Wir reisten bis nach Aschaffenburg auf dem Main zu Wasser, und nahmen von da aus Pferde. Wir kamen innerhalb drei Tagen in dem Orte an, wo ich nach Brandenburgers Anstalten für die Zukunft den Bauern das Evangelium predigen sollte. Das Dorf hieß, wenn ich nicht sehr irre, Uthoffen, und war eben keins von den angesehnsten, ob es gleich auch nicht zu den schlechtesten gehörte. Wir stiegen im Wirthshause ab, und ließen uns auftischen, was das Zeug hielt, oder vielmehr, was des Wirths Küche und Keller vermochten. Früh Morgens fragte der Baron den Wirth nach dem Befinden des Pfarrers, ob er noch hübsch gesund sey u. s. w., und die Antwort war, daß er zwar gesund, aber schon äusserst alt wäre, und er es wol nicht lange mehr machen könnte. Diese Nachricht war mir eben nicht sehr unangenehm. So geh er hin, sagte F... zum Wirthe, und sage er dem Herrn Pastor: der Baron (ich weiß nicht mehr, was F... sich für einen Namen gab) und sein Schloßprediger Herr (auch
Erster Theil. Z
Sechs und dreiſſigſtes Kapitel.
Reiſe nach Frankenà la Don Quixote.
Wir reiſten bis nach Aſchaffenburg auf dem Main zu Waſſer, und nahmen von da aus Pferde. Wir kamen innerhalb drei Tagen in dem Orte an, wo ich nach Brandenburgers Anſtalten fuͤr die Zukunft den Bauern das Evangelium predigen ſollte. Das Dorf hieß, wenn ich nicht ſehr irre, Uthoffen, und war eben keins von den angeſehnſten, ob es gleich auch nicht zu den ſchlechteſten gehoͤrte. Wir ſtiegen im Wirthshauſe ab, und ließen uns auftiſchen, was das Zeug hielt, oder vielmehr, was des Wirths Kuͤche und Keller vermochten. Fruͤh Morgens fragte der Baron den Wirth nach dem Befinden des Pfarrers, ob er noch huͤbſch geſund ſey u. ſ. w., und die Antwort war, daß er zwar geſund, aber ſchon aͤuſſerſt alt waͤre, und er es wol nicht lange mehr machen koͤnnte. Dieſe Nachricht war mir eben nicht ſehr unangenehm. So geh er hin, ſagte F... zum Wirthe, und ſage er dem Herrn Paſtor: der Baron (ich weiß nicht mehr, was F... ſich fuͤr einen Namen gab) und ſein Schloßprediger Herr (auch
Erſter Theil. Z
<TEI><text><body><pbfacs="#f0367"n="353"/><divn="1"><head>Sechs und dreiſſigſtes Kapitel.</head><lb/><p><hirendition="#g">Reiſe nach Franken</hi><hirendition="#aq">à la Don Quixote</hi>.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">W</hi>ir reiſten bis nach Aſchaffenburg auf dem Main<lb/>
zu Waſſer, und nahmen von da aus Pferde. Wir<lb/>
kamen innerhalb drei Tagen in dem Orte an, wo<lb/>
ich nach Brandenburgers Anſtalten fuͤr die Zukunft<lb/>
den Bauern das Evangelium predigen ſollte. Das<lb/>
Dorf hieß, wenn ich nicht ſehr irre, Uthoffen, und<lb/>
war eben keins von den angeſehnſten, ob es gleich<lb/>
auch nicht zu den ſchlechteſten gehoͤrte. Wir ſtiegen<lb/>
im Wirthshauſe ab, und ließen uns auftiſchen, was<lb/>
das Zeug hielt, oder vielmehr, was des Wirths<lb/>
Kuͤche und Keller vermochten. Fruͤh Morgens<lb/>
fragte der Baron den Wirth nach dem Befinden des<lb/>
Pfarrers, ob er noch huͤbſch geſund ſey u. ſ. w.,<lb/>
und die Antwort war, daß er zwar geſund, aber<lb/>ſchon aͤuſſerſt alt waͤre, und er es wol nicht lange<lb/>
mehr machen koͤnnte. Dieſe Nachricht war mir eben<lb/>
nicht ſehr unangenehm. So geh er hin, ſagte F...<lb/>
zum Wirthe, und ſage er dem Herrn Paſtor: der<lb/>
Baron (ich weiß nicht mehr, was F... ſich fuͤr einen<lb/>
Namen gab) und ſein Schloßprediger Herr (auch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Erſter Theil. Z</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[353/0367]
Sechs und dreiſſigſtes Kapitel.
Reiſe nach Franken à la Don Quixote.
Wir reiſten bis nach Aſchaffenburg auf dem Main
zu Waſſer, und nahmen von da aus Pferde. Wir
kamen innerhalb drei Tagen in dem Orte an, wo
ich nach Brandenburgers Anſtalten fuͤr die Zukunft
den Bauern das Evangelium predigen ſollte. Das
Dorf hieß, wenn ich nicht ſehr irre, Uthoffen, und
war eben keins von den angeſehnſten, ob es gleich
auch nicht zu den ſchlechteſten gehoͤrte. Wir ſtiegen
im Wirthshauſe ab, und ließen uns auftiſchen, was
das Zeug hielt, oder vielmehr, was des Wirths
Kuͤche und Keller vermochten. Fruͤh Morgens
fragte der Baron den Wirth nach dem Befinden des
Pfarrers, ob er noch huͤbſch geſund ſey u. ſ. w.,
und die Antwort war, daß er zwar geſund, aber
ſchon aͤuſſerſt alt waͤre, und er es wol nicht lange
mehr machen koͤnnte. Dieſe Nachricht war mir eben
nicht ſehr unangenehm. So geh er hin, ſagte F...
zum Wirthe, und ſage er dem Herrn Paſtor: der
Baron (ich weiß nicht mehr, was F... ſich fuͤr einen
Namen gab) und ſein Schloßprediger Herr (auch
Erſter Theil. Z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/367>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.