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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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ten würde. Nichts hat aber durch das Schauspiel
mehr gelitten, als der Komment, und die Orden.
Denn die Verbindungen der Spielenden waren nun
viel fester, als die der Orden, und über den Kom-
ment wurde gelacht. Eulerkapper hatte auch mehr
Ruhe. Der Ton war Frivolität.

Bei Gelegenheit der Komödie lernte ich ein ge-
wisses Bürgermädchen näher kennen, welches von
der Zeit an mein Umgang wurde. Dieser Umgang
hat mir viel Geld gekostet: ich mußte bald dieses,
bald jenes für sie kaufen, und ihr bald so, bald an-
ders ein Vergnügen machen. Dadurch gerieth ich
immer tiefer in Schulden. Ich rathe jedem, der
dies lieset, ja nicht auf Universitäten eine Liebschaft
zu unterhalten: es kommt nichts dabei heraus, als
Skandal, und wenn ja das Ding ohne Skandal ab-
geht; so sind Schulden allemal das Ende vom Lie-
de. Die meisten Nymphen, welche sich mit Stu-
denten abgeben, wollen von ihnen ziehen, halten es
eben darum mit mehrerern, und lachen hernach die
geprellten Mosjees in die Faust aus. Ich wußte das
Ding recht gut, und ließ mich doch prellen: denn
meine Liebschaft mit Gretchen Krauskopf war nichts
weniger, als solide.

An dem Hrn. Regierungsrath Schlettwein,
welcher diesen Sommer nebst dem armen Sünder,
Breitenstein, Professor in Gießen geworden

ten wuͤrde. Nichts hat aber durch das Schauſpiel
mehr gelitten, als der Komment, und die Orden.
Denn die Verbindungen der Spielenden waren nun
viel feſter, als die der Orden, und uͤber den Kom-
ment wurde gelacht. Eulerkapper hatte auch mehr
Ruhe. Der Ton war Frivolitaͤt.

Bei Gelegenheit der Komoͤdie lernte ich ein ge-
wiſſes Buͤrgermaͤdchen naͤher kennen, welches von
der Zeit an mein Umgang wurde. Dieſer Umgang
hat mir viel Geld gekoſtet: ich mußte bald dieſes,
bald jenes fuͤr ſie kaufen, und ihr bald ſo, bald an-
ders ein Vergnuͤgen machen. Dadurch gerieth ich
immer tiefer in Schulden. Ich rathe jedem, der
dies lieſet, ja nicht auf Univerſitaͤten eine Liebſchaft
zu unterhalten: es kommt nichts dabei heraus, als
Skandal, und wenn ja das Ding ohne Skandal ab-
geht; ſo ſind Schulden allemal das Ende vom Lie-
de. Die meiſten Nymphen, welche ſich mit Stu-
denten abgeben, wollen von ihnen ziehen, halten es
eben darum mit mehrerern, und lachen hernach die
geprellten Mosjees in die Fauſt aus. Ich wußte das
Ding recht gut, und ließ mich doch prellen: denn
meine Liebſchaft mit Gretchen Krauskopf war nichts
weniger, als ſolide.

An dem Hrn. Regierungsrath Schlettwein,
welcher dieſen Sommer nebſt dem armen Suͤnder,
Breitenſtein, Profeſſor in Gießen geworden

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[233/0247] ten wuͤrde. Nichts hat aber durch das Schauſpiel mehr gelitten, als der Komment, und die Orden. Denn die Verbindungen der Spielenden waren nun viel feſter, als die der Orden, und uͤber den Kom- ment wurde gelacht. Eulerkapper hatte auch mehr Ruhe. Der Ton war Frivolitaͤt. Bei Gelegenheit der Komoͤdie lernte ich ein ge- wiſſes Buͤrgermaͤdchen naͤher kennen, welches von der Zeit an mein Umgang wurde. Dieſer Umgang hat mir viel Geld gekoſtet: ich mußte bald dieſes, bald jenes fuͤr ſie kaufen, und ihr bald ſo, bald an- ders ein Vergnuͤgen machen. Dadurch gerieth ich immer tiefer in Schulden. Ich rathe jedem, der dies lieſet, ja nicht auf Univerſitaͤten eine Liebſchaft zu unterhalten: es kommt nichts dabei heraus, als Skandal, und wenn ja das Ding ohne Skandal ab- geht; ſo ſind Schulden allemal das Ende vom Lie- de. Die meiſten Nymphen, welche ſich mit Stu- denten abgeben, wollen von ihnen ziehen, halten es eben darum mit mehrerern, und lachen hernach die geprellten Mosjees in die Fauſt aus. Ich wußte das Ding recht gut, und ließ mich doch prellen: denn meine Liebſchaft mit Gretchen Krauskopf war nichts weniger, als ſolide. An dem Hrn. Regierungsrath Schlettwein, welcher dieſen Sommer nebſt dem armen Suͤnder, Breitenſtein, Profeſſor in Gießen geworden

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/247>, abgerufen am 03.05.2024.