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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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und von ganzer Seele verabscheute q). Er mußte
um drei Uhr eine Vorlesung halten, und er erlaubte
mir, derselben beizuwohnen. Es waren ohngefähr
acht Seminaristen gegenwärtig. Er las Scripturi-
stik; aber ich konnte leider von der heillosen Postillen-
Exegese, wobei auch nicht ein gescheuter Gedanke,
nicht ein liberales Urtheil vorkam, nichts verstehen,
noch weniger gebrauchen.

Dieser Herr Goldhagen hat Gellerts Moral
mit den Schlüssen der Trientischen Synode zu ver-
einigen gesucht, und hat eine Ausgabe des neuen
Testaments veranstaltet, wo er aus den Varianten,
die Mill und Wetstein gesammelt haben, bewei-
sen will, daß die Vulgata latina ächter sey, als der
griechische Text r). O sancta simplicitas! Er ist

q) Voltaire sagt im Mädchen von Orleans, oder läßt
vielmehr den Pater Grisburdon sagen: die ganze Hölle
sey voller Heiligen. Die hier genannten finden sich ge-
wiß auch da. Ihr Leben war, ihrer sonstigen Heilig-
keit unbeschadet, voller Greuel.
r) Wie wenn der auch so ächt wäre! Wo sollten die
Verfasser des Neuen Testaments, die größtentheils Ju-
den vom gemeinen Schlage waren, so viel ausländi-
sche Sprachkenntniß gesammelt haben, um ihre Denk-
würdigkeiten in griechischer Sprache aufzuzeich-
nen? -
Erster Theil. P

und von ganzer Seele verabſcheute q). Er mußte
um drei Uhr eine Vorleſung halten, und er erlaubte
mir, derſelben beizuwohnen. Es waren ohngefaͤhr
acht Seminariſten gegenwaͤrtig. Er las Scripturi-
ſtik; aber ich konnte leider von der heilloſen Poſtillen-
Exegeſe, wobei auch nicht ein geſcheuter Gedanke,
nicht ein liberales Urtheil vorkam, nichts verſtehen,
noch weniger gebrauchen.

Dieſer Herr Goldhagen hat Gellerts Moral
mit den Schluͤſſen der Trientiſchen Synode zu ver-
einigen geſucht, und hat eine Ausgabe des neuen
Teſtaments veranſtaltet, wo er aus den Varianten,
die Mill und Wetſtein geſammelt haben, bewei-
ſen will, daß die Vulgata latina aͤchter ſey, als der
griechiſche Text r). O ſancta ſimplicitas! Er iſt

q) Voltaire ſagt im Maͤdchen von Orleans, oder laͤßt
vielmehr den Pater Grisburdon ſagen: die ganze Hoͤlle
ſey voller Heiligen. Die hier genannten finden ſich ge-
wiß auch da. Ihr Leben war, ihrer ſonſtigen Heilig-
keit unbeſchadet, voller Greuel.
r) Wie wenn der auch ſo aͤcht waͤre! Wo ſollten die
Verfaſſer des Neuen Teſtaments, die groͤßtentheils Ju-
den vom gemeinen Schlage waren, ſo viel auslaͤndi-
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nen? –
Erſter Theil. P
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[225/0239] und von ganzer Seele verabſcheute q). Er mußte um drei Uhr eine Vorleſung halten, und er erlaubte mir, derſelben beizuwohnen. Es waren ohngefaͤhr acht Seminariſten gegenwaͤrtig. Er las Scripturi- ſtik; aber ich konnte leider von der heilloſen Poſtillen- Exegeſe, wobei auch nicht ein geſcheuter Gedanke, nicht ein liberales Urtheil vorkam, nichts verſtehen, noch weniger gebrauchen. Dieſer Herr Goldhagen hat Gellerts Moral mit den Schluͤſſen der Trientiſchen Synode zu ver- einigen geſucht, und hat eine Ausgabe des neuen Teſtaments veranſtaltet, wo er aus den Varianten, die Mill und Wetſtein geſammelt haben, bewei- ſen will, daß die Vulgata latina aͤchter ſey, als der griechiſche Text r). O ſancta ſimplicitas! Er iſt q) Voltaire ſagt im Maͤdchen von Orleans, oder laͤßt vielmehr den Pater Grisburdon ſagen: die ganze Hoͤlle ſey voller Heiligen. Die hier genannten finden ſich ge- wiß auch da. Ihr Leben war, ihrer ſonſtigen Heilig- keit unbeſchadet, voller Greuel. r) Wie wenn der auch ſo aͤcht waͤre! Wo ſollten die Verfaſſer des Neuen Teſtaments, die groͤßtentheils Ju- den vom gemeinen Schlage waren, ſo viel auslaͤndi- ſche Sprachkenntniß geſammelt haben, um ihre Denk- wuͤrdigkeiten in griechiſcher Sprache aufzuzeich- nen? – Erſter Theil. P

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/239>, abgerufen am 21.11.2024.