Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.Herr Schmid in Gießen bestach die Diener der trefflichsten Dichter: Gebt mir, so sprach unser Schmid zu Leuten von diesem Gelichter, Was eure Herren insgesammt Zur Straf auf heimliche Gemächer verdammt! Die Schurken ließen sich bestechen - - - u) Und so entstund denn nach und nach Der Leipziger Musenalmanach. In Gießen hieß man ihn, als ich mich da auf- Zu meiner Zeit las Herr Schmid folgende Col- u) Hier sind mir einige Zeilen entfallen. v) Bei diesem Buche hat sich Herr Schmid oft geschnitten.
Kläglicher hat wohl noch kein Docent einen alten Schriftsteller erklärt. Herr Schmid in Gießen beſtach die Diener der trefflichſten Dichter: Gebt mir, ſo ſprach unſer Schmid zu Leuten von dieſem Gelichter, Was eure Herren insgeſammt Zur Straf auf heimliche Gemaͤcher verdammt! Die Schurken ließen ſich beſtechen – – – u) Und ſo entſtund denn nach und nach Der Leipziger Muſenalmanach. In Gießen hieß man ihn, als ich mich da auf- Zu meiner Zeit las Herr Schmid folgende Col- u) Hier ſind mir einige Zeilen entfallen. v) Bei dieſem Buche hat ſich Herr Schmid oft geſchnitten.
Klaͤglicher hat wohl noch kein Docent einen alten Schriftſteller erklaͤrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0092" n="78"/> <lg type="poem"> <l>Herr Schmid in Gießen beſtach die Diener der</l><lb/> <l>trefflichſten Dichter:</l><lb/> <l>Gebt mir, ſo ſprach unſer Schmid zu Leuten von</l><lb/> <l>dieſem Gelichter,</l><lb/> <l>Was eure Herren insgeſammt</l><lb/> <l>Zur Straf auf heimliche Gemaͤcher verdammt!</l><lb/> <l>Die Schurken ließen ſich beſtechen – – – <note place="foot" n="u)">Hier ſind mir einige Zeilen entfallen.</note></l><lb/> <l>Und ſo entſtund denn nach und nach</l><lb/> <l>Der Leipziger Muſenalmanach.</l> </lg><lb/> <p>In Gießen hieß man ihn, als ich mich da auf-<lb/> hielt, den Reimenſchmid, nach Aehnlichkeit des Hef-<lb/> tenſchmids in Jena: Wuͤrklich war auch nichts trau-<lb/> riger, als Herrn Schmids Gedichte. Seine Trink-<lb/> lieder klangen, wie ſeine Trauergedichte, erbaͤrm-<lb/> lich, — alles nach der Melodie: ich liebte nur Is-<lb/> menen. Er verfertigte einmal ein Gedicht auf die<lb/> Vermaͤhlung des Erbpbinzen von Darmſtadt fuͤr die<lb/> Handwerker in Gießen: das Ding war ſo tiefſinnig<lb/> gelehrt, daß es kein Menſch verſtehen konnte.</p><lb/> <p>Zu meiner Zeit las Herr Schmid folgende Col-<lb/> legia, und zwar <hi rendition="#g">alle</hi> publice, damit er nur Zuhoͤ-<lb/> rer bekam: uͤber <hi rendition="#aq">Heineccii fundamenta ſtili</hi> —<lb/> uͤber Peter Muͤllers Buͤcherkenntniß — uͤber <hi rendition="#aq">Ovidii<lb/> faſtos</hi> <note xml:id="note-0092" next="#note-0093" place="foot" n="v)">Bei dieſem Buche hat ſich Herr Schmid oft geſchnitten.<lb/> Klaͤglicher hat wohl noch kein <hi rendition="#aq">Docent</hi> einen alten<lb/> Schriftſteller erklaͤrt.</note> uͤber Gatterers Univerſalhiſtorie — uͤber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0092]
Herr Schmid in Gießen beſtach die Diener der
trefflichſten Dichter:
Gebt mir, ſo ſprach unſer Schmid zu Leuten von
dieſem Gelichter,
Was eure Herren insgeſammt
Zur Straf auf heimliche Gemaͤcher verdammt!
Die Schurken ließen ſich beſtechen – – – u)
Und ſo entſtund denn nach und nach
Der Leipziger Muſenalmanach.
In Gießen hieß man ihn, als ich mich da auf-
hielt, den Reimenſchmid, nach Aehnlichkeit des Hef-
tenſchmids in Jena: Wuͤrklich war auch nichts trau-
riger, als Herrn Schmids Gedichte. Seine Trink-
lieder klangen, wie ſeine Trauergedichte, erbaͤrm-
lich, — alles nach der Melodie: ich liebte nur Is-
menen. Er verfertigte einmal ein Gedicht auf die
Vermaͤhlung des Erbpbinzen von Darmſtadt fuͤr die
Handwerker in Gießen: das Ding war ſo tiefſinnig
gelehrt, daß es kein Menſch verſtehen konnte.
Zu meiner Zeit las Herr Schmid folgende Col-
legia, und zwar alle publice, damit er nur Zuhoͤ-
rer bekam: uͤber Heineccii fundamenta ſtili —
uͤber Peter Muͤllers Buͤcherkenntniß — uͤber Ovidii
faſtos v) uͤber Gatterers Univerſalhiſtorie — uͤber
u) Hier ſind mir einige Zeilen entfallen.
v) Bei dieſem Buche hat ſich Herr Schmid oft geſchnitten.
Klaͤglicher hat wohl noch kein Docent einen alten
Schriftſteller erklaͤrt.
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