Gewiß, daß mich der Teufel hol', Wenn ich noch länger warten soll, Und nicht bald Ihnen werd getraut, So fahr ich wahrlich aus der Haut. Kyrieleis!
Es geht mir grad, wie meiner Katz, Drum sputen Sie sich lieber Schatz, Und machen mich fein bald zur Frau, Sonst werden mir die Haare grau. Kyrieleis!
Diese Knittelverse machten sehr viel Aufsehen, und waren in kurzer Zeit in der ganzen Gegend weit und breit bekannt. Die Jungen sangen sie auf der Gasse. Daß ich Antheil daran hätte, muthmaß- te man, und auf diese Muthmaßung gab Wagner eine Klagschrift zu Grehweiler wider mich ein; aber der Rath Dietsch war zufrieden, daß ich erklärte, ich sey nicht Verfasser, und so hatte der Proceß ein Ende. Ich habe es aber doch nachher bedauret, daß ich diese Schnurre hatte machen helfen: denn ich ver- mehrte nur meine Feinde; und selbst Leute, die mir sonst gut waren, lachten zwar über die Possen, aber verachteten doch den Urheber derselben. Es ist un- glaublich, auf welchen Grad man seinen Kredit durch Pasquillen verlieren, und sich gehässig machen kann! Das bischen boshaften Witz muß man wahrlich theuer bezahlen!
Gewiß, daß mich der Teufel hol', Wenn ich noch laͤnger warten ſoll, Und nicht bald Ihnen werd getraut, So fahr ich wahrlich aus der Haut. Kyrieleis!
Es geht mir grad, wie meiner Katz, Drum ſputen Sie ſich lieber Schatz, Und machen mich fein bald zur Frau, Sonſt werden mir die Haare grau. Kyrieleis!
Dieſe Knittelverſe machten ſehr viel Aufſehen, und waren in kurzer Zeit in der ganzen Gegend weit und breit bekannt. Die Jungen ſangen ſie auf der Gaſſe. Daß ich Antheil daran haͤtte, muthmaß- te man, und auf dieſe Muthmaßung gab Wagner eine Klagſchrift zu Grehweiler wider mich ein; aber der Rath Dietſch war zufrieden, daß ich erklaͤrte, ich ſey nicht Verfaſſer, und ſo hatte der Proceß ein Ende. Ich habe es aber doch nachher bedauret, daß ich dieſe Schnurre hatte machen helfen: denn ich ver- mehrte nur meine Feinde; und ſelbſt Leute, die mir ſonſt gut waren, lachten zwar uͤber die Poſſen, aber verachteten doch den Urheber derſelben. Es iſt un- glaublich, auf welchen Grad man ſeinen Kredit durch Pasquillen verlieren, und ſich gehaͤſſig machen kann! Das bischen boshaften Witz muß man wahrlich theuer bezahlen!
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0343"n="329"/><lgn="6"><l>Gewiß, daß mich der Teufel hol',</l><lb/><l>Wenn ich noch laͤnger warten ſoll,</l><lb/><l>Und nicht bald Ihnen werd getraut,</l><lb/><l>So fahr ich wahrlich aus der Haut.</l><lb/><l><hirendition="#g">Kyrieleis</hi>!</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Es geht mir grad, wie meiner Katz,</l><lb/><l>Drum ſputen Sie ſich lieber Schatz,</l><lb/><l>Und machen mich fein bald zur Frau,</l><lb/><l>Sonſt werden mir die Haare grau.</l><lb/><l><hirendition="#g">Kyrieleis</hi>!</l></lg></lg><lb/><p>Dieſe Knittelverſe machten ſehr viel Aufſehen,<lb/>
und waren in kurzer Zeit in der ganzen Gegend<lb/>
weit und breit bekannt. Die Jungen ſangen ſie auf<lb/>
der Gaſſe. Daß ich Antheil daran haͤtte, muthmaß-<lb/>
te man, und auf dieſe Muthmaßung gab Wagner<lb/>
eine Klagſchrift zu Grehweiler wider mich ein; aber<lb/>
der Rath Dietſch war zufrieden, daß ich erklaͤrte,<lb/>
ich ſey nicht Verfaſſer, und ſo hatte der Proceß ein<lb/>
Ende. Ich habe es aber doch nachher bedauret, daß<lb/>
ich dieſe Schnurre hatte machen helfen: denn ich ver-<lb/>
mehrte nur meine Feinde; und ſelbſt Leute, die mir<lb/>ſonſt gut waren, lachten zwar uͤber die Poſſen, aber<lb/>
verachteten doch den Urheber derſelben. Es iſt un-<lb/>
glaublich, auf welchen Grad man ſeinen Kredit durch<lb/>
Pasquillen verlieren, und ſich gehaͤſſig machen kann!<lb/>
Das bischen boshaften Witz muß man wahrlich<lb/>
theuer bezahlen!</p><lb/></div></body></text></TEI>
[329/0343]
Gewiß, daß mich der Teufel hol',
Wenn ich noch laͤnger warten ſoll,
Und nicht bald Ihnen werd getraut,
So fahr ich wahrlich aus der Haut.
Kyrieleis!
Es geht mir grad, wie meiner Katz,
Drum ſputen Sie ſich lieber Schatz,
Und machen mich fein bald zur Frau,
Sonſt werden mir die Haare grau.
Kyrieleis!
Dieſe Knittelverſe machten ſehr viel Aufſehen,
und waren in kurzer Zeit in der ganzen Gegend
weit und breit bekannt. Die Jungen ſangen ſie auf
der Gaſſe. Daß ich Antheil daran haͤtte, muthmaß-
te man, und auf dieſe Muthmaßung gab Wagner
eine Klagſchrift zu Grehweiler wider mich ein; aber
der Rath Dietſch war zufrieden, daß ich erklaͤrte,
ich ſey nicht Verfaſſer, und ſo hatte der Proceß ein
Ende. Ich habe es aber doch nachher bedauret, daß
ich dieſe Schnurre hatte machen helfen: denn ich ver-
mehrte nur meine Feinde; und ſelbſt Leute, die mir
ſonſt gut waren, lachten zwar uͤber die Poſſen, aber
verachteten doch den Urheber derſelben. Es iſt un-
glaublich, auf welchen Grad man ſeinen Kredit durch
Pasquillen verlieren, und ſich gehaͤſſig machen kann!
Das bischen boshaften Witz muß man wahrlich
theuer bezahlen!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/343>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.