt in Darmſtadt, und Herr Jaup ſpielt gern l'Hombre. Seine Schweſtern zaͤhlte man zu meiner Zeit in die Zahl der Gießer Schoͤnheiten.
In der Mediciniſchen Facultaͤt kannte ich nur den Bergrath Baumer, und den Profeſſor Ne- bel. Letzterer war ein rechtſchaffener Mann, der an keinen Kabalen der Univerſitaͤt Theil nahm, und ein guter Geburtshelfer. Baumer war ehemals Geiſtlicher geweſen; hatte aber aus guten Gruͤnden die liebe Theologie mit der Medicin vertauſcht, und in der letztern viel geleiſtet. Sonſt war er ein Mann, der einen maſſiven Ton fuͤr deutſche Freimuͤthigkeit hielt.
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zel iſt ſein Vortrag elend, wie im Kollegium; daher
iſt ſeine Kirche und ſein Auditorium gleich leer.
Von ſeinem Karakter weiß ich nichts zu ſagen:
wer ihn zwar ſo ſieht und hoͤrt, ſollte ihn fuͤr einen
ſchleichenden Jeſuiten halten; aber davon muß ich
ihn frei ſprechen: denn zum Jeſuiten fehlt ihm alles.
Sonſt hoͤrt er gern Stadtmaͤhrchen, und erzaͤhlt der-
gleichen gern, wie alle Muͤßiggaͤnger oder Kleingei-
ſter und Schadenfrohe. Er iſt aber von daher in
manche Klatſcherei verwickelt worden, die ihm man-
che truͤbe Stunde gemacht hat.
Zu den Juriſtiſchen Profeſſoren gehoͤrten auſſer
Koch und Hoͤpfner noch die Herren Gatzert und
Jaup. Herr Gatzert iſt jetzt in Darmſtadt, und
Herr Jaup ſpielt gern l'Hombre. Seine Schweſtern
zaͤhlte man zu meiner Zeit in die Zahl der Gießer
Schoͤnheiten.
In der Mediciniſchen Facultaͤt kannte ich nur
den Bergrath Baumer, und den Profeſſor Ne-
bel. Letzterer war ein rechtſchaffener Mann, der
an keinen Kabalen der Univerſitaͤt Theil nahm, und
ein guter Geburtshelfer. Baumer war ehemals
Geiſtlicher geweſen; hatte aber aus guten Gruͤnden
die liebe Theologie mit der Medicin vertauſcht, und
in der letztern viel geleiſtet. Sonſt war er ein Mann,
der einen maſſiven Ton fuͤr deutſche Freimuͤthigkeit
hielt.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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