Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.ohne mir ein Wort davon zu sagen. Ich trieb; Als wir wieder in Mainz angelangt waren, i) So nennen die Katholiken die protestantischen Geistli-
chen, indem sie diese für keine Priester gelten lassen. Ihrer Meinung nach, soll es ein Unname seyn; allein dies ist er eben so wenig, als die Benennungen von Protestanten und Dissidenten, die immer an große Be- gebenheiten erinnern, und denen, die sie führen, keine Schande ondern Ehre machen. ohne mir ein Wort davon zu ſagen. Ich trieb; Als wir wieder in Mainz angelangt waren, i) So nennen die Katholiken die proteſtantiſchen Geiſtli-
chen, indem ſie dieſe fuͤr keine Prieſter gelten laſſen. Ihrer Meinung nach, ſoll es ein Unname ſeyn; allein dies iſt er eben ſo wenig, als die Benennungen von Proteſtanten und Diſſidenten, die immer an große Be- gebenheiten erinnern, und denen, die ſie fuͤhren, keine Schande ondern Ehre machen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0376" n="362"/> ohne mir ein Wort davon zu ſagen. Ich trieb;<lb/> allein er erklaͤrte mir, daß er dieſen Tag ſchlechter-<lb/> dings noch dableiben muͤßte. Warum er mußte, ſah<lb/> ich bald ein. Baͤrbel, ſo hieß das Maͤdchen, er-<lb/> ſchien kurz nachher, und blieb den ganzen Tag bei<lb/> uns. Ich mochte predigen, bitten, und ſchelten wie<lb/> ich wollte; — F.... war nicht zum Abmarſch zu<lb/> bewegen, und erſt den Mitwochen konnt ichs dahin<lb/> bringen, daß er mit mir abreiſete. Ich bin einige-<lb/> mal Zeuge ganz vertrauter Auftritte geweſen; ich<lb/> habe zwar nichts erfahren, aber wundern ſollt es<lb/> mich doch, wenn dieſe Vertraulichkeit keine weitern<lb/> Folgen gehabt haͤtte. Nun das wird Baͤrbel am be-<lb/> ſten wiſſen!</p><lb/> <p>Als wir wieder in Mainz angelangt waren,<lb/> ſtatteten wir dem Herrn Grafen von <hi rendition="#g">Schoͤnborn</hi><lb/> und dem Vikarius <hi rendition="#g">Stark</hi> Bericht von unſrer Reiſe<lb/> ab, und erhielten von beiden die troͤſtliche Antwort:<lb/> daß, wenn der alte Praedikant <note place="foot" n="i)">So nennen die Katholiken die proteſtantiſchen Geiſtli-<lb/> chen, indem ſie dieſe fuͤr keine Prieſter gelten laſſen.<lb/> Ihrer Meinung nach, ſoll es ein Unname ſeyn; allein<lb/> dies iſt er eben ſo wenig, als die Benennungen von<lb/> Proteſtanten und Diſſidenten, die immer an große Be-<lb/> gebenheiten erinnern, und denen, die ſie fuͤhren, keine<lb/> Schande ondern Ehre machen.</note> abfahren wuͤrde,<lb/> keiner als ich die Pfarre, verſteht ſich, gegen Erlegung<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [362/0376]
ohne mir ein Wort davon zu ſagen. Ich trieb;
allein er erklaͤrte mir, daß er dieſen Tag ſchlechter-
dings noch dableiben muͤßte. Warum er mußte, ſah
ich bald ein. Baͤrbel, ſo hieß das Maͤdchen, er-
ſchien kurz nachher, und blieb den ganzen Tag bei
uns. Ich mochte predigen, bitten, und ſchelten wie
ich wollte; — F.... war nicht zum Abmarſch zu
bewegen, und erſt den Mitwochen konnt ichs dahin
bringen, daß er mit mir abreiſete. Ich bin einige-
mal Zeuge ganz vertrauter Auftritte geweſen; ich
habe zwar nichts erfahren, aber wundern ſollt es
mich doch, wenn dieſe Vertraulichkeit keine weitern
Folgen gehabt haͤtte. Nun das wird Baͤrbel am be-
ſten wiſſen!
Als wir wieder in Mainz angelangt waren,
ſtatteten wir dem Herrn Grafen von Schoͤnborn
und dem Vikarius Stark Bericht von unſrer Reiſe
ab, und erhielten von beiden die troͤſtliche Antwort:
daß, wenn der alte Praedikant i) abfahren wuͤrde,
keiner als ich die Pfarre, verſteht ſich, gegen Erlegung
i) So nennen die Katholiken die proteſtantiſchen Geiſtli-
chen, indem ſie dieſe fuͤr keine Prieſter gelten laſſen.
Ihrer Meinung nach, ſoll es ein Unname ſeyn; allein
dies iſt er eben ſo wenig, als die Benennungen von
Proteſtanten und Diſſidenten, die immer an große Be-
gebenheiten erinnern, und denen, die ſie fuͤhren, keine
Schande ondern Ehre machen.
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