Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Bauern ließen indeß eine Bittschrift verfer-
tigen, und reichten selbige beim Konsistorium zu Greh-
weiler ein. Der Rath Dietsch war mir nicht abge-
neigt, und wäre es blos auf ihn angekommen, so
hätt' ich die Pfarre erhalten; allein auch heiraus
sollte nichts werden, wie die nähere Beschreibung
meiner damaligen Lage zeigen wird.

Acht und dreissigstes Kapitel.

O weh mir armen Korydon!



Ich schäme mich beinah, meinen Lesern die Geschichte
dieses Kapitels mitzutheilen. Ich weis es, daß ich
ihnen Achtung schuldig bin, und war deshalb lange
unschlüssig, ob ich ihnen dieselbe erzählen dürfte
oder nicht. Jedoch, da ich alles angeben will, was
Grund zu meinen Verirrungen gab, oder was in
meinen Verirrungen gegründet war; so kann ich doch
wirklich diese Passage nicht auslassen. Es kommt
mir freilich etwas hart an, frei herauszugestehen;
allein ich muß einmal hereinbeissen in den sauren
Apfel, da dies überdem, wie ich glaubte, eben so gut,
wie mancher Spruch in der Bibel, manchem zur
Lehr' und Warnung geschrieben seyn kann.


Die Bauern ließen indeß eine Bittſchrift verfer-
tigen, und reichten ſelbige beim Konſiſtorium zu Greh-
weiler ein. Der Rath Dietſch war mir nicht abge-
neigt, und waͤre es blos auf ihn angekommen, ſo
haͤtt' ich die Pfarre erhalten; allein auch heiraus
ſollte nichts werden, wie die naͤhere Beſchreibung
meiner damaligen Lage zeigen wird.

Acht und dreiſſigſtes Kapitel.

O weh mir armen Korydon!



Ich ſchaͤme mich beinah, meinen Leſern die Geſchichte
dieſes Kapitels mitzutheilen. Ich weis es, daß ich
ihnen Achtung ſchuldig bin, und war deshalb lange
unſchluͤſſig, ob ich ihnen dieſelbe erzaͤhlen duͤrfte
oder nicht. Jedoch, da ich alles angeben will, was
Grund zu meinen Verirrungen gab, oder was in
meinen Verirrungen gegruͤndet war; ſo kann ich doch
wirklich dieſe Paſſage nicht auslaſſen. Es kommt
mir freilich etwas hart an, frei herauszugeſtehen;
allein ich muß einmal hereinbeiſſen in den ſauren
Apfel, da dies uͤberdem, wie ich glaubte, eben ſo gut,
wie mancher Spruch in der Bibel, manchem zur
Lehr' und Warnung geſchrieben ſeyn kann.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0388" n="374"/>
        <p>Die Bauern ließen indeß eine Bitt&#x017F;chrift verfer-<lb/>
tigen, und reichten &#x017F;elbige beim Kon&#x017F;i&#x017F;torium zu Greh-<lb/>
weiler ein. Der Rath <hi rendition="#g">Diet&#x017F;ch</hi> war mir nicht abge-<lb/>
neigt, und wa&#x0364;re es blos auf ihn angekommen, &#x017F;o<lb/>
ha&#x0364;tt' ich die Pfarre erhalten; allein auch heiraus<lb/>
&#x017F;ollte nichts werden, wie die na&#x0364;here Be&#x017F;chreibung<lb/>
meiner damaligen Lage zeigen wird.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>Acht und drei&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;tes Kapitel.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">O weh mir armen Korydon</hi>!</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>ch &#x017F;cha&#x0364;me mich beinah, meinen Le&#x017F;ern die Ge&#x017F;chichte<lb/>
die&#x017F;es Kapitels mitzutheilen. Ich weis es, daß ich<lb/>
ihnen Achtung &#x017F;chuldig bin, und war deshalb lange<lb/>
un&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig, ob ich ihnen die&#x017F;elbe erza&#x0364;hlen du&#x0364;rfte<lb/>
oder nicht. Jedoch, da ich alles angeben will, was<lb/>
Grund zu meinen Verirrungen gab, oder was in<lb/>
meinen Verirrungen gegru&#x0364;ndet war; &#x017F;o kann ich doch<lb/>
wirklich die&#x017F;e Pa&#x017F;&#x017F;age nicht ausla&#x017F;&#x017F;en. Es kommt<lb/>
mir freilich etwas hart an, frei herauszuge&#x017F;tehen;<lb/>
allein ich muß einmal hereinbei&#x017F;&#x017F;en in den &#x017F;auren<lb/>
Apfel, da dies u&#x0364;berdem, wie ich glaubte, eben &#x017F;o gut,<lb/>
wie mancher Spruch in der Bibel, manchem zur<lb/>
Lehr' und Warnung ge&#x017F;chrieben &#x017F;eyn kann.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0388] Die Bauern ließen indeß eine Bittſchrift verfer- tigen, und reichten ſelbige beim Konſiſtorium zu Greh- weiler ein. Der Rath Dietſch war mir nicht abge- neigt, und waͤre es blos auf ihn angekommen, ſo haͤtt' ich die Pfarre erhalten; allein auch heiraus ſollte nichts werden, wie die naͤhere Beſchreibung meiner damaligen Lage zeigen wird. Acht und dreiſſigſtes Kapitel. O weh mir armen Korydon! Ich ſchaͤme mich beinah, meinen Leſern die Geſchichte dieſes Kapitels mitzutheilen. Ich weis es, daß ich ihnen Achtung ſchuldig bin, und war deshalb lange unſchluͤſſig, ob ich ihnen dieſelbe erzaͤhlen duͤrfte oder nicht. Jedoch, da ich alles angeben will, was Grund zu meinen Verirrungen gab, oder was in meinen Verirrungen gegruͤndet war; ſo kann ich doch wirklich dieſe Paſſage nicht auslaſſen. Es kommt mir freilich etwas hart an, frei herauszugeſtehen; allein ich muß einmal hereinbeiſſen in den ſauren Apfel, da dies uͤberdem, wie ich glaubte, eben ſo gut, wie mancher Spruch in der Bibel, manchem zur Lehr' und Warnung geſchrieben ſeyn kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/388
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/388>, abgerufen am 23.11.2024.