Keiner ließ sich auf diese Art des Streits mit mir ein, ausser ein gewisser Mosje Varena, Schrei- ber zu Odernheim. Dieser Mensch fabricirte ein über allem Begriff elendes Ding in Versen auf mich, was seiner würdig, ganz ohne Kopf, Magen und Schwanz war. Jedoch replicirte ich darauf durch ein Ding, betitelt: Valentin Pillendrechs- lersMedicinae Doctoris Nachricht von einer venerischen Kur.
Mit dem Stock hab ich mich nur einmal revan- schirt. Der Amtsaktuar Haas zu Sprendlingen hatte meinen Umgang mit der Tochter des dasigen reformirten Predigers bemerkt, und war deshalb eifersüchtig ge- worden, oder er hatte es vielleicht übel genommen, daß ich ihm einigemal ins Angesicht gesagt: bei ihm träfe nomen et omen zusammen. -- Er fing also an, meine Histörchen im Pfarrhause vorzutragen, und mich da aufs ärgste zu blamiren. Mamsel Karoline, so hieß die Tochter des Pfarrers, sagte mir alles treulich wieder, und ich schwur, den Kerl durchzu- gerben, wo ich ihn auch treffen würde. Nicht lange hernach traf ich ihn im Wirthshause zu Baden- heim an. A propos, sagt' ich zu ihm, Mosje Windsack, was untersteht er sich denn, von mir zu raisonniren? Was hat er im Pfarrhause zu Sprendlin- gen von mir gesagt? O kein Wort, erwiederte er. Wie! kein Wort? -- Du bist ein Schlingel, Kerl,
Keiner ließ ſich auf dieſe Art des Streits mit mir ein, auſſer ein gewiſſer Mosje Varena, Schrei- ber zu Odernheim. Dieſer Menſch fabricirte ein uͤber allem Begriff elendes Ding in Verſen auf mich, was ſeiner wuͤrdig, ganz ohne Kopf, Magen und Schwanz war. Jedoch replicirte ich darauf durch ein Ding, betitelt: Valentin Pillendrechs- lersMedicinae Doctoris Nachricht von einer veneriſchen Kur.
Mit dem Stock hab ich mich nur einmal revan- ſchirt. Der Amtsaktuar Haas zu Sprendlingen hatte meinen Umgang mit der Tochter des daſigen reformirten Predigers bemerkt, und war deshalb eiferſuͤchtig ge- worden, oder er hatte es vielleicht uͤbel genommen, daß ich ihm einigemal ins Angeſicht geſagt: bei ihm traͤfe nomen et omen zuſammen. — Er fing alſo an, meine Hiſtoͤrchen im Pfarrhauſe vorzutragen, und mich da aufs aͤrgſte zu blamiren. Mamſel Karoline, ſo hieß die Tochter des Pfarrers, ſagte mir alles treulich wieder, und ich ſchwur, den Kerl durchzu- gerben, wo ich ihn auch treffen wuͤrde. Nicht lange hernach traf ich ihn im Wirthshauſe zu Baden- heim an. A propos, ſagt' ich zu ihm, Mosje Windſack, was unterſteht er ſich denn, von mir zu raiſonniren? Was hat er im Pfarrhauſe zu Sprendlin- gen von mir geſagt? O kein Wort, erwiederte er. Wie! kein Wort? — Du biſt ein Schlingel, Kerl,
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Keiner ließ ſich auf dieſe Art des Streits mit
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was ſeiner wuͤrdig, ganz ohne Kopf, Magen und
Schwanz war. Jedoch replicirte ich darauf durch
ein Ding, betitelt: Valentin Pillendrechs-
lers Medicinae Doctoris Nachricht von einer
veneriſchen Kur.
Mit dem Stock hab ich mich nur einmal revan-
ſchirt. Der Amtsaktuar Haas zu Sprendlingen hatte
meinen Umgang mit der Tochter des daſigen reformirten
Predigers bemerkt, und war deshalb eiferſuͤchtig ge-
worden, oder er hatte es vielleicht uͤbel genommen, daß
ich ihm einigemal ins Angeſicht geſagt: bei ihm traͤfe
nomen et omen zuſammen. — Er fing alſo an,
meine Hiſtoͤrchen im Pfarrhauſe vorzutragen, und
mich da aufs aͤrgſte zu blamiren. Mamſel Karoline,
ſo hieß die Tochter des Pfarrers, ſagte mir alles
treulich wieder, und ich ſchwur, den Kerl durchzu-
gerben, wo ich ihn auch treffen wuͤrde. Nicht
lange hernach traf ich ihn im Wirthshauſe zu Baden-
heim an. A propos, ſagt' ich zu ihm, Mosje
Windſack, was unterſteht er ſich denn, von mir zu
raiſonniren? Was hat er im Pfarrhauſe zu Sprendlin-
gen von mir geſagt? O kein Wort, erwiederte er.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/405>, abgerufen am 21.11.2024.
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