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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Die Gemahlin des auf die Festung gebrachten
Rheingrafen, und seine damals noch unverheurathete
Tochter Luise, wie auch des Grafen Schwester, muß-
ten allen Drang und alle Insolenzien von diesem
stolzen Administrator leiden, der besonders die letztere
seine schwere Hand dadurch fühlen ließ, daß er der-
selben oft ihr Geld vorenthielt, unter dem Vorwande:
es sey nichts in der Kasse. Die gute Charlotte mußte
daher oft darben, und von ihren groben Gläubigern
sich schrecklich quälen lassen.

Ich war sehr eifrig, alles dies zu verbreiten
und meine Glossen darüber zu machen, welche alle-
mal zum Nachtheil des Herrn Administrators aus-
fielen. Ich griff auch seinen intimsten Freund, den
Kammerrath Fabel zu Grehweiler an. Dieser
Mensch, gelehrt bis an den Hosenknopf und stolz wie
Goliath, hatte einen gewissen Schneidermeister Eckel
gedrückt, und ihm Unrecht gethan. Dieser Mann
war mein Gevatter; ich machte ihm also eine Schrift
an die Commission, worin ich des Kammerraths In-
triguen schilderte, wies sich gebührte, und dessen
Ungerechtigkeiten rügte. Fabel erfuhr den Verfasser,
und ward mir -- spinnefeind.

Nun erhielt ich um Martini 1781 ein Schrei-
ben von der Kommission des Inhalts: "daß Seine
"Durchlauchten, der Herr Fürst von Nassau-Weil-
"burg, mit höchstem Unwillen vernommen habe,

Die Gemahlin des auf die Feſtung gebrachten
Rheingrafen, und ſeine damals noch unverheurathete
Tochter Luiſe, wie auch des Grafen Schweſter, muß-
ten allen Drang und alle Inſolenzien von dieſem
ſtolzen Adminiſtrator leiden, der beſonders die letztere
ſeine ſchwere Hand dadurch fuͤhlen ließ, daß er der-
ſelben oft ihr Geld vorenthielt, unter dem Vorwande:
es ſey nichts in der Kaſſe. Die gute Charlotte mußte
daher oft darben, und von ihren groben Glaͤubigern
ſich ſchrecklich quaͤlen laſſen.

Ich war ſehr eifrig, alles dies zu verbreiten
und meine Gloſſen daruͤber zu machen, welche alle-
mal zum Nachtheil des Herrn Adminiſtrators aus-
fielen. Ich griff auch ſeinen intimſten Freund, den
Kammerrath Fabel zu Grehweiler an. Dieſer
Menſch, gelehrt bis an den Hoſenknopf und ſtolz wie
Goliath, hatte einen gewiſſen Schneidermeiſter Eckel
gedruͤckt, und ihm Unrecht gethan. Dieſer Mann
war mein Gevatter; ich machte ihm alſo eine Schrift
an die Commiſſion, worin ich des Kammerraths In-
triguen ſchilderte, wies ſich gebuͤhrte, und deſſen
Ungerechtigkeiten ruͤgte. Fabel erfuhr den Verfaſſer,
und ward mir — ſpinnefeind.

Nun erhielt ich um Martini 1781 ein Schrei-
ben von der Kommiſſion des Inhalts: „daß Seine
„Durchlauchten, der Herr Fuͤrſt von Naſſau-Weil-
„burg, mit hoͤchſtem Unwillen vernommen habe,

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[394/0408] Die Gemahlin des auf die Feſtung gebrachten Rheingrafen, und ſeine damals noch unverheurathete Tochter Luiſe, wie auch des Grafen Schweſter, muß- ten allen Drang und alle Inſolenzien von dieſem ſtolzen Adminiſtrator leiden, der beſonders die letztere ſeine ſchwere Hand dadurch fuͤhlen ließ, daß er der- ſelben oft ihr Geld vorenthielt, unter dem Vorwande: es ſey nichts in der Kaſſe. Die gute Charlotte mußte daher oft darben, und von ihren groben Glaͤubigern ſich ſchrecklich quaͤlen laſſen. Ich war ſehr eifrig, alles dies zu verbreiten und meine Gloſſen daruͤber zu machen, welche alle- mal zum Nachtheil des Herrn Adminiſtrators aus- fielen. Ich griff auch ſeinen intimſten Freund, den Kammerrath Fabel zu Grehweiler an. Dieſer Menſch, gelehrt bis an den Hoſenknopf und ſtolz wie Goliath, hatte einen gewiſſen Schneidermeiſter Eckel gedruͤckt, und ihm Unrecht gethan. Dieſer Mann war mein Gevatter; ich machte ihm alſo eine Schrift an die Commiſſion, worin ich des Kammerraths In- triguen ſchilderte, wies ſich gebuͤhrte, und deſſen Ungerechtigkeiten ruͤgte. Fabel erfuhr den Verfaſſer, und ward mir — ſpinnefeind. Nun erhielt ich um Martini 1781 ein Schrei- ben von der Kommiſſion des Inhalts: „daß Seine „Durchlauchten, der Herr Fuͤrſt von Naſſau-Weil- „burg, mit hoͤchſtem Unwillen vernommen habe,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/408>, abgerufen am 02.05.2024.