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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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hat auch die vorige Herbstmesse eine sehr üble Folge
für einen Hallischen Professor gehabt. Ein Student
hatte nämlich die jüdische Geschichte, so wie sie Hr.
D. Knapp vortrug, nachgeschmiert, und sie her-
nach in Leipzig drucken lassen. Und das wird, wie
ich befürchte, noch öfter geschehen. Mit den exege-
tischen Heften des Hn. D. Nösselt, und der The-
rapie des seel. Oberbergraths Goldhagen i) ist es
nicht besser gegangen. -- Außerdem rechnet der Nach-
schmierer auf das Bleibende seiner Hefte, und verschiebt
eben darum das Durchdenken und Wiederholen --
oft bis zur Ewigkeit. Einige schreiben auch zu schnell
nach, um ihr Gekratztes dereinst nicht selbst eckelhaft
oder unleserlich zu finden. In Gießen möchte der
Abdruck der Hefte freilich nicht zu befürchten seyn,
wenn auch alles nachgeschrieben würde: denn wel-
cher Verleger würde wohl die Vorlesungen eines Hrn.
Bechtolds, Schmids u. a. in Verlag nehmen?



i) Herr Böhm, ein Arzt und Herr Hecker, jetzt Pro-
fessor der Medicin zu Erfurt, haben sich hieran zu Rit-
tern geschlagen; doch der letztere mit mehr Verdienst,
als der erstere.

hat auch die vorige Herbſtmeſſe eine ſehr uͤble Folge
fuͤr einen Halliſchen Profeſſor gehabt. Ein Student
hatte naͤmlich die juͤdiſche Geſchichte, ſo wie ſie Hr.
D. Knapp vortrug, nachgeſchmiert, und ſie her-
nach in Leipzig drucken laſſen. Und das wird, wie
ich befuͤrchte, noch oͤfter geſchehen. Mit den exege-
tiſchen Heften des Hn. D. Noͤſſelt, und der The-
rapie des ſeel. Oberbergraths Goldhagen i) iſt es
nicht beſſer gegangen. — Außerdem rechnet der Nach-
ſchmierer auf das Bleibende ſeiner Hefte, und verſchiebt
eben darum das Durchdenken und Wiederholen —
oft bis zur Ewigkeit. Einige ſchreiben auch zu ſchnell
nach, um ihr Gekratztes dereinſt nicht ſelbſt eckelhaft
oder unleſerlich zu finden. In Gießen moͤchte der
Abdruck der Hefte freilich nicht zu befuͤrchten ſeyn,
wenn auch alles nachgeſchrieben wuͤrde: denn wel-
cher Verleger wuͤrde wohl die Vorleſungen eines Hrn.
Bechtolds, Schmids u. a. in Verlag nehmen?



i) Herr Boͤhm, ein Arzt und Herr Hecker, jetzt Pro-
feſſor der Medicin zu Erfurt, haben ſich hieran zu Rit-
tern geſchlagen; doch der letztere mit mehr Verdienſt,
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[103/0117] hat auch die vorige Herbſtmeſſe eine ſehr uͤble Folge fuͤr einen Halliſchen Profeſſor gehabt. Ein Student hatte naͤmlich die juͤdiſche Geſchichte, ſo wie ſie Hr. D. Knapp vortrug, nachgeſchmiert, und ſie her- nach in Leipzig drucken laſſen. Und das wird, wie ich befuͤrchte, noch oͤfter geſchehen. Mit den exege- tiſchen Heften des Hn. D. Noͤſſelt, und der The- rapie des ſeel. Oberbergraths Goldhagen i) iſt es nicht beſſer gegangen. — Außerdem rechnet der Nach- ſchmierer auf das Bleibende ſeiner Hefte, und verſchiebt eben darum das Durchdenken und Wiederholen — oft bis zur Ewigkeit. Einige ſchreiben auch zu ſchnell nach, um ihr Gekratztes dereinſt nicht ſelbſt eckelhaft oder unleſerlich zu finden. In Gießen moͤchte der Abdruck der Hefte freilich nicht zu befuͤrchten ſeyn, wenn auch alles nachgeſchrieben wuͤrde: denn wel- cher Verleger wuͤrde wohl die Vorleſungen eines Hrn. Bechtolds, Schmids u. a. in Verlag nehmen? i) Herr Boͤhm, ein Arzt und Herr Hecker, jetzt Pro- feſſor der Medicin zu Erfurt, haben ſich hieran zu Rit- tern geſchlagen; doch der letztere mit mehr Verdienſt, als der erſtere.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/117>, abgerufen am 21.11.2024.