hat auch die vorige Herbstmesse eine sehr üble Folge für einen Hallischen Professor gehabt. Ein Student hatte nämlich die jüdische Geschichte, so wie sie Hr. D.Knapp vortrug, nachgeschmiert, und sie her- nach in Leipzig drucken lassen. Und das wird, wie ich befürchte, noch öfter geschehen. Mit den exege- tischen Heften des Hn. D.Nösselt, und der The- rapie des seel. Oberbergraths Goldhageni) ist es nicht besser gegangen. -- Außerdem rechnet der Nach- schmierer auf das Bleibende seiner Hefte, und verschiebt eben darum das Durchdenken und Wiederholen -- oft bis zur Ewigkeit. Einige schreiben auch zu schnell nach, um ihr Gekratztes dereinst nicht selbst eckelhaft oder unleserlich zu finden. In Gießen möchte der Abdruck der Hefte freilich nicht zu befürchten seyn, wenn auch alles nachgeschrieben würde: denn wel- cher Verleger würde wohl die Vorlesungen eines Hrn. Bechtolds, Schmids u. a. in Verlag nehmen?
i) Herr Böhm, ein Arzt und Herr Hecker, jetzt Pro- fessor der Medicin zu Erfurt, haben sich hieran zu Rit- tern geschlagen; doch der letztere mit mehr Verdienst, als der erstere.
hat auch die vorige Herbſtmeſſe eine ſehr uͤble Folge fuͤr einen Halliſchen Profeſſor gehabt. Ein Student hatte naͤmlich die juͤdiſche Geſchichte, ſo wie ſie Hr. D.Knapp vortrug, nachgeſchmiert, und ſie her- nach in Leipzig drucken laſſen. Und das wird, wie ich befuͤrchte, noch oͤfter geſchehen. Mit den exege- tiſchen Heften des Hn. D.Noͤſſelt, und der The- rapie des ſeel. Oberbergraths Goldhageni) iſt es nicht beſſer gegangen. — Außerdem rechnet der Nach- ſchmierer auf das Bleibende ſeiner Hefte, und verſchiebt eben darum das Durchdenken und Wiederholen — oft bis zur Ewigkeit. Einige ſchreiben auch zu ſchnell nach, um ihr Gekratztes dereinſt nicht ſelbſt eckelhaft oder unleſerlich zu finden. In Gießen moͤchte der Abdruck der Hefte freilich nicht zu befuͤrchten ſeyn, wenn auch alles nachgeſchrieben wuͤrde: denn wel- cher Verleger wuͤrde wohl die Vorleſungen eines Hrn. Bechtolds, Schmids u. a. in Verlag nehmen?
i) Herr Boͤhm, ein Arzt und Herr Hecker, jetzt Pro- feſſor der Medicin zu Erfurt, haben ſich hieran zu Rit- tern geſchlagen; doch der letztere mit mehr Verdienſt, als der erſtere.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0117"n="103"/>
hat auch die vorige Herbſtmeſſe eine ſehr uͤble Folge<lb/>
fuͤr einen Halliſchen Profeſſor gehabt. Ein Student<lb/>
hatte naͤmlich die juͤdiſche Geſchichte, ſo wie ſie Hr.<lb/><hirendition="#aq">D.</hi><hirendition="#g">Knapp</hi> vortrug, nachgeſchmiert, und ſie her-<lb/>
nach in Leipzig drucken laſſen. Und das wird, wie<lb/>
ich befuͤrchte, noch oͤfter geſchehen. Mit den exege-<lb/>
tiſchen Heften des Hn. <hirendition="#aq">D.</hi><hirendition="#g">Noͤſſelt</hi>, und der The-<lb/>
rapie des ſeel. Oberbergraths <hirendition="#g">Goldhagen</hi><noteplace="foot"n="i)">Herr <hirendition="#g">Boͤhm</hi>, ein Arzt und Herr <hirendition="#g">Hecker</hi>, jetzt Pro-<lb/>
feſſor der Medicin zu Erfurt, haben ſich hieran zu Rit-<lb/>
tern geſchlagen; doch der letztere mit mehr Verdienſt,<lb/>
als der erſtere.</note> iſt es<lb/>
nicht beſſer gegangen. — Außerdem rechnet der Nach-<lb/>ſchmierer auf das Bleibende ſeiner Hefte, und verſchiebt<lb/>
eben darum das Durchdenken und Wiederholen —<lb/>
oft bis zur Ewigkeit. Einige ſchreiben auch zu ſchnell<lb/>
nach, um ihr Gekratztes dereinſt nicht ſelbſt eckelhaft<lb/>
oder unleſerlich zu finden. In Gießen moͤchte der<lb/>
Abdruck der Hefte freilich nicht zu befuͤrchten ſeyn,<lb/>
wenn auch alles nachgeſchrieben wuͤrde: denn wel-<lb/>
cher Verleger wuͤrde wohl die Vorleſungen eines Hrn.<lb/>
Bechtolds, Schmids u. a. in Verlag nehmen?</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[103/0117]
hat auch die vorige Herbſtmeſſe eine ſehr uͤble Folge
fuͤr einen Halliſchen Profeſſor gehabt. Ein Student
hatte naͤmlich die juͤdiſche Geſchichte, ſo wie ſie Hr.
D. Knapp vortrug, nachgeſchmiert, und ſie her-
nach in Leipzig drucken laſſen. Und das wird, wie
ich befuͤrchte, noch oͤfter geſchehen. Mit den exege-
tiſchen Heften des Hn. D. Noͤſſelt, und der The-
rapie des ſeel. Oberbergraths Goldhagen i) iſt es
nicht beſſer gegangen. — Außerdem rechnet der Nach-
ſchmierer auf das Bleibende ſeiner Hefte, und verſchiebt
eben darum das Durchdenken und Wiederholen —
oft bis zur Ewigkeit. Einige ſchreiben auch zu ſchnell
nach, um ihr Gekratztes dereinſt nicht ſelbſt eckelhaft
oder unleſerlich zu finden. In Gießen moͤchte der
Abdruck der Hefte freilich nicht zu befuͤrchten ſeyn,
wenn auch alles nachgeſchrieben wuͤrde: denn wel-
cher Verleger wuͤrde wohl die Vorleſungen eines Hrn.
Bechtolds, Schmids u. a. in Verlag nehmen?
i) Herr Boͤhm, ein Arzt und Herr Hecker, jetzt Pro-
feſſor der Medicin zu Erfurt, haben ſich hieran zu Rit-
tern geſchlagen; doch der letztere mit mehr Verdienſt,
als der erſtere.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/117>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.